Der Ortschaftsrat hat Zweifel, ob die Sanierung des evangelischen Kindergartens der richtige Weg ist. Foto: Werner Kuhnle

Die Unzufriedenheit in Rielingshausen über die Situation wächst. Prognosen sagen für die nahe Zukunft ein Defizit an 20 Plätzen voraus. Deshalb fordert die Stadt nun per Antrag zum Handeln auf.

Marbach-Rielingshausen - Die Entscheidung über die Zukunft des evangelischen Kindergartens in Rielingshausen war vor einigen Monaten schon einmal vom Ortschaftsrat vertagt worden. Zu viel Klärungsbedarf bestand nach Ansicht des Gremiums, als dass man einer Generalsanierung zustimmen wollte. Im Hintergrund schwirrte dabei immer die Frage herum, ob ein Neubau nicht sinnvoller wäre, um dann auch in Sachen Kapazitäten nachzulegen. Doch am Ende fielen die Würfel zugunsten der Renovierung, weil auf dem Gelände zu wenig Spielraum für eine Aufstockung bestand und das Nachbargrundstück nicht zu bekommen war. Allerdings drohte das Vorhaben am Montagabend erneut zu kippen, als die Vergabe erster Arbeiten anstand. Mehrere Mitglieder der Runde äußerten Zweifel, ob die Sanierung wirklich der richtige Schritt ist. Erst nach längerer Diskussion und bei vier Enthaltungen rang man sich dazu durch, den fahrenden Zug nicht aufzuhalten.

Die neuerlichen Bedenken an dem Projekt rührten von den aktuellen Prognosen zum Bedarf. Demnach fehlen im Betriebsjahr 2022/23 in Rielingshausen 20 Betreuungsplätze. „Wir hätten damit Argumente, die Ausschreibung aufzuheben“, sagte Jochen Biesinger von der CDU. Denn die angestrebte Sanierung entspreche nicht mehr dem, was benötigt werde. „Ich hätte mir gewünscht, dass wir hier etwas weitsichtiger unterwegs gewesen wären“, befand Biesinger. Er brachte deshalb die Möglichkeit ins Spiel, die fehlenden Plätze über einen Neubau und ein zusätzliches Geschoss an selber Stelle aufzufangen. „Wir machen hier eigentlich einen Fehler“, resümierte Biesinger – und erntete dabei Applaus von den Zuschauerrängen, in denen auch Sara Helfmann von der Elterninitiative saß. Sie könne zwar nicht einschätzen, ob sich die Ziele auf dem Gelände verwirklichen ließen, sagte sie. „Eine Überprüfung wäre aber in Anbetracht der neuen Zahlen wohl sinnvoll“, meinte Helfmann. Mit einem Neubau habe sich schließlich planerisch bislang niemand im Detail beschäftigt.

Die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik betonte jedoch, dass ein Neubau an selber Stelle keinen Sinn ergebe. Selbst wenn man dort mehr Gruppen unterbekommen würde, sei das Areal nicht groß genug, damit dann auch alle Kinder genug Fläche zum Spielen im Freien bekommen könnten. Dieses Argument wollte jedoch Jochen Biesinger nicht gelten lassen. In der Kernstadt gebe es auch Kinderhäuser auf überschaubaren Grundstücken, die mehr als ein Geschoss hätten. „Und wenn wir das in Marbach bauen können, frage ich mich, warum das in Rielingshausen nicht geht“, sagte er.

Trotz all der neuerlichen Bedenken nahm die Runde aber Abstand davon, die Notbremse zu ziehen. Denn das hätte bedeutet, dass man letztlich länger auf die Betreuungscontainer in der Backnanger Straße angewiesen wäre. „Wenn wir jetzt diesen Kindergarten nicht restaurieren, zieht sich das und wir haben erst in fünf Jahren einen neuen Kindergarten“, gab Ortsvorsteher Jens Knittel zu bedenken. Zudem war sich das Gremium einig, dass aus dem Provisorium, in dem Spitzen aufgefangen werden können und die Mädchen und Jungs aus dem evangelischen Kindergarten während der dortigen Sanierung unterkommen, keine Dauereinrichtung werden soll. Stefan Heß von den Freien Wählern plädierte vor dem Hintergrund ebenfalls dafür, die Sache durchzuziehen. „Wir sollten aber auch schnellstmöglich in die Planungen für einen weiteren Standort einsteigen und für die jetzt auf dem Tisch liegenden Zahlen eine Lösung finden“, betonte er.

Das war ganz im Sinne der SPD, die diese Forderung auch in einen Antrag goss. Die Stadt solle sich rasch um einen Standort für einen neuen, dann dritten Kindergarten bemühen, erklärte Nikolai Häußermann. Zumal bei dem drohenden Defizit von 20 Plätzen noch nicht einmal die Ausweisung des Neubaugebiets Keltergrund eingearbeitet sei, in dem viele junge Familien erwartet werden. Der Sozialdemokrat meinte zudem, dass mehr Plätze für unter Dreijährige zur Verfügung gestellt werden müssten. Um einen Kredit für eine Immobilie abzahlen zu können, müssten heutzutage beide Elternteile arbeiten. Entsprechend brauche man Angebote an Einrichtungen, in denen die Kinder in der Zeit betreut werden. Häußermann mahnte zudem für die SPD an, einen weiteren Standort für Container zu suchen. Denn die vorhandenen Module in der Backnanger Straße würden nicht ausreichen, wenn sich die Sanierung des evangelischen Kindergartens verzögere.

Ein Beschluss zu dem SPD-Antrag erfolgte noch nicht. Franziska Wunschik deutete allerdings schon an, dass weitere Provisorien nicht benötigt werden und der Zeitplan beim evangelischen Kindergarten eingehalten wird. „Ich gehen davon aus, dass wir im September 2021 mit der Sanierung fertig sein werden“, sagte sie. Und dann wären die Module frei, um etwaige Überhänge abzufedern. Auf Nachfrage beteuert Wunschik zudem, dass das erwartete Defizit an Kindergartenplätzen schon beim Votum zur Generalsanierung bekannt gewesen sei, jetzt also keine neuen Fakten auf dem Tisch lägen, wie einige Räte meinten. Keinen Hehl machte Wunschik daraus, dass die Stadt einen weiteren Kindergarten braucht, wenn der Keltergrund realisiert wird. Die Standortdiskussion soll im Zusammenhang mit der Ausweisung des Gebiets geführt werden.

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