Der Waldkindergarten in Höpfigheim hat sich längst etabliert, vielleicht zieht Marbach mit einem vergleichbaren Betreuungsangebot bald nach. Foto: Archiv

In Marbach reichen die Betreuungsplätze zwar noch, aber die Situation spitzt sich vor allem in Rielingshausen zu. Ein spezieller Kindergarten könnte neue Kapazitäten bringen.

Marbach - Die Stadt Marbach hat in den vergangenen Jahren stetig ihr Angebot an Betreuungsplätzen ausgeweitet, hat beispielsweise im Lauerbäumle ein komplettes Kinderhaus mit mehreren Gruppen bauen lassen oder in Rielingshausen die Einrichtung Im Gässle erweitert. All diese Anstrengungen haben unterm Strich aber nur dazu geführt, dass die Plätze für 2021/22 gerade so reichen, wie die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik nun im Verwaltungsausschuss resümierte. Und speziell in Rielingshausen spitzt sich die Situation in den kommenden Monaten weiter zu. Die Kapazitäten gehen langsam, aber sicher zur Neige. „Die Kinderzahlen steigen deutlich an, insbesondere in den Jahrgängen 2018/2019 liegen wir mit 46 Kindern fast doppelt so hoch wie im Durchschnitt der letzten vier Jahrgänge“, konstatierte Wunschik. Eine Entwicklung, auf die die Kommune mit verschiedenen Instrumenten reagieren will.

Module werden bald frei

So sollen die Überhänge im Stadtteil in dem Provisorium in der Backnanger Straße aufgefangen werden. In den Modulen sind derzeit noch die Mädchen und Jungs aus dem evangelischen Kindergarten untergebracht, weil ihr eigentliches Domizil aktuell saniert wird. Ist die Generalüberholung wie geplant im September abgeschlossen, kehren die Kids wieder in ihr angestammtes Gebäude zurück und die Container werden frei. Momentan geht die Verwaltung davon aus, dass in dem Provisorium zunächst eine neue Gruppe angesiedelt wird. Da auch der jüngste Jahrgang 2020/21 in Rielingshausen wieder überdurchschnittlich stark ist, zeichnet sich jedoch jetzt schon ab, dass 2023/24 noch eine zusätzliche Gruppe benötigt wird. Gleichwohl soll das Provisorium nach dem Auszug des evangelischen Kindergartens auf eine Gruppe zurückgebaut werden. „Eine Erweiterung ist vom Platz her und technisch problemlos möglich“, versicherte Franziska Wunschik.

Perspektivisch und für den Fall, dass sich die Kinderzahlen auf einem so hohen Niveau einpendeln sollten, hat die Stadt aber auch eine feste Lösung auf dem Schirm: einen Neubau in Rielingshausen. Bevor man in der Hinsicht allerdings Nägel mit Köpfen macht, solle die Situation beobachtet werden, empfahl Wunschik. Irgendwann, ergänzte der städtische Kindergarten-Fachmann Mathias Marmein, stehe aber dann doch die Entscheidung an, ob man eine weitere Einrichtung errichten lassen wolle oder nicht, und wenn ja: in welcher Größe.

Waldkindergarten mit Vorrang

Eine spürbare Entlastung könnte aber auch erreicht werden, ohne in Steine zu investieren: über die Etablierung eines Waldkindergartens. Jürgen Schmiedel von der SPD bekräftigte im Verwaltungsausschuss in dem Zusammenhang auch die Haltung seiner Fraktion, wonach vor einem etwaigen Neubau zwingend der Waldkindergarten kommen müsse – ob nun in Marbach oder Rielingshausen.

Diesen Ball hat die Verwaltung auch schon aufgenommen. „Damit haben wir uns intensiv beschäftigt. So könnte der Bedarf über die eine Kindergartengruppe hinaus in den Jahren 2023/24 mit maximal 20 Plätzen abgedeckt werden“, sagte Franziska Wunschik. Forcieren will die Kommune das Thema, wenn die neue Gruppe ins Provisorium in der Backnanger Straße eingezogen ist und somit wieder Manpower für andere Dinge frei wird.

Noch keine Entscheidung zu Standort

Unklar ist derzeit noch, wo der Waldkindergarten seine Zelte aufschlagen könnte, ob in der Kernstadt oder in Rielingshausen. „Die Entscheidung ist noch nicht gefallen“, sagt Wunschik auf Nachfrage. Für Marbach habe man bereits einen Standort in der Hinterhand. Das Projekt könnte unter Trägerschaft der Kommune auf den Streuobstwiesen zwischen Marbach-Süd und der Kreisstraße zum Hörnle umgesetzt werden. Das Ganze würde an diesem Standort als Naturkindergarten firmieren. Für Rielingshausen habe man auch schon Ideen, müsse aber noch prüfen, inwieweit die Areale den Vorgaben für ein solches Angebot entsprechen.

Schwierige Suche nach Personal

Ein geeigneter Standort ist aber nur eine Grundvoraussetzung, um das Vorhaben ins Rollen zu bringen. Man braucht dafür auch Personal. Und das sei derzeit ausgesprochen schwer zu finden, in der Schillerstadt wie anderswo, betonte die Marbacher Kindergartenfachberaterin Elke Vogelsang-Haase. „Es ist wirklich eklatant, es gibt einen Personalnotstand“, sagte sie. Es könne also sein, dass man alle Vorarbeiten leiste, „aber dann finden wir die Leute nicht“. Für das Kinderhaus im Lauerbäumle stehe man beispielsweise erst jetzt kurz davor, die letzte personelle Lücke zu schließen – nachdem die Einrichtung schon seit fast einem Jahr in Betrieb ist.

Kindergärten, Plätze und ein Kindernest

Kindergärten
 In der Kernstadt und im Hörnle stehen in zehn Kindergärten 533 Plätze zur Verfügung, dazu kommen zwei Einrichtungen in Rielingshausen, in denen weitere 100 Kinder betreut werden können. Zusammen mit dem Provisorium in Rielingshausen, in das bis zu 25 Mädchen und Jungs einziehen können, reicht das, um bis Juli 2022 den Bedarf zu decken.

Kleinkinder
 Krippenplätze gibt es insgesamt 125, die nach Einschätzung der Verwaltung auch ausreichen müssten, zumal in der Tagespflege 32 weitere Mädchen und Jungs betreut werden können, allein neun davon im Kindernest „Unterm Regenbogen“ in der Panoramastraße. Die bisherigen Tagesmütter hören zwar zum 1. August auf, Nachfolgerinnen wurden aber gefunden.