Der Spaziergang mit Dennis Rickert (rechts) führt zum Krankenhaus. Foto: KS-Images.de

Für Kandidat Dennis Rickert ist die Art seines Wahlkampfes ein Mittel zum Zweck. Politik als großes Hobby.

Politik, das ist nicht nur der Studiengang von Dennis Rickert an der Hochschule in Ludwigsburg, sondern, wie er sagt, auch sein Hobby. Eigentlich jeden Abend setze er  sich gemeinsam mit seinen Mitbewohnern mit politischen Themen und der Politik selbst auseinander. „Wir sprechen darüber, was gerade schlecht läuft und was besser werden könnte“, sagt der 25-Jährige. Sozialpolitik, Gerechtigkeit und Basisdemokratie liegen ihm dabei, ganz im Gegensatz zum Kapitalismus, besonders am Herzen. Er möchte  als Bürgermeister auch „nicht regieren“, sondern er setzt auf eine Selbstverwaltung der Bürger, die sich damit noch mehr einbringen könnten.

Unser Spaziergang beginnt in der Oberen Holdergasse, in der Dennis Rickert wohnte, als er den Beruf des Verwaltungsfachwirts bei der Polizei erlernte und bevor er nach Ludwigsburg zog. Sowohl über die Stadt Marbach als auch ihre Menschen spricht er im Positiven. Auf unserer Runde durch die Altstadt hinüber zum Krankenhaus erläutert er  seine politischen Ansichten dann detaillierter. Spricht davon, dass Politikverdrossenheit ein Privileg ist, das nur auftrete, wenn es uns zu gut gehe. Und davon, dass wir in einem System der Ausbeutung leben – sowohl, was finanziell schlecht gestellte Menschen, aber auch was Natur und Umwelt angeht. Das Tierwohl liegt dem Hundebesitzer besonders am Herzen, was er damit unterstreicht, sich vegan zu ernähren. Er arbeitet nebenher im vegetarischen Restaurant Amaranth in Marbach, das wir ebenfalls passieren. Für die Natur setzte er sich etwa im Dannenröder Forst ein, um gegen den Bau einer Autobahn zu protestieren. Frei nach Schiller, den er bei diesem Thema mit dem in Marbach wohlbekannten Zitat wiedergibt: „Der gebildete Mensch macht die Natur zu seinem Freund“.

Was Dennis Rickert zu keinem gewöhnlichen Kandidat werden lässt, ist vor allem die Art, wie er seine Anliegen vermittelt. Er setzt auf das Mittel der Satire. „Und damit ist nicht Comedy gemeint“, betont er. Rickert wählt damit denselben Weg wie seine Mitstreiter in Die Partei, der er angehört und deren Vorsitzender er in der im vergangenen Sommer gegründeten Ortsgruppe in Ludwigsburg ist. 15 aktive Mitglieder zählt diese inzwischen. Für Die Partei wird er im März im Wahlkreis Bietigheim-Bissingen auch für den Landtag kandidieren. Bei der Satire gehe es, so erläutert er, darum, Kritik zu üben, und irgendwie auch darum, das Vorhandene besser zu ertragen. Mit den sonst bekannten Parteien jedenfalls kann er sich nicht identifizieren. In Sekundenschnelle fallen ihm zu jeder Partei Kritikpunkte ein.

Wenig hält Dennis Rickert auch von Floskeln und „Geschwafel“ in der Politik. Stattdessen geht er kurzerhand als selbst ernannter Favorit ins Rennen.  Ein Favorit, dem auf Nachfrage keine nennenswerten Schwächen einfallen, „außer dass ich es den Menschen vielleicht zu sehr recht machen möchte und dass ich vielleicht zu modern für Marbach bin“. In der Schillerstadt sei ja doch manches eingesessen. Während wir uns beim Spaziergang also normal unterhalten, schlüpft der 25-Jährige zwischenzeitlich immer wieder in seine Satire-Rolle, sobald die Kamera läuft, vor der er die Fragen fürs parallel veröffentlichte Video beantwortet.

Die besondere Aufmerksamkeit, die die Satire und ausgefallene Wahlkampfthemen wie ein biersprudelnder Brunnen in der Altstadt hervorrufen könnte, ist für Dennis Rickert vor allem Mittel zum Zweck, „damit  soziale Themen überhaupt im Diskurs bleiben“, wie er klar macht. Dass es ihm eigentlich gar nicht um die Aufmerksamkeit, sondern um die Sache und Verbesserung zu gehen scheint, zeigte die vergangene Woche, als er mit Mitstreitern knapp drei Stunden lang, unbeachtet von der Öffentlichkeit, vor dem Marba-cher Krankenhaus ausharrte und Süßigkeiten verteilte – unter dem Motto: „Prämien für die Pflegenden, Klatschen für die Regierung“. Obwohl „es bei einem Krankenhaus nicht viele Stimmen zu holen gibt“, ist sich Dennis Rickert bewusst. Passanten habe man über die Lage informiert, die Pflegenden selbst seien von der Aktion begeistert gewesen, so der Kandidat. Auch unser Spaziergang führt zum Krankenhaus, bevor es wieder zurück in Richtung Altstadt geht.

Zu seinen Stärken zählt Dennis Rickert neben dem Wissen über Verwaltung und seine politische Erfahrung, vor allem Empathie, weshalb in Marbach mit ihm als Bürgermeister gutes Miteinander und Respekt zueinander grundlegend sein sollen. Bleibt die Frage: Wie verbringt der Ludwigsburger seine Freizeit, wenn es nicht um Politik geht? Nun, da ist sein Hund, mit dem er gerne spielt. Dann treibt er Sport und er pflegt und hegt einen Bonsai-Baum. „Auch wenn er gerade nicht so sprießt“, gesteht er. Ein weiteres „Hobby“ soll schon bald folgen, wenn es nach Dennis Rickert geht: „Ein guter Bürgermeister sein.“

Zur Themenseite "Bürgermeisterwahl in Marbach"

Mehr zum Thema
10 Fragen an die Kandidaten
Siebenkampf um Chefsessel im Rathaus
Jan Trost: Wenn's stressig wird, hilft Schokolade
Timo Jung: Auf dem Rudergerät wird Dampf abgelassen
Tobias Möhle: Ausgleich erfolgt beim Renovieren und Rasenmähen
Andreas Freund: Auch die lange Zeit im Verkehrsstau wird genutzt
Ulrich Raisch: Ein Musik-Kindergarten als Leuchtturm-Projekt