Bereits im Februar 2020 gingen Patienten für den Steinheimer Kinderarzt auf die Straße. Foto: Archiv (Lichtgut/Achim Zweygarth)

Über 200 Personen sind am Mittwoch für den Steinheimer Kinderarzt Dr. Wolfgang Scheel auf die Straße gegangen. Es geht um seine Zulassung: Dem Mediziner wird vorgeworfen, dass er Impfunfähigkeitsbescheinigungen ohne persönlichen Kontakt ausgestellt haben soll.

Vor der Kassenärztlichen Vereinigung am Albstadtweg zwischen Vaihingen und Möhringen ist am Mittwoch demonstriert worden. Den Protestierenden ging es dabei um den Steinheimer Kinderarzt Wolfgang Scheel. Ihm wird vorgeworfen, zugunsten von Masern-Impfgegnern unrichtige Gesundheitszeugnisse ausgestellt zu haben. Dies wäre ein Verstoß gegen den Paragrafen 278 des Strafgesetzbuches und könne mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren geahndet werden, erklärte Bettina Jörg, Erste Staatsanwältin in Heilbronn, jüngst gegenüber unserer Zeitung. Das ZDF-Magazins „frontal 21“ hatte berichtet, dass Scheel Eltern mit Impfunfähigkeitsbescheinigungen per E-Mail versorgt – ohne persönlichen Kontakt zum Kind gehabt zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat zwischenzeitlich die Räume des Kinderarztes durchsucht. Ursprünglich sollte sich Scheel nun am 21. Oktober gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung zu den Vorwürfen äußern. Es geht um seine Zulassung, wie Swantje Middelhoff, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung, erklärt. Würde ihm diese entzogen, dürfte er keine Kassenpatienten mehr behandeln. Doch der Termin sei schon vor einiger Zeit verschoben worden, so Middelhoff. Wann der neue Termin sei, bei dem es dann um die Zulassung des Kinderarztes geht, sei aktuell noch nicht fixiert.

 

Passant berichtet von "Partystimmung" 
Ein Passant, der bei der Demo vorbeigekommen ist, berichtet gegenüber unserer Zeitung, dass sich die Teilnehmer nicht an die Corona-Regeln gehalten hätten. „Das war Partystimmung“, sagt er. Es hätten sich nach seinem Dafürhalten zu wenige für die geltenden Hygieneregeln interessiert. Die Stadt Stuttgart bestätigt, dass die Demonstration für Mittwoch angemeldet war, die Dauer war für den Zeitraum von 15.30 bis 18.30 Uhr genehmigt worden, teilt der Stadtsprecher Martin Thronberens auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Als Teilnehmerzahl seien 200 Personen angegeben worden, wobei es sich hier um einen Schätzwert handele, so Thronberens. Die Auflagen waren, dass die Teilnehmer entweder anderthalb Meter Abstand zueinander halten müssten oder eine Maske zu tragen haben. Die Polizei sei vor Ort und würde dies überprüfen.

Polizei muss erst Nachlese abwarten
Polizeisprecher Stephan Widmann sagt nach Rücksprache mit dem Einsatzleiter vor Ort, dass sich die Versammlungsfläche als zu klein herausgestellt habe. Abstände hätten nicht mehr eingehalten werden können. „Der Versammlungsort wurde dann etwas ausgeweitet“, so Widmann. Ob es Verstöße gegen die Auflagen gegeben habe, könne man erst in der Nachlese sagen. Klar sei, dass eine solche Demo nur im Notfall aufgelöst werde. „Das würde es ja nur noch viel schlimmer machen“, sagt Widmann. Weil zunächst wohl alle zusammenrücken und dann unkoordiniert auseinanderströmen würden.

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