Der Gewerbepark soll auf den Feldern am Autobahnzubringer entstehen. Foto: Werner Kuhnle

Unternehmer und ehemalige Räte schalten sich in die öffentliche Diskussion ein und unterstreichen den Nutzen des geplanten Industrieareals.

Die Bürgerinitiative „Wir für Mundelsheim“ fordert alle Wahlberechtigten auf, am 29. Mai für den Gewerbepark Benzäcker zu stimmen. An dem Tag findet der Bürgerentscheid statt, bei dem mindestens 20 Prozent der rund 2800 Wahlberechtigten eine Mehrheit bilden müssen. Andernfalls entscheidet der Gemeinderat.

Die Initiative mit ehemaligen Gemeinderäten wie Manfred Wägerle und Unternehmern wie Markus Hoffmann appelliert, wählen zu gehen. Komme der Gewerbepark Benzäcker, könne die Gemeinde Kitas und Schule noch besser ausstatten, den Sportverein mit einem breiten Angebot unterstützen, das Freibad erhalten und attraktive Kinderspielplätze ermöglichen. Auch Geschäfte und Gastronomie würden profitieren. Weinanbau und Obstplantagen blieben unberührt, und auf der Ottmarsheimer Höhe entstehe auf einer bisher vorgesehenen Gewerbefläche ein Grünzug. Zudem würden bestehende Obstplantagen im Umfeld des Gewerbeparks als Ruhezonen dienen.

Wirtschaftsförderer sieht den Wohlstand gefährdet

Einige Argumente der Bürgerinitiative kamen auch beim interkommunalen Online-Dialog der Gemeinde und des Büros Stadtberatung Dr. Sven Fries mit rund 50 Teilnehmern am Mittwoch zur Sprache. Der Bürgermeister Boris Seitz zog Parallelen zum Bürgerentscheid in Weilheim und nannte die Brennstoffzellen-Technologie als nachhaltige Energieform: „Wir haben im Land schlaue Köpfe, nur den Raum brauchen wir noch.“

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Wenig später warnte Matthias Lutz, der die Standortentwicklung der Wirtschaftsförderung der Region Stuttgart (WRS) leitet, davor, die notwendige Transformation der Unternehmen nicht zu unterstützen, da sonst der Wohlstand in der Region nicht zu halten sei. Das unterstrich Thomas Kiwitt, Chefplaner des Verbands Region Stuttgart (VRS): „Die Zukunft der Region hängt an Gewerbegebieten.“ Benzäcker sei die richtige Stelle. Zudem förderten Arbeitsplätze vor Ort den Klimaschutz. Die Mundelsheimer Auspendler könnten mit jährlich 3,45 Millionen Kilometern 86-mal die Erde umrunden.

Die Belastung durch den Verkehr wird kontrovers diskutiert

Der Verkehr ist kontrovers diskutiert worden. Rund 80 Prozent der Fahrten zum Gewerbepark würden über die Autobahn fließen, sagte der Landschaftsplaner Jochen Roos. In dem Industriegebiet gäbe es so gut wie keine Logistiker, was den Schwerverkehr niedrig halte. Auch könne man die Buslinie von Besigheim nach Großbottwar ausbauen. Ob der ÖPNV wirklich entlaste, bezweifelte Bernd Moritz von der attac-Gruppe Ludwigsburg-Bietigheim-Bissingen, der von einer sehr hohen Verkehrsbelastung ausgeht.

Die Gegner des Gewerbeparks stören sich vor allem am Flächenverbrauch. Dass Mundelsheim rund 6,5 Hektar aus dem 2019 im Zweckverband der Ottmarsheimer Höhe abgelehnten Erweiterungsgebiet Mergeläcker dem Regionalplan als Grünzug zuführen will, wie Bürgermeister Boris Seitz zuvor ausführte, ändere nichts am Verlust wertvollen landwirtschaftlichen Bodens, so der Tenor der Redner aus dem Lager des Naturschutzes. Trockenmauer-Bau in Weinbau-Steillagen und eine Grünbrücke über die A 81 für den Biotop-Verbund könnten als Ausgleichsmaßnahmen dienen und müssten nur realisiert werden, so Thomas Kiwitt, der es für möglich hält, mit den Landwirten, die den Boden verlieren, eine Lösung zu finden.

Der BUND-Kreisvorsitzende sieht die Unternehmen in der Pflicht

Ein kategorisches Nein zum Wachstum in die Fläche äußerte Stefan Flaig, BUND-Kreisvorsitzender in Ludwigsburg: Wegen des Wandels in der Autoindustrie würden überall Werkshallen frei. „Riesige Flächen in Untertürkheim oder Feuerbach stehen irgendwann leer.“ Die Unternehmen belegten „zwei Häuser“ gleichzeitig. Sie müssten stärker in die Pflicht genommen werden, auch wenn Entscheidungen für die E-Technologie jetzt getroffen werden müssten.

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