Das Gebäude steht zwar, geschafft wird an dem Kindergarten aber weiter. Foto: Werner Kuhnle

Mädchen und Jungs sind nach der Sanierung wieder in den evangelischen Kindergarten in Rielingshausen gezogen – während um sie herum immer noch gebaut wird.

Marbach-Rielingshausen - Für einen siebenstelligen Eurobetrag lässt die Stadt den evangelischen Kindergarten in Rielingshausen seit einigen Monaten generalüberholen. Inzwischen ist in das Gebäude auch wieder Leben eingekehrt, die Betreuung läuft auf Hochtouren. Doch wie am Montagabend im Ortschaftsrat Erzieherinnen und Eltern klarmachten, stottert der Motor noch gewaltig, hake es an allen Ecken und Enden. Im Grunde, so der Tenor, müsse man sich aktuell damit arrangieren, den Kindergartenbetrieb auf einer Baustelle zu gewährleisten. Dabei habe sich doch rechtzeitig abgezeichnet, dass der Zeitplan nicht zu halten sein werde.

Keine Handtuch- und Seifenspender vorhanden

Heike Wanner, Leiterin der Einrichtung, zählte eine ganze Palette von Missständen auf. Teile des Bodens fehlten ebenso wie Sockelleisten und Lichtschalter. Ein Gartentor im Zaun sei bislang ebenfalls nicht vorhanden, was die Aufsicht erschwere. „Wir haben auch keine Handtuch- und Seifenspender“, monierte sie weiter. Deshalb könne auch keine Rede davon sein, dass nur Restarbeiten zu erledigen seien, wie die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik unlängst vermeldet hatte. Das Team und die Eltern seien angesichts dieser Begleitumstände mittlerweile gefrustet.

Erledigte Kinder

Eine Elternvertreterin bemängelte zudem, dass sich die Bauleitung des zuständigen Büros nur selten vor Ort blicken lasse, die Abläufe würden überdies unzureichend koordiniert. Ausgerechnet während der Ruhephasen der Kinder werde mit dem Presslufthammer hantiert. Mädchen und Jungs fänden deshalb keinen Schlaf, seien den Rest des Tages entsprechend erledigt. Deutliche Worte fand zudem ein Vater, der anregte, in der Zukunft ein Fachbüro zu beauftragen, „das das auch kann“. Er habe schon vor langer Zeit gefragt, ob der Zeitplan angesichts der Coronakrise überhaupt realistisch sei. Und damals sei sowohl von Bürgermeister Jan Trost wie auch dem Planer versichert worden: Es sei genügend Puffer eingebaut worden, alles werde rechtzeitig fertig – was sich nun eben als Trugschluss erwiesen habe, woraus man wenigstens für die Zukunft die Lehren ziehen solle.

Aufarbeitung gefordert

Genau das forderten auch Jochen Biesinger von der CDU und Nikolai Häußermann von der SPD. „Wir können die Situation jetzt nicht mehr ändern und müssen schauen, das Beste daraus zu machen“, konstatierte Biesinger. Man müsse aber zugleich in Ruhe aufarbeiten, wie es dazu kommen konnte und daraus Konsequenzen ableiten. „Wichtig sind realistische Zeitpläne“, ergänzte Häußermann – und dass man sich auf das Wort des Baubüros verlassen können müsse.

Erste Beigeordnete will keine Schuldzuweisungen

„Es sind Gespräche am Laufen, dass das aufgearbeitet wird“, beteuerte der Ortsvorsteher Jens Knittel von den Freien Wählern. Die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik machte ebenfalls keinen Hehl daraus, dass die Situation unglücklich sei. Allerdings riet sie davon ab, irgendwem den Schwarzen Peter zuzuschieben. Es seien auf der Baustelle Ausfälle wegen Corona zu verzeichnen gewesen, zudem habe es Lieferschwierigkeiten gegeben. Firmen hätten sich teils auch nicht an Absprachen gehalten. Doch sei es wenig zielführend, Handwerkern mit Fristen oder Kündigungen zu drohen, da deren Auftragsbücher voll seien. „Einige Firmen haben auf der Baustelle ein Eigenleben entwickelt“, sagte Wunschik. „Es ist also schwierig, hier einen Schuldigen zu benennen. Es sind einfach die schwierigen Gesamtumstände.“

Stadtverwaltung nimmt Bauleiter in Schutz

Davon abgesehen habe sich der Bauleiter nach ihren Informationen sehr wohl vor Ort engagiert. Im Übrigen arbeite man mit denselben Akteuren bei einem anderen Großprojekt sehr gut zusammen. Was den Zeitplan anbelangt, habe man eigentlich genügend Puffer eingebaut. Man sei fest davon ausgegangen, den Einzugstermin im Januar einhalten zu können. Die genannten Probleme hätten aber dafür gesorgt, dass doch noch Restarbeiten zu erledigen sind. „Und das sind Restarbeiten. Das Gebäude steht ja“, sagte Wunschik. „Von allen beteiligten Firmen wurde uns zugesichert, dass sie den Zeitplan einhalten können. Und darauf muss man sich verlassen. Das ist nun mal so“, erklärte die Erste Beigeordnete.