Das Ehepaar Schneider und der BUND Heilbronn-Franken wollen Aquädukt und die Mühlkanäle erhalten. Foto: Archiv (Oliver von Schaewen)

Das Gronauer Aquädukt und der Mühlbach werden von einem Planungsbüro untersucht. Es soll klären, unter welchen Bedingungen ein Betrieb möglich ist.

Oberstenfeld-Gronau - Die Gronauerin Marion Dietz schöpft Hoffnung: „Jetzt läuft es wieder besser“, sagt sie, nachdem die Sprecherin einer 15-köpfigen ehrenamtlichen Gruppe zur Pflege des Bachs am Dienstagabend im Ortschaftsrat erfuhr, dass die Gemeinde die stillgelegten Mühlkanäle von einem Ingenieurbüro untersuchen lässt. Auf Grundlage dieses Gutachtens will die Kommune entscheiden, ob der Mühlbach wieder guten Gewissens mit dem Wasser der Kurzach gespeist werden kann.

Die Pflegegruppe fühlte sich zwischenzeitlich ausgebremst. Seit dem letzten Einsatz vor fast zwei Jahren herrschte Funkstille. Ein Vorhängeschloss der Gemeinde am Wehr in der Nähe des Gronauer Aquädukts sorgte für einen trockenen Bachlauf. Erst als vor wenigen Monaten die Diskussion um den Erhalt des historischen Bauwerks wieder aufflammte, wurde auch das Thema Mühlkanal erneut an die Öffentlichkeit gespült. Inzwischen hat der BUND Heilbronn-Franken den Antrag gestellt, den Aquädukt mit seinen Kanälen als Gesamtbauwerk zu einem Kulturdenkmal zu erklären.

Das Gutachten war schon im Oktober 2019 in Auftrag gegeben worden

Die Entscheidung liegt bei der Gemeinde Oberstenfeld. Sie hatte für den geplanten Bau der beiden Hochwasserrückhaltebecken Prevorster Tal und Kurzacher Tal den Abriss des Aquädukts empfohlen. Aus Sicherheitsgründen ordnete der Bürgermeister Markus Kleemann auch die Sperrung des Wehrs für den Kanal an. Denn nach den Freilegungsarbeiten der Gruppe um Marion Dietz im Oberlauf des Mühlbachs war in der Gronauer Entengasse der Keller des SPD-Gemeinderats Erich Scheer vollgelaufen. Dass jetzt ein Ingenieurbüro nach Lösungen sucht, um Schwachstellen am Mühlbach im Ort zu lösen, befürwortet Scheer ausdrücklich. „Ich bin nicht gegen die Öffnung und begrüße das Engagement der Helfer“, sagt er.

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Ins Abseits geriet der Mühlbach offenbar auch dadurch, dass das Planungsbüro Winkler und Partner ein Gutachten bis jetzt noch nicht ablieferte – obwohl es bereits im Oktober 2019 von der Gemeinde in Auftrag gegeben worden war. So schilderte es jedenfalls Eberhard Wolf, Ortsvorsteher von Gronau und Prevorst, in der Ortschaftsratssitzung am Dienstag unter „Verschiedenes“. „Wir gingen davon aus, dass die Untersuchungen ein halbes Jahr dauern“, sagte Wolf. Seitdem habe das Bauamt regelmäßig nachgefragt, dem Büro fehlten offenbar Vermessungsdaten. Mit dem Ortschaftsrat hätten schon zwei Begehungen stattgefunden. Man warte auf das Ergebnis mit Kostenschätzungen. Wolf stellte jedoch auch klar: „Der Hochwasserschutz ist enorm wichtig, und es darf keine Verzögerungen geben.“ Denn die Bilder vom Rückhaltebecken Am Stockbrunnen nach Unwettern hätten gezeigt, wie wichtig der Schutz sei.

BUND-Chef weist Vorwurf des späten Einspruchs zurück

Grundsätzlich für den Erhalt von Aquädukt und Mühlbach sprach sich Bürgermeister Markus Kleemann aus. Doch er verwies auch auf die Kosten. Die Gemeinde müsse sich die freiwillige Leistung auch leisten können. Bis Oktober sollen die Ergebnisse des Büros mit Kostenschätzungen vorliegen. Kleemann würdigte zudem das Engagement der Pflegegruppe, kritisierte aber den späten Einspruch für den Erhalt des Aquädukts eineinhalb Jahre nach den Entscheidungen.

So früh wie möglich habe sich der BUND Heilbronn-Franken eingeschaltet, entgegnet Gottfried May-Stürmer, Geschäftsführer des BUND-Regionalverbands. Man sei erst im Oktober 2020 am Wasserrechtsverfahren beteiligt worden. „Der Eindruck, wir hätten unsere Einwände zu spät vorgebracht, kommt möglicherweise dadurch zustande, dass Gemeinderat und Ortschaftsrat sich schon deutlich früher mit diesen Fragen beschäftigt haben“, sagt May-Stürmer. Er fragt, warum Gemeinde und Hochwasser-Zweckverband die Verbände nicht frühzeitig beteiligt hätten. „Ich bin sicher, dass die Reaktivierung des Mühlbachs mit den Belangen des Hochwasserschutzes vereinbar ist.“