Das Leser Forum hat im derzeit leeren Schwimmerbecken des Hallenbads stattgefunden. Foto: KS-Images.de

Das Leser Forum der Marbacher Zeitung zur Beilsteiner Bürgermeisterwahl hat am Mittwoch stattgefunden. Insbesondere über Container zur Kinderbetreuung sind die Bewerber Barbara Schoenfeld und Georg Kobiela uneins.

Beilstein - So hab’ ich das Bädle noch nie gesehen“, sagte Jan Winkler. Der Betriebsleiter des Hallenbades beobachtete die Aufbauarbeiten fürs Leser Forum der Marbacher Zeitung, das am Mittwochabend im leeren Becken stattfand. „Sehr, sehr viele“ Leser Foren habe man schon veranstaltet, so die Moderatorin Karin Götz, Leiterin der Gemeinschaftsredaktion im Kreis Ludwigsburg. „Aber noch keines hat in solch einer ungewöhnlichen Umgebung stattgefunden.“

Weniger ungewöhnlich als die Location sind die anderen Fakten rund ums Forum. Wie schon fast gewohnt fand es ohne Live-Publikum statt und wurde im Internet gestreamt – bis Donnerstagnachmittag klickten sich mehr als 850 Interessierte in die Veranstaltung. Zu Gast waren mit Georg Kobiela und Barbara Schoenfeld die beiden Bewerber um den Beilsteiner Bürgermeisterposten, die im ersten Wahlgang die Nase vorn hatten. Kobiela erreichte 46,88 Prozent der Stimmen, Barbara Schoenfeld 31,45. Wie immer stand beim zweiten Leser Forum das klassische Gespräch um Sachthemen im Vordergrund.

Umgehungsstraße
Wenn es einen Dauerbrenner in Beilstein gibt, dann ist das die Diskussion um eine Umgehungsstraße. Barbara Schoenfeld will diese bis 2025 im Maßnahmenplan des Landes platziert haben und weiß auch, wo sie bei der Neubewertung die Hebel ansetzen möchte: der Straßenbreite. Diese müsste mindestens 14 Meter betragen, wenn sich zwei Lastwagen begegnen: „Das haben wir in der Hauptstraße nur an sehr wenigen Stellen.“ Die Umgehungsstraße sei sinnvoll, ist sich Georg Kobiela sicher: „Ich rechne allerdings nur mit bedingten Erfolgschancen.“ Zu viele Kommunen hätten ebenfalls Interesse. Er plädiere eher für Teilumgehungen – etwa vom Gewerbegebiet in Richtung Oberstenfeld, was interkommunal angegangen werden müsste. Was eine Umleitung über Heerweg und Albert-Einstein-Straße angeht, die eh schon belastet seien, war er recht zurückhaltend: „Das wäre nur tragfähig, wenn es für die Anwohnern funktioniert.“

Infrastruktur
Die Stadt Beilstein verfügt über mehrere Einrichtungen, darunter auch Schulen. Eine Ganztagsschule gibt es aber nicht. Braucht es das? „Das hängt am Bedarf der Eltern“, so Barbara Schoenfeld. Die Stadt als Träger könne das nicht so anordnen, zumal damit gravierende Veränderungen für die Lehrkräfte einhergehen. Für Georg Kobiela ist dies „aktuell nicht der Kurs, der eingeschlagen wird“. Denkbar sei aber, ein Mittagstischangebot oder AGs auf freiwilliger Basis aufzubauen.

Vorrang habe aber die Schaffung von Betreuungsplätzen, denn hier werden die Kapazitäten schon Ende des Jahres knapp – ein Neubau ist geplant. Für diesen hätte Georg Kobiela auch zwei Standorte parat: Das Neubaugebiet Hartäcker oder das Areal im Raumaier. Für den Übergang sei auch eine Lösung in Containern denkbar: „Die Bausubstanz ist nicht entscheidend, das Wichtige ist doch eine gute Betreuung.“ Das sieht Barbara Schoenfeld anders: „Ich finde die Vorstellung furchtbar, dass die kleinen Mäuschen im Container sitzen.“ Ihr sei es wichtig, so schnell wie möglich ins Gespräch mit den Eltern zu kommen und deren Bedarf und Wünsche abzuklären, bevor ein Neubau geplant wird. Wurde dies von der Verwaltung also bisher versäumt? "Das vermag ich nicht zu beurteilen."

Und dann ist da natürlich auch das Hallenbad selbst, das jährlich einen Abmangel in Höhe von gut 400 000 Euro hat. Dem Bädle verzeihen das die Kandidaten gerne. „Es ist mir ein Herzensanliegen, das Hallenbad zu erhalten“, so Kobiela: „Es Hat die Stadt und die Beilsteiner viel Geld und Mühen gekostet.“ Der Erhalt steht auch für Barbara Schoenfeld außer Frage: „Das Bad ist ein Standortvorteil. Kinder können schwimmen lernen, was lebenswichtig ist. Es ist eine Möglichkeit, dass Menschen sich gesund erhalten.“

Nachhaltigkeit
Auf Georg Kobielas Zehn-Punkte-Plan steht unter anderem das Stichwort „Klimaneutrales Beilstein“. Das wolle und könne er nicht im ersten Jahr erreichen, so der Kandidat. Aber er möchte „mit Beilstein diese Diskussion führen“. Dabei ginge es darum, „bis wann wollen wir das erreichen und welche Aspekte soll das umfassen?“. Das könne nur mit Akzeptanz und getragen von der Bevölkerung funktionieren. Konkret sehe er mehr Fotovoltaikanlagen, beispielsweise auf dem Kinderhaus, Nahwärme oder im Bereich der Mobilität in der Unterstützung der Bottwartalbahn. Klimaschutz „geht uns alle an, das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, sagte Barbara Schoenfeld zum Thema. „Das hört an den Grenzen zu Beilstein nicht auf.“ Man müsse sich selbst fragen, „was wir als Verwaltung tun können“ und fange beim Papierverbrauch an oder auch der Überlegung, wo man Energie einsparen kann. Die Kandidatin würde zunächst eine Bestandsaufnahme machen – „was schon getan wird und was wir weiter tun können.“

Ehrenamt
Barbara Schoenfeld will das Ehrenamt noch aktiver unterstützen. „Wie konkret?“, fragte Karin Götz. Viele Punkte seien direkt aus der Bevölkerung angesprochen worden, so die Kandidatin. Man müsse wahrnehmen und würdigen, dass es Menschen gibt, die sich sehr, sehr engagieren. „Das möchte ich öffentlich tun, etwa im Rahmen eines Ehrenamttages.“ Organisatorische Unterstützung heiße, „dass wir von der Stadt her überlegen sollten, wo wir mit helfen können“. Es könne nicht sein, dass 80-jährige Menschen für ein Konzert schwere Bühnenteile durch die Gegend schleppen müssen.

Georg Kobiela hat sich „jahrzehntelang in Beilstein ehrenamtlich engagiert“ und „recht viel mit aufgebaut“. Sein digitales Stadtgespräch mit vielen Vereinen sieht er als einen ersten kleinen runden Tisch zum Thema. So etwas müsse fortgeführt werden, so der Kandidat. Hinzu kommen „kleine Würdigungen“, das gebe Motivation. Neben der Anerkennung müsse man den Vereinen ihre Arbeit aber auch leichter machen – etwa durch eine konkrete Ansprechperson im Rathaus. Das muss laut Kobiela keine neu geschaffene Stelle sein, da könne man auch Zuständigkeiten ein wenig verschieben und Vereine bei der Koordination mit ins Boot holen.

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