Der Winzerhausen sollte eigentlich ab diesem Jahr kernsaniert werden. Daraus wird vorerst nichts. Alternativ könnte es nun auch zu einem Neubau kommen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Wegen der rapide steigenden Kosten werden die Bauprojekte an den Kindergärten in Winzerhausen sowie Hof und Lembach geschoben.

Großbottwar - Die veränderte Situation am Bau ist auch für Kommunen deutlich spürbar. Handwerksbetriebe sind ausgelastet, Materialkosten schießen in die Höhe. Für geplante Bauvorhaben finden sich daher oft nur noch Firmen, welche die Arbeiten zu Preisen ausführen würden, die deutlich über der Anfangsberechnung liegen. Von Differenzen bis zu 250  Prozent schreibt die Fraktion der Freien Bürgerlichen Wählervereinigung (FBWV) in Großbottwar in einem Antrag zum aktuellen Haushaltsplan.

Aufgrund dieser Entwicklung sieht sich der Gemeinderat der Storchenstadt jetzt gezwungen, den Rotstift anzusetzen. Heißt: Laut Beschlüssen in der Sitzung am Mittwochabend werden zum einen die Investitionen der nächsten Jahre auf den Prüfstand gestellt und neu durchgerechnet. Zum anderen zieht das Gremium bereits die Reißleine und verschiebt zwei Projekte.

Kiga Winzerhausen erneut betroffen Ein prominenter Fall ist dabei der Kindergarten Winzerhausen. Dessen Kernsanierung war coronabedingt schon um eineinhalb Jahre aufgeschoben worden. Nun beschloss der Rat, den Baustart erst 2023 anzugehen. Die Zahlen machen deutlich warum: Mit fünf ausgeschriebenen Gewerken kommt man auf Kosten von 742 000 Euro. Insgesamt waren in diesem Stadium aber Kosten von 771 000 Euro vorgesehen. Das Problem: Es sind noch satte 14 Gewerke auszuschreiben. Allein bei der angedachten Glasfassade liegt man 231 000 Euro (+155 Prozent) über dem Budget. Bei den Abbruch- und Rohbauarbeiten weitere 149 000 Euro (+143 Prozent). Schwindelerregende Beträge, denen der Gemeinderat nicht mehr zustimmen möchte.

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Neustart in der Planung Für den Kindergarten Winzerhausen, der saniert und um einen Eingangsbereich erweitert werden sollte, werden die Zeichen nun auf Neustart gesetzt. Grundlage dafür ist ein einstimmig beschlossener Antrag aller Fraktionen. Demnach soll dem Plan einer Sanierung und eines Anbaus durch ein neues Planungsbüro die Idee eines Neubaus gegenübergestellt werden. Dafür wird in diesem Jahr eine Planungsrate von 60 000 Euro eingestellt. Die für dieses Haushaltsjahr vorgesehenen 600 000 Euro werden als eine Art Grundlage ins nächste Jahr verschoben.

Der Gemeinderat hält mit seinem Beschluss fest, dass der Baustart 2023 erfolgen muss. Was auch wichtig ist, um vom Fördergeld der zeitlich begrenzten Ortskernsanierung in Winzerhausen zu profitieren. Ortsvorsteher Friedrich Link betonte in der Sitzung außerdem: „Einen erneuten Aufschub werden wir uns nicht erlauben können. Bürger können schon jetzt nicht verstehen, dass Schluss mit der Maßnahme ist. Es ist teils unerträglich, wie ich beschimpft werde.“

Auch Kiga-Anbau in Hof wird geschoben Auch den Kindergarten in Hof und Lembach trifft die Suche nach Einsparungen. Er ist seit Jahren überbelegt, derzeit durch vier Kinder. Angedacht ist der Anbau eines Raumes für eine Ü3-Gruppe mit 25  Kindern. Schließlich entsteht im Stadtteil auch ein kleines Neubaugebiet. Auf Antrag der FBWV wird die Maßnahme aber von 2023 ins Jahr 2024 geschoben. Der Rat stimmte einmütig zu.

Die Stadtverwaltung hielt zwar entgegen, dass es schwierig werde, weitere zwei Jahre durchzuhalten. Die Stadträte machten aber deutlich, dass das Kindergartenwesen inzwischen ganzheitlich betrachtet werden müsse. Einerseits gäbe es kein Anrecht für Kinder aus dem Stadtteil, einen Platz in der Einrichtung zu bekommen. Andererseits besuchen auch Kinder aus Großbottwar den Kindergarten. Freie Plätze gibt es allerdings nur im Kindergarten Winzerhausen. Erstmals überhaupt ist sogar der Kindergarten Pfarracker voll ausgelastet – auch weil ihn Kinder aus Hof und Lembach besuchen. Im Haushalt verbleiben 20 000 Euro als Planungsrate.

Neuer Radweg kommt – aber die Brücke? Der Antrag der FBWV-Fraktion sah zudem vor, den Ausbau des Radweges zwischen der Benzenmühle und der Stadtmitte auf 2024 zu verschieben. Die Maßnahme beinhaltet, den Alb-Neckar-Radweg den Standards anzupassen, wofür die Bottwar teils verlegt werden muss. Das wird nun aber doch wie geplant ab September oder Oktober passieren – die Fraktion zog ihren Antrag zurück. Das ist dem Plädoyer von Bauamtsleiter Steffen Kempter zu verdanken. „Wenn wir das schieben, verlieren wir alles, was geplant wurde.“ Vier Jahre habe man auf die Genehmigung gewartet. „Die Planung steht und es wurde bereits gerodet. Wir stehen in den Startlöchern“, so Kempter.

Verbunden mit dem Projekt ist der Bau eines Fuß- und Radwegstegs über die L 1100 auf Höhe der Stadtbücherei. Auch um mehr Radtouristen ins Städtle zu holen. Der Brückenbau soll laut einstimmigem Beschluss nun 2023 aber neu bewertet werden – womöglich wird auf das Bauwerk verzichtet.

An Straßensanierung wird festgehalten „Die Kröte schlucken“, wie es SPD-Rat Oliver Hartstang ausdrückte, muss die Stadt hingegen bei der für 2022 geplanten Sanierung der Ludwig-Müller-Straße und des Lerchenweges. Hier befindet sich die Kanalisation in dringend sanierungsbedürftigem Zustand. Eingeplant waren 589 000 Euro, die Ausschreibung ergab ein Ergebnis von 711 000 Euro. Der Vergabe der Arbeiten stimmte der Rat dennoch zu. Ziel ist zumindest, die Arbeiten mit dem Glasfaser-Ausbau der Deutschen Glasfaser abzustimmen.