Im tristen Zentrum des Schulgebäudes hat bislang der Hausmeister sein Reich. Foto: Werner Kuhnle

Im Zuge der Sanierung des Schulzentrums wird nun über ein Glasdach im Zentrum zwischen Anne-Frank-Realschule und Tobias-Mayer-Gemeinschaftsschule nachgedacht.

Marbach - Die Sanierung des Schulzentrums in Marbach läuft auf Hochtouren. Das Gebäude der Tobias-Mayer-Gemeinschaftsschule und der Anne-Frank-Realschule wird auf Vordermann gebracht – und soll nun zusätzlich eine neue Mitte für beide Schulen erhalten. Mit dieser Idee kamen die Planer von Bauphysik 5 jetzt auf Marbachs Stadtverwaltung zu. Und nicht nur dort rannten sie offene Türen ein, sondern auch im Gemeinderat.

Bislang befindet sich im Gebäudezentrum zwischen Erd- und Obergeschoss ein Dach mit Lichtkuppeln. Im Obergeschoss ringsrum ist von den Räumen nur diese schmucklose, kiesbedeckte Oberfläche zu sehen. Ins Stockwerk darunter fällt durch die Kuppeln auch nur wenig Licht in einen Lernbereich und einen Raum, der vom Hausmeister genutzt wird. Früher befand sich hier die Schulbibliothek. Dass es sich um die Gebäudemitte handelt, ist also nicht wahrnehmbar. „Und hier will sich eigentlich auch niemand aufhalten“, macht Markus Kaiser vom städtischen Bauamt deutlich. Deshalb soll der Bereich kurzerhand neu gestaltet werden.

Deutlich mehr Tageslicht

Die Idee: Eines der beiden Dachelemente zwischen Erd- und Obergeschoss mit den Lichtkuppeln könnte herausgenommen werden, dafür der Bereich ein Stockwerk weiter oben mit einem Glasdach überzogen werden. So würde deutlich mehr Tageslicht einfallen. Auch sollen im Erdgeschoss die Wände des Hausmeister-Raums entfernt werden, sodass die Aula quasi verlängert wird. Entstehen könnte hier eine Sitzmöbellandschaft. „Wir hätten optisch eine Verbindung zwischen Erd- und Dachgeschoss“, sagt Markus Kaiser, der von einer „völlig neuen Raumkonzeption“, ja von einer „neuen Schule“ spricht. Die Maßnahme könne identitätsstiftende Wirkung haben. Auch für Veranstaltungen in der Aula würden sich dadurch neue Möglichkeiten ergeben.

Aufgrund der angespannten Finanzlage in der Stadtkasse blickt der Gemeinderat Marbachs mit Argusaugen auf Ausgaben. Hier sieht Kaiser allerdings die realistische Chance, die besagte Baumaßnahme in den bereits genehmigten Kosten mit unterzubekommen. „Wir können relativ sicher sagen, dass das möglich ist.“ Immerhin 60 Prozent der Gewerke seien vergeben.

Es sei also denkbar, die eingeplante stille Reserve freizugeben. „Eine Ausschreibung läuft jetzt noch bis Ende November. Wenn wir hier merken, dass die Kosten durch die Decke gehen, könnten wir zu dieser neuen Idee immer noch sagen: Stopp!“ Die Kostenberechnung beläuft sich auf 450 000 Euro, wovon die Stadt Marbach mit rund 321 000  Euro den Löwenanteil stemmt.

Marbacher Gemeinderat stimmt zu

Im Gemeinderat gab’s Zustimmung. „Die Idee kommt spät, aber nicht zu spät“, sagte Jochen Biesinger (CDU), der wie alle anderen auch einen erheblichen Mehrwert sieht. „Wenn dies von Anfang an Teil der Planung gewesen wäre, hätten wir hierfür sicherlich auch schon einen Baubeschluss.“ Auch Ernst Morlock (SPD) fände es fantastisch, wenn dies im Kostenrahmen umsetzbar sei. „Und sollten doch Zusatzkosten entstehen, können wir ja schauen, ob wir es trotzdem anpacken.“ Morlock hakte auch nach, warum nur eines der beiden Deckenelemente in diesem jetzt so tristen Bereich entfernt werden soll. Kaiser führte hierzu statische Gründe an. Doch es sei immer noch eine 1B-Lösung, sagte Jan Trost. „Auch wenn es kein 1A ist, wäre es eine deutliche Verbesserung“, signalisierte auch er große Zustimmung.

Der Beschluss der Zusatz-Baumaßnahme wurde unter Vorbehalt der ausstehenden Kostenentwicklung einstimmig gefasst – allerdings benötigt es auch die Zustimmung der weiteren Mitglieder des Gemeindeverwaltungsverbandes: Affalterbach, Benningen und Erdmannhausen.

Benningen sieht das Atrium als „nice to have“ an

Während das Thema in Erdmannhausen und in Affalterbach erst am Donnerstag auf den Tagesordnungen steht, haben die Benninger sich schon vergangene Woche damit beschäftigt. Und waren – im Gegensatz zu den Marbachern – von der Sache nicht gänzlich überzeugt.

Ein solches Atrium sei „nice to have“, sagte etwa Gabriele Kölbel-Schmid (FWV). Aber die 450 000 Euro seien schlicht zu teuer. Rüdiger Beck (CDU) bezweifelte, „dass die Kosten reichen“. Jan Kirchhoff kritisierte die „Salamitaktik“ der Planer. Der SPD-Rat sieht die Kosten ebenfalls sehr kritisch. „Wir müssen mit dem aktuellen Budget schon schauen, dass wir rumkommen.“ Deshalb solle lieber noch einmal geprüft werden, ob es keine günstigere Lösung für etwas mehr Licht im Schulzentrum gibt.

In der Zwischenzeit haben die Benninger „weitere und aussagekräftige Informationen durch die Verbandsverwaltung erhalten“, teilt der Bürgermeister Klaus Warthon auf Nachfrage mit. „Diese wurden bereits an den Gemeinderat weitergeleitet.“

Was passiert, wenn eine Verbandsgemeinde nicht zustimmt?

In Benningen
 wird die Verwaltung nun mit den Gemeinderäten, die die Neckargemeinde in der Verbandsversammlung vertreten, im Vorfeld das Gespräch gesucht, damit wir uns für die Sitzung abstimmen können“, erklärt der Bürgermeister Klaus Warthon. Wie sie dann entscheiden, wird sich am 1. Dezember zeigen.

Bei Zweckverbänden
 gibt es das so genannte imperative Mandat, das heißt, dass eine Gemeinde einheitlich abstimmen muss – egal, wie der einzelne Vertreter im Gemeinderat persönlich abgestimmt hat, erläutert der Marbacher Bürgermeister Jan Trost und verweist auf die Diskussion über die Freibaderöffnung in Oberstenfeld 2020. „Sollten die Gemeinderäte von Affalterbach und Erdmannhausen der Vorlage zustimmen, dann wird es in der Verbandsversammlung eine Mehrheit für diese Baumaßnahme geben und diese dann, wenn der Gesamtkostenrahmen gehalten werden kann auch umgesetzt“, so Trost.