Es wird wohl noch einige Wochen dauern, bis die getesteten Badegäste im Mundelsheimer Bad planschen können. Foto: Werner Kuhnle

Die Schwimmbäder in der Region könnten bei einem anhaltend niedrigen Inzidenzwert schon in der nächsten Woche öffnen. Doch davon sind die Bäder weit entfernt. Es gibt noch zu viele Unklarheiten bei der Abwicklung vor Ort.

Marbach/Bottwartal - Grund zur Freude hatten die Freunde des Mineralfreibads Wellarium im Vorjahr. Trotz Corona-Pandemie öffnete das beliebte Bad am 22. Juni seine Tore. Für Torsten Bartzsch, als Murrer Bürgermeister zugleich Verbandschef des Freibads auf Steinheimer Boden, eine Erfolgsgeschichte – doch ob die sich 2021 wiederholt, ist fraglich. Denn das Land hat mit den drei G’s – geimpft, genesen oder getestet – eine zusätzliche Hürde für den Freibadbesuch aufgebaut.

Theoretisch könnten die Freibäder im Landkreis Ludwigsburg sieben Tage nach Absinken des Inzidenzwertes unter 100 ihre Türen öffnen. Aktuell liegt der Wert bei 87,6. Nächste Woche wäre also eine Öffnung möglich. Doch davon sind die Freibäder weit entfernt. Ein Grund ist die Unsicherheit, wie sich der für viele Gäste erforderliche Schnelltest an den Eingängen auswirkt.

Wellarium-Chef befürchtet weiteres Absinken der Besuchszahlen

Wer im vergangenen Jahr ein Ticket erwarb, musste es vorab im Internet kaufen. Dieses Hindernis überwanden die meisten Fans des Steinheimer Wellenbads, indem sie sich auf die neue Situation einstellten. Am Ende freute sich das Bad über mehr als 60 000  Besucher: weniger als die sonst üblichen rund 200 000, doch genug, um das Betriebsdefizit im Rahmen zu halten.

In dieses Badesaison befürchtet Torsten Bartzsch jedoch ein weiteres Absinken: „Die Hürde wird durch einen Schnelltest für mögliche Freibadgäste noch höher“, bedauert er – und glaubt, dass 80 Prozent des Stammpublikums noch nicht geimpft oder genesen sein wird. „Wir konnten pro Badeschicht 1095  Gäste aufnehmen – es ist fraglich, ob 800  von ihnen einen Schnelltest vor dem Freibadbesuch machen wollen und ihn dann auch bekommen können.“ Auch müsste das Bad an der Kasse wohl eine zusätzliche Kraft einstellen, um die Nachweise zu kontrollieren. Und ob eine neu zu schaffende Schnellteststelle am Freibad viel bringt, glaubt Bartzsch eher nicht: „Dort bilden sich dann auch Schlangen, was wir vermeiden sollten.“

Mundelsheimer Bürgermeister will noch bis Juni warten

Überhaupt ist Torsten Bartzsch unzufrieden darüber dass die Landesregierung in ihren Corona-Vorgaben bisher Freibäder genauso behandelt wie Einrichtungen mit Innenräumen. Das Vorjahr habe gezeigt, dass ein Betrieb möglich sei. Das Infektionsrisiko im Freien sei viel geringer. Wegen der Unklarheiten werde das Wellarium auf jeden Fall nicht sofort nach dem Absinken des Inzidenzwertes öffnen, sondern erst Wochen später, „vielleicht dann im Juni“.

Auf einen Eröffnungstermin für das Freibad will sich auch der Mundelsheimer Bürgermeister Boris Seitz noch nicht festlegen: „Anfang bis Mitte Juni ist realistisch – es hängt von den Inzidenzwerten ab“, sagt er. Nach dem coronabedingten Scheitern der Öffnung am 8. Mai habe er etwas das Gas rausgenommen. Das Becken sei aber schon voll, und man werde wohl zwei Wochen vor der Öffnung mit dem Dauerkartenverkauf im Rathaus beginnen. „Wir bekommen täglich Anrufe aus Orten wie Großbottwar oder Bönnigheim, wann es endlich losgeht“, so Seitz.

Personal in Oberstenfeld könnte Selbsttests kontrollieren

Die drei G’s gelten auch in Mundelsheim. Dort will Boris Seitz möglichst schon in der Dauerkarte vermerken, dass der Gast geimpft ist, um Schlangen vor dem Freibad zu vermeiden. „Wenn wir jeden einzelnen Impfpass kontrollieren, wird es schwierig.“ Mundelsheim überlege, die Testkapazitäten auszuweiten. Bisher gibt es Schnelltests nur donnerstags und freitags im Rathaus: „Wenn ein Mundelsheimer vor dem Freibadbesuch aber für einen Schnelltest erst ins Kaufland nach Steinheim fahren muss, würden meine Leute hier sagen: Toll gemacht, Bürgermeister!“

Unklar muss auch der Öffnungstermin für das Mineralfreibad Oberes Bottwartal in Oberstenfeld bleiben. „Die Regelung mit den Schnelltests wird die Öffnung nicht beschleunigen“, sagt Markus Kleemann, Vorsitzender des Zweckverbandes und Oberstenfelder Bürgermeister. Man habe am Wochenende davon erfahren und führe erste Gespräche. Er gehe davon aus, dass das Personal im Freibad möglicherweise Selbsttests kontrollieren müsse, die von den Gästen mitgebracht werden. Im Bürgerhaus werde außerdem ein Schnelltestzentrum mit viel Engagement, auch von Ehrenamtlichen, betrieben.

Sozialministerium will Bestimmungen für Bäder präzisieren

Aus Sicht des Sozialministerium stellen Schnelltests dagegen kein Hemmnis für den Freibad-Betrieb dar, wie ein Sprecher auf Anfrage mitteilt. Der Bund übernehme die Kosten für einen Test pro Woche. Gebe es ausreichend Kapazitäten, dürften die Bürger sich auch mehrmals testen lassen. Zudem ermögliche das Land den Bädern wie auch Friseuren und Restaurants, ihren Kunden Selbsttests anzubieten. „Wir werden die Bestimmungen speziell für Bäder aber nochmals präzisieren und prüfen, ob bei einer sich verbessernden Infektionslage weitere Erleichterungen möglich sind“, so der Sprecher, der darauf hinweist, dass der Schnelltest überhaupt erst Öffnungen in vielen Bereichen bei Inzidenzen unter 100 ermöglichen. Man müsse alles tun, um einen Anstieg von Neuinfektionen zu verhindern.

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