Wenn der evangelische Kindergarten saniert ist, dürfte sich die Situation wieder entspannen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Nach dem Geschmack von Müttern und Vätern müsste die Stadt in Rielingshausen mehr Kindergartenplätze bereitstellen und die Planungen für einen Waldkindergarten forcieren. Beide Themen will die Kommune anpacken.

Marbach - Nachdem die Diskussion um die aus Sicht der Eltern unzureichenden Kapazitäten an Kindergartenplätzen in Rielingshausen zuletzt verstummt war, ist das Thema nun im Ortschaftsrat wieder hochgekocht. „Wir stellen fest, dass die Situation, gelinde gesagt, sehr angespannt ist“, monierte ein Vater in der Bürgerfragestunde. Und was bislang an Vorschlägen präsentiert wurde, reiche nicht aus, um den Bedarf in den nächsten Jahren zu decken. In dem Zusammenhang erkundigte sich der Mann auch noch, was denn aus den Plänen für einen Waldkindergarten geworden sei. Zudem wollte er insgesamt wissen, was die Stadt unternehmen wolle, um das Problem zeitnah in den Griff zu bekommen.

Sanierung steht vor Abschluss

Der Ortsvorsteher Jens Knittel sendete daraufhin das Signal aus, dass sich die Situation schon bald entspannen müsste. Er berichtete, dass die Sanierung des evangelischen Kindergartens im Lauf des Septembers abgeschlossen sein dürfte. Die Mädchen und Jungs könnten dann wieder aus dem Provisorium in der Backnanger Straße zurück in ihr eigentliches Domizil ziehen. Dadurch gebe es zugleich frische Kapazitäten in dem Modulbau. Dort kann dann eine neue Gruppe untergebracht werden. Somit würden etwaige Überhänge aufgefangen, sagte der Bürgermeister Jan Trost auf Nachfrage.

Mathias Marmein, der bei der Stadt fürs Kindergartenwesen zuständig ist, machte außerdem in der Sitzung klar, dass das Thema Waldkindergarten keineswegs zu den Akten gelegt worden sei. Man wolle nur zuerst die neue Gruppe im Provisorium etablieren. Anschließend könne man sich darum bemühen, einen Waldkindergarten ans Laufen zu bekommen. Die Trägerschaft werde die Stadt übernehmen, kündigte Franziska Wunschik, die Erste Beigeordnete, an. Wobei man natürlich auch nichts dagegen einzuwenden hätte, wenn die Eltern selbst sich um das Projekt kümmern würden.

Bedarf für Neubau

Mathias Marmein beteuerte zudem, dass die Stadt auch den bereits angekündigten Neubau eines weiteren Kindergartens nicht aus den Augen verloren habe. „Wir haben festgestellt, dass dafür ein Bedarf da ist“, sagte er. Einen Handlungsdruck bestätigt auch der Bürgermeister. Der Trend gehe weiterhin dahin, dass perspektivisch mehr Plätze benötigt werden, zumal ja auch das Neubaugebiet Keltergrund mit bis zu 90 Wohneinheiten in naher Zukunft entwickelt werden solle, sagte er auf Nachfrage. Mathias Marmein stellte aber auch klar, dass man ein solches Vorhaben nicht in zwei Jahren von den ersten Entwürfen über den Spatenstich bis zur Schlüsselübergabe durchpeitschen könne. Ungewiss sei derzeit überdies, in welcher Größenordnung frische Kapazitäten benötigt werden.

Jens Knittel schätzt die Sachlage ähnlich ein. Man könne nicht einfach mit einem Bau loslegen, ohne den genauen Bedarf zu kennen. Man setze schließlich Steuergelder ein, weshalb auch kein Überangebot geschaffen werden dürfe. Insofern gehe es darum, zunächst auf die Entwicklung der Kinderzahlen zu schauen, ehe Fakten geschaffen werden. Der Ortsvorsteher verwies außerdem darauf, dass man mit dem Provisorium fürs Erste vernünftig aufgestellt sei. Man habe zu dieser Zwischenlösung im Grunde auch keine negativen Rückmeldungen erhalten. „Das ist kein schlechter Kindergarten“, betonte Knittel. Das wollte auch Sebastian Ritter von der Elterninitiative Rielingshausen nicht in Abrede stellen. Aber die Lage an der Hauptstraße schmeckt ihm nicht. „Der Standort ist sicher vieles, nur nicht ideal“, sagte er.

Viele Geburten wirken sich nun aus

Fakt ist aber, dass die Stadt das Provisorium an dieser Stelle weiter benötigt, wenn auch zunächst nur für eine statt für drei Gruppen wie aktuell. Deshalb werde man den Räten vorschlagen, den Komplex zurückzubauen, um Kosten zu sparen, sagt Franziska Wunschik auf Nachfrage. Sollten irgendwann mehr Kapazitäten benötigt werden, könne man umgekehrt auch relativ rasch wieder aufstocken. Die Erste Beigeordnete betont ferner, dass die aktuell etwas angespannte Lage in Rielingshausen nichts damit zu tun hat, dass es viele Zuzüge gegeben habe. „Die aktuellen Kinderzahlen und der Bedarf an Plätzen waren uns bekannt“, erklärt sie.

Einige Eltern müssten sich aber etwas gedulden, weil man teils coronabedingt keine Eingewöhnungsphase anbieten konnte – „aber vor allem, weil es im Sommer 2018 eine starke Häufung von Geburten gab“. Die Eltern wollten nun alle im August beziehungsweise September 2021 einen Kindergartenplatz. „Da nicht beliebig viele Kinder eingewöhnt werden können, staffeln sich die Aufnahmetermine. Das ist ein ganz normaler Vorgang. Dadurch haben sich Wunschtermine verschoben“, erläutert sie.