Ein naturnahes Betreuungsangebot wie hier in Prevorst Foto: (Archiv) Werner Kuhnle

Die SPD macht sich erneut für das naturnahe Angebot stark. Nachdem das Thema im vergangenen Jahr im Sande verlaufen war, will man es jetzt mit einem anderen Ansatz versuchen.

Marbach - Die Marbacher SPD-Fraktion hat die Verwaltung schon im vergangenen Jahr unter Druck gesetzt und gefordert, sich intensiver für die Etablierung eines Waldkindergartens auf der Gemarkung einzusetzen. Kurzzeitig schienen die Bemühungen dann sogar zu fruchten. Die Stadt rührte die Werbetrommel für das Projekt, initiierte einen Infoabend, machte sich über mögliche Standorte Gedanken. Es fand sich letztlich sogar eine Gruppe von Eltern, die sich um die Umsetzung kümmern wollte – ehe das Ganze schließlich doch im Sande verlief. Knackpunkt war wohl vor allem, dass die Mütter und Väter die Trägerschaft an sich nehmen sollten und sich in dieser Rolle überfordert fühlten. Doch so leicht will die SPD nicht die Flinte ins Korn werfen. Die Sozialdemokraten beantragen nun, den Waldkindergarten schnellstmöglich einzurichten, und zwar unter städtischer Trägerschaft.

„Wir fanden das Vorgehen im vergangenen Jahr sehr, sehr unglücklich, als man das komplett auf diese 20 Familien, die sich zusammengefunden hatten, übertragen hat“, begründete der Fraktionsvorsitzende Ernst Morlock den Vorstoß in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Zwei Erzieherinnen hätten sogar gerne bei dem Projekt mitgewirkt, wollten aber nicht als Angestellte eines Vereins tätig werden und im Gegenzug ihre sichere Anstellung bei einer Kommune aufgeben. Insofern plädiere die SPD dafür, dass die Stadt die Federführung an sich reißt, fasste Ernst Morlock zusammen.

„Wir sollten das Thema Waldkindergarten in städtischer Trägerschaft nicht aus dem Auge verlieren, wenn wir zusätzliche Betreuungsplätze schaffen müssen“, pflichtete Jochen Biesinger von der CDU im Grundsatz bei. Denn dadurch könne man Investitionen und Folgekosten vermeiden, die mit dem Bau eines klassischen Kindergartens verbunden wären. Dieses Argument wirft auch die SPD in die Waagschale. „Betrachtet man die finanzielle Seite genauer, so kann man feststellen, dass der Bau einer Kindergartengruppe 800 000 bis eine Million Euro kostet. Die Einrichtung einer Waldkindergartengruppe ist vergleichsweise wesentlich günstiger“, heißt es in dem Antrag der Genossen.

„Inhaltlich stehe ich voll hinter einem Waldkindergarten, das ist eine tolle Sache“, sagte die Marbacher Kindergartenfachberaterin Elke Vogelsang-Haase im Hinblick auf die Forderung der Sozialdemokraten. Ihre Kapazitäten seien derzeit allerdings komplett erschöpft. „Ich kann gerade nicht mehr machen“, stellte sie fest. Das bestätigte der Bürgermeister Jan Trost. Priorität habe aktuell, das neue Kinderhaus im Lauerbäumle ins Laufen zu bringen, das momentan in der Kernerstraße errichtet wird und nach Möglichkeit im Sommer seinen Betrieb aufnehmen soll. Dafür müsse man 15 Erzieherinnen finden. „Das ist eine Herausforderung, die zusammenzubekommen“, betonte Jan Trost. Im Anschluss könne man sich aber tatsächlich dem Thema Waldkindergarten widmen.

Wobei Elke Vogelsang-Haase anklingen ließ, dass die Personalakquirierung für das neue Haus in der Kernerstraße mit dem anvisierten Betriebsbeginn im Sommer womöglich nicht beendet sein wird. Man habe noch nicht alle Positionen besetzt, erklärte sie. „Wir hoffen, dass wir es zumindest bis zum Herbst hinbekommen“, fügte sie hinzu.

Die Stadt bekommt hier wie andere Kommunen auch zu spüren, dass der Markt an Erzieherinnen ziemlich leer gefegt ist. Vogelsang-Haase bestätigte auch die Aussage von Ernst Morlock, wonach die Engpässe teilweise zu eingeschränkten Öffnungszeiten in Marbacher Einrichtungen geführt haben. „Zum Glück waren die städtischen Kindergärten noch nicht betroffen, sondern die freien Träger“, meinte die Fachfrau. Allerdings mache es das natürlich nicht besser. „Wenn man aber das Personal nicht hat und hohe Krankheitsraten oder ein Beschäftigungsverbot von schwangeren Mitarbeitern hat, ist man relativ machtlos. Da kann man nichts machen“, betonte Vogelsang-Haase.