Der Spaziergang mit Andreas Freund (rechts) führt durch die Altstadt. Foto: KS-Images.de

Kandidat Andreas Freund hat in Marbach bereits zwei Projekte verwirklicht. Nun möchte er die Stadt mitgestalten.    

Der Startpunkt unseres Spaziergangs liegt inmitten der Marbacher Altstadt, und ist doch versteckt. Im unteren Bereich der Marktstraße treffen wir uns in einer kurzen Seitengasse, in der sich an der Stadtmauer zwischen Fachwerkbauten ein Gästehaus befindet – jenes, das Andreas Freund in den vergangenen Jahren aufwendig sanierte und sanieren ließ. Neben seinem Beruf als Betriebsrat vergoss der 42-Jährige hier gerade an Samstagen Schweiß und brachte das Gebäude so optisch und energetisch auf einen modernen Stand. „Am Anfang habe ich viel selbst getan und dabei viel gelernt“, sagt Andreas Freund, den Freunde und Bekannte unterstützten, ehe er dann weitere Unterstützung holte, als klar war, man müsse allmählich fertig werden. 

Inzwischen ist das Großprojekt abgeschlossen. Empfängt die Familie im Haus „Neckarblick“ derzeit vor allem Bauarbeiter, so übernachten hier außerhalb von Coronazeiten auch Touristen aus China, Japan oder Amerika, aber auch Studenten und Professoren. Die Schillerhöhe mit ihren Einrichtungen ist der große Anziehungspunkt. „Da ist Marbach gut aufgestellt“, so Freund. Was er beim Hauskauf noch nicht wissen konnte: Aus dem Gebäude überblickt man das Hauptgelände der Gartenschau am Neckar, die 2033 nach Marbach und Benningen kommen wird und in der Andreas Freund ein großes Potenzial sieht, um daraus einen Nutzen für die Stadt ziehen zu können.

Nachdem der 42-Jährige mit seiner Frau zusätzlich in der Bärengasse einen  E-Bike- und E-Scooter-Verleih samt einer kleinen christlichen Bücherei ansiedelte, soll mit dem Amt des Bürgermeisters quasi das nächste Projekt folgen. „Ich würde Marbach gerne gestalten und es in neuem Glanz erstrahlen lassen. Diese Stadt hat das auch verdient“, sagt der zweifache Vater, der nach den anderen, inzwischen erfolgreich abgeschlossenen Vorhaben an sich den Anspruch hat, dass es „weitergeht“. Sowieso habe er immer einen eigenen Antrieb und in der Hinsicht nicht die ruhigste Art, wie er auf die Frage nach seinen Schwächen antwortet. „Wenn man  das denn als Schwäche sieht.“ Als Betriebsrat habe er mit der Zeit aber gelernt, lieber noch mal einen Schritt zurückzugehen, um ein Thema von einer anderen Ebene zu betrachten, statt etwas zu überstürzen.

Unser Spaziergang führt durch die Holdergassen, durch die Stadtmauer hindurch und über einen Pfad hinunter zum Cottaplatz, an dem Andreas Freund auf den Verkehr als ein Marbacher Dauerthema aufmerksam macht. Von dort geht es hinauf in die Fußgängerzone, deren Lebendigkeit er verstärken möchte und bei der ihm für die bevorstehende Sanierung viele Fragen aufkommen, auf die Antworten gefunden werden müssten.

Im Rathaus würde sich Andreas Freund, so seine Vorstellung, als Teamplayer einbringen – was er auch als eine seiner Stärken angibt. Seine Umgangsform im jetzigen Berufsumfeld ist oft locker, mit Professoren und Doktoren ist er genauso per Du wie mit Leiharbeitern. „Als Bürgermeister muss ich nicht immer der Wichtigste sein, ich kann mich auch zurücknehmen“, sagt Andreas Freund. Heißt auch: Den Bürgern möchte er mehr Möglichkeiten bieten, sich einzubringen. Mit Workshops. „Ich höre immer wieder, dass die Menschen hier zwar die Möglichkeit haben, sich vor der Umsetzung eines Themas einzubringen. Wenn das Konzept steht, erfahren sie aber nichts mehr. Dabei findet die wichtigste Kommunikation in meinen Augen statt, wenn ein Thema kurz davor steht, auf den Endstand gebracht zu werden.“ Was die Bürgerbeteiligung zu Beginn eines Projekts natürlich nicht ausschließen soll.

Um gemeinsam Ideen zu generieren kann er sich so zum Beispiel vorstellen, eine Plattform zu schaffen, auf der es um die Unterstützung der Unternehmen in der  Stadt geht. Egal, ob diese neu hinzukommen oder gehalten werden sollen. „Wenn die Bürger da entsprechend beteiligt sind, stellt sich die Standortfrage für die Unternehmen dann vielleicht gar nicht mehr.“ Klar für Andreas Freund ist jedenfalls, dass die Gewerbesteuer steigen müsse und dass es dafür neue Ideen statt ein reines Verwalten braucht. „Ein Weiter So wäre da der falsche Weg.“ Auch beispielsweise für das Parkplatzproblem im Hörnle könne er sich die Beteiligung der Bewohner vorstellen.

Die Frage, wie er seine Freizeit gerne verbringt, ist schnell beantwortet: Mit seiner Familie, die mit der Schillerstadt zwar viele Berührungspunkte hat, mit der er aber in Affalterbach lebt. Vorhanden ist die gemeinsame Zeit vor allem an Wochenenden, auch wenn es samstags heißt, die Wohnung zu säubern. Aber auch nach Feierabend und seiner staubehafteten Rückfahrt von seiner Arbeitsstätte in Sindelfingen. Die viele Zeit im Auto hat er dabei zu nutzen gelernt, oft legt er Telefonate bewusst in diese Zeit. „Das ist dann für beide Seiten ganz konstruktiv.“

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