Die Schulen haben teils viel Geld auf die hohe Kante gelegt. Das hat die Räte hellhörig gemacht. Foto: (Werner Kuhnle)

Die Marbacher Fraktionen möchten beim Sparkurs Gymnasium und Co. mit ins Boot holen. Doch die Rektoren betonen, aus guten Gründen viel Geld beiseitegelegt zu haben.

Die Haushaltslage in Marbach als angespannt zu bezeichnen, wäre fast untertrieben. Aktuell gelang es der Kommune nicht einmal, einen ausgeglichenen Etat zu erstellen. Das Defizit liegt im siebenstelligen Euro-Bereich, obwohl die Fraktionen schon jeden Posten auf den Prüfstand gestellt haben. Dabei fiel den Räten zugleich auf, dass an anderer Stelle teils viel Geld auf der hohen Kante liegt: bei den Schulen. Also stellten Freie Wähler, SPD, Grüne, CDU und Puls den gemeinsamen Antrag, das Budget für die Bildungsstätten für die nächsten drei Jahre zu kürzen, um das Polster abzubauen. Außerdem sollte den Schulen generell weniger Geld zur Selbstverwaltung überlassen werden als bislang üblich und hier auch eine Vereinheitlichung erreicht werden.

Den Gürtel enger schnallen

Letzteres ist bereits seit einiger Zeit in trockenen Tüchern. Im Rahmen der Haushaltsberatungen wurde die Forderung abgenickt. Die Schulen müssen damit den Gürtel künftig enger schnallen. Von dem Pro-Kopf-Zuschuss, den Marbach für jeden Schüler erhält, reicht die Stadt nun nur noch 24 Prozent an die Bildungsstätten weiter. Beim Friedrich-Schiller-Gymnasium (FSG), für das aktuell rund 1000 Euro pro Kind und Jahr an die Kommune flössen, bedeute das beispielsweise einen Rückgang um 4,6 Prozent, erklärt die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik. Die Anne-Frank-Realschule habe bislang 34,3 Prozent, die Grundschule in der Kernstadt 26,1 Prozent der Fördersumme direkt erhalten, sie müssen sich also ebenfalls mit weniger Finanzmitteln arrangieren.

Hohe Rücklagen gebildet

Noch nicht in Stein gemeißelt und durchaus umstritten ist hingegen, dass die Schulen von dem verbliebenen Geld in den nächsten drei Jahren sogar auf weitere 20 Prozent verzichten müssen. Im Gesamtgemeinderat war die Entscheidung darüber zunächst verschoben worden, weil man erst genauere Informationen von den Schulen zu den hohen Rücklagen einholen wollte. Der Verwaltungsausschuss vertagte einen Beschluss nun ebenfalls, wollte die Gegenargumente von FSG und Co. sacken lassen, den Fall an den Ältestenrat weiterspielen, um dann abschließend zu votieren.

Geld für die Klassenzimmer benötigt

Wenn es nach FSG-Leiter Volker Müller geht, ziehen die Fraktionen diesen Teil des Antrags auf jeden Fall wieder zurück. Er sprach im Verwaltungsausschuss auch für seine Kolleginnen und Kollegen und beteuerte eindringlich, dass die insgesamt aufgelaufene Summe von rund einer Millionen Euro nicht grundlos angespart worden sei. Es sei natürlich begrüßenswert, wenn Schulgebäude von Gymnasium, Bildungszentrum und Grundschule modernisiert würden, wie zuletzt geschehen oder noch angedacht. Doch brauche man nun auch Geld für die Einrichtung der Klassenzimmer. „Wir haben da bewusst Reserven gebildet, um die oftmals sehr alten und nicht mehr ergonomischen Schulmöbel zu ersetzen. Viele unserer Schüler sitzen auf 30 bis 40 Jahre alten Stühlen und erkennen noch die Einritzungen ihrer Vorfahren“, betonte Müller, dessen Schule eine Rückstellung von 750 000 Euro gebildet hat. „Die Ausstattung der Räume ist nicht Teil der Sanierung, sondern muss von der Schule selbst getragen werden. Hierfür sehen wir den Einsatz der aufgelaufenen Haushaltsreste als unverzichtbar an“, heißt es zudem in einem Schreiben, das Jochen Schust, kommissarischer Leiter der Tobias-Mayer-Gemeinschaftsschule, in der Sache aufgesetzt hat.

Vorreiterrolle in Gefahr

FSG-Chef Müller hob zudem hervor, dass auch für die Aufwertung der Pausenhöfe Geld angespart worden sei. Darüber hinaus habe man unter anderem Mittel für die Anschaffung von EDV-Geräten und IT-Support zurückgelegt. „Wir wollen am FSG in jedem Jahr eine Klassenstufe mit digitalen Endgeräten ausstatten“, erklärte Müller. Und das koste je 150 000 Euro. „Eine dreijährige zusätzliche Reduzierung der Jahresmittel um 20 Prozent würde für die Schulen bedeuten, dass ein gewaltiger Investitionsstau entstünde“, warnte der Schulleiter. Außerdem werde der Schwung, den man durch die Folgen von Corona in der Digitalisierung aufgenommen hatte, wieder herausgenommen. „Und ich würde auch sagen, dass die Vorreiterrolle der Marbacher Schulen tatsächlich gefährdet wäre.“