Der Arm von Petra Bürkle-Blum ist noch verbunden. Welpe Paula (kleines Bild) hat die Attacke recht gut überstanden. Foto: W. Kuhnle/S. Armbruster

Die Pleidelsheimerin Petra Bürkle-Blumund ihre Hündin Paula sind von zwei Wolfhunden angegriffen und gebissen worden. Den Vorfall will sie nicht auf sich beruhen lassen: „Was, wenn das ein Kind gewesen wäre?“

Dieses Osterfest wird die Pleidelsheimerin Petra Bürkle-Blum bestimmt nicht so schnell vergessen. Am Karsamstag war es, als sie mit ihrer sechs Monate alten Berner Sennenhündin Paula auf dem Rückweg von einer Bekannten über eine Hundewiese ging. In einiger Entfernung sah sie eine Frau mit zwei Wolfhunden und freute sich noch darüber, dass die ihre Tiere zu sich rief. „Ihre Hunde hat sie nur am Halsband gehalten, nicht angeleint“, erinnert sich Bürkle-Blum. Und auf einmal hätten sich die beiden losgerissen. „Einer davon ist sofort bellend auf uns zu gerannt, der andere kam hinterher“, berichtet die Pleidelsheimerin. Dann hätten die beiden sie rasend schnell umkreist – „das machen Wolfhunde offenbar so, das wusste ich bislang auch nicht“ – und sich auf ihre Paula geworfen, diese jedoch nicht gebissen.

Einer der Hunde habe es aber offenbar auf ihre Hand abgesehen gehabt. „Ich habe seine Zähne gesehen“, schildert Bürkle-Blum mit Schaudern. Sie habe geschrien und versucht, den Hund mit ihrem Rucksack abzuwehren. Auch die andere Frau, die Hundebesitzerin, habe geschrien. Einen der Hunde habe diese dann packen können und zu einem Bekannten gebracht, der in der Nähe des Busches stehen geblieben war, der zweite sei immer noch um sie herum gerannt.

Die Wunde hat geeitert

Dass sie selber in den Unterarm gebissen wurde, habe sie vor lauter Aufregung zunächst gar nicht bemerkt. Und dann schien es auch nur eine oberflächliche Wunde zu sein. Am nächsten Tag allerdings begann es zu eitern, sodass sie ins Krankenhaus ging. Dort wurden drei Bissstellen festgestellt. Der Arzt habe alles sorgfältig gesäubert und ihr zusätzlich Antibiotika verschrieben, weil sie nicht wusste, ob die Hunde geimpft waren oder nicht. Zudem wurde der Arm mit einer Schiene ruhig gestellt.

Der Arzt habe auch gesagt, dass Hundebisse täglich mehrfach vorkämen, sagt Bürkle-Blum. Das allerdings kann Alexander Tsongas, der Pressesprecher der RKH-Kliniken, nicht bestätigen: „Bei uns sind es weniger als einer pro Tag.“ Und die Zahl der Fälle habe sich auch nicht erhöht, obwohl in der Coronapandemie mehr Vierbeiner angeschafft worden sind. Das bestätigt auch eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Ludwigsburg so.

Auch der Welpe musste in die Tierklinik

Hündin Paula wurde bei dem Angriff ebenfalls verletzt, wenn auch nur leicht – ihr Hinterlauf war verstaucht, wie man in der Tierklinik festgestellt hat. Die Rechnung für die Untersuchung hat die Halterin der Wolfhunde übernommen, die zudem immer wieder beteuert hatte, wie leid ihr das Ganze tue. Petra Bürkle-Blum hat sich trotzdem dafür entschieden, die Sache anzuzeigen und auch öffentlich zu machen. „Was, wenn das ein Kind gewesen wäre?“, fragt sie. „Es kann doch nicht sein, dass solche Hunde frei herumlaufen.“ Sie ist auch überzeugt, dass das nicht zum ersten Mal passiert ist: „Dazu sind die viel zu gezielt auf mich zu gerannt.“

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Möglicherweise künftig Maulkorbpflicht und Leinenzwang als Folge

Der Pleidelsheimer Bürgermeister Ralf Trettner sagt auf Anfrage, Leinenpflicht bestehe zwar im Ort selbst und auch im Wiesental, nicht jedoch auf Feldwegen und auf der Hundewiese. Welche Konsequenzen der Fall hat, kann er noch nicht sagen: „Die gebissene Frau hat Anzeige erstattet, und der Bericht der Polizei liegt uns noch nicht vor.“

Die Polizeisprecherin erklärt, wenn ein Hund einen Menschen beiße, sei das eine fahrlässige Körperverletzung, für welche die Polizeihundeführerstaffel zuständig sei. Die Beamten würden die Beteiligten aufsuchen und den Hund und dessen Halter auf Geeignetheit überprüfen. Die Strafanzeige gehe an die Staatsanwaltschaft, der Bericht über die Einschätzung von Hund und Halter an die zuständige Ortspolizeibehörde, die dann Maulkorbpflicht, Leinenzwang oder auch einen Wesenstest anordnen könne.

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Was sind Wolfhunde?
Zwei Wolfhunde sind als Hunderasse offiziell anerkannt: der tschechoslowakische Wolfhund und der Saarlooswolfhund. Sie entstammen der Verpaarung von Hund und Wolf und gelten als anspruchsvoll in der Haltung, vermehrte Angriffe auf Menschen sind aber nicht bekannt. In Norwegen ist der tschechoslowakische Wolfshund verboten, im Schweizer Kanton Tessin gilt er als potenziell gefährlich.