Soll die E-Mobilität weiter ausgebaut werden, braucht es zusätzliche Ladesäulen. Wie hoch der Bedarf in Marbach ist, soll die Netze BW GmbH klären. Foto: dpa/Sina Schuldt

Die Stadt Marbach lässt ein Konzept erstellen, das Aufschluss über die Zahl der benötigten Ladesäulen geben soll. Aber nicht nur. Der Ansatz soll umfassender sein.

Marbach - Früher waren Elektroautos eine absolute Rarität. Inzwischen ist der Anteil der batteriebetriebenen Fahrzeuge aber stark nach oben geschnellt, immer mehr Menschen erwägen, auf die neue Technik umzusteigen. Auf diese Entwicklung reagiert nun auch die Stadt Marbach. Der Ausschuss für Umwelt und Technik hat bei einer Enthaltung von Ernst Morlock (SPD) und einer Gegenstimme von Slimane Arroudj (Puls) beschlossen, ein E-Mobilitätskonzept in Auftrag zu geben. Den Zuschlag bekam die Netze BW. „Im März oder April nächsten Jahres soll das Ergebnis vorgestellt werden“, kündigte Bürgermeister Jan Trost an.

Carsharing-Modelle werden auch beleuchtet

Der Rathauschef machte klar, dass die Fachleute der Netze BW dann nicht nur darauf eingehen werden, wo wie viele Ladesäulen platziert werden sollen. Es gehe vielmehr um eine Art Generalplan zu dem Thema. So würden Carsharing-Modelle ebenfalls in die Analyse miteinbezogen„Auch der kommunale Fuhrpark soll betrachtet werden ebenso wie Förderprogramme“, erläuterte Trost.

Anwohner im Hörnle fragen nach Ladesäulen

Bei diesem Vorgehen konnten auch die Grünen mitgehen – wenngleich ein Antrag von ihnen zu diesem Komplex zurückgestellt wurde. Die Fraktion hatte sich gewünscht, am Parkplatz im Hörnle vor den Hochhäusern an der Bushaltestelle eine Ladeinfrastruktur aufzubauen und einen Betreiber zu finden. Leerrohre seien hier schon vorhanden, begründeten die Grünen den Vorstoß. Man sei von Bewohnern zudem angesprochen worden, ob dort Stromtankstellen installiert werden, erklärte Jürgen Waser im Ausschuss. Der Bürgermeister bat jedoch um Geduld und riet dazu, erst die Ergebnisse aus dem Konzept abzuwarten. Es könne voraussichtlich eine wirtschaftlichere Lösung für die Kommune erzielt werden, wenn man wisse, wie viele Ladesäulen man fürs ganze Stadtgebiet brauche und mit dem Gesamtpaket dann auf potenzielle Anbieter zugehe.

Kritik an E-Autos

Slimane Arroudj hakte nach, ob all das aktuell überhaupt nötig sei und wollte wissen, wie viele E-Wagen in Marbach und dem Hörnle gemeldet sind. Zudem machte der Puls-Mann keinen Hehl aus seiner kritischen Haltung gegenüber E-Autos. Deren Herstellung sei ressourcenfressend. Der Rathauschef erwiderte darauf, dass es bei diesem Thema wie beim Henne-Ei-Prinzip sei. Konkret bezogen auf das Hörnle verhalte es sich beispielsweise so, dass viele Anwohner schlicht keinen eigenen Parkplatz und damit auch nicht die Möglichkeit hätten, eine private Ladebox zu installieren. „Die werden sich auch kein E-Auto anschaffen, wenn sie es nicht laden können“, konstatierte er. Davon abgesehen sei es von der großen Politik gewollt, Abschied vom Verbrennungsmotor zu nehmen. Und darauf müsse man sich vorbereiten.

Bürgermeister verweist auf Weichenstellung von oben

Man brauche dafür eine Strategie, pflichteten Martin Mistele (Freie Wähler) dem Rathauschef bei. Jochen Biesinger (CDU) hob zudem wie Jürgen Waser von den Grünen hervor, dass die Stärke des Konzepts in dem ganzheitlichen Ansatz liege. Wichtig sei unter anderem, auf diesem Weg Aufschluss zu erhalten, an welchen Stellen Schnellladesäulen gebraucht werden und wo die Autos vielleicht auch länger zum Stromtanken abgestellt werden könnten, betonte Waser.

Starke Zunahme bei E-Autos

Was die Zahl der in Marbach gemeldeten E-Autos anbelangt, konnte Trost aus dem Stegreif keine Zahlen nennen, versicherte aber, diese nachzureichen. Der Trend dürfte jedoch in der Schillerstadt kaum anders ausfallen als im Landkreis Ludwigsburg. Dort sind aktuell 5055 voll elektrisch betriebene Autos gemeldet. Zum 31. Dezember 2020 waren es nur 3146, ein Jahr zuvor nur 1686.