Schrecken die nötigen Schnelltests potenzielle Freibad-Besucher ab? Foto: Archiv (KS-Images.de)

Der Freibad-Besuch wird immer komplizierter – die Bürokratie nimmt überhand.

Marbach/Bottwartal - Es ist nachvollziehbar, dass die Freibäder nicht sofort öffnen, solange sich die Inzidenzwerte noch nicht stabilisiert haben. So könnte es noch gut einen Monat lang dauern, bis ein Besuch in einem der Bäder möglich ist. Angesichts der Witterung derzeit wohl ein verschmerzbarer Aufschub. Auf den ersten Blick kann man das Sozialministerium verstehen, wenn es auf Nummer sicher gehen will, um nicht wieder einen Anstieg der Inzidenzwerte zu riskieren. Letztlich kann aber – wie bei einigen freiheitsbeschränkenden Entscheidungen von Bund und Land – die wissenschaftliche Grundlage dafür in Frage gestellt werden, Schnelltests für das Freibad zu verlangen.

Zwar hört es sich zunächst einmal gut an, dass sich der Nichtgeimpfte mittels eines Schnelltests den Zugang ebenso verschaffen kann wie ein Geimpfter oder ein Genesener, doch ist der Preis dafür zu hoch. Zu einem Freibadbesuch gehört Spontanität: das Gefühl, aus einer Lust heraus einen möglichst kurzen Weg in die Fluten zurückzulegen. Schon das Online-Ticket im Vorjahr wirkte hemmend – ein Schnelltest törnt zusätzlich ab.

Die Spontanität geht verloren

Versprechen mitgebrachte Selbsttests Entlastung? Im Eingangsbereich wird es trotzdem zu Gedränge und Warteschlangen rund um Tests und Kontrollen kommen – auf Kosten des nötigen Abstands. Selbsttests bergen zudem ein höheres Potenzial, falsch zu liegen. Alles in allem wirkt das Konzept unausgegoren.

Freibäder sind Außeneinrichtungen

Das Land sollte bei seinen Vorgaben zu den Freibädern dringend nachbessern. Und hier sollten Wissenschaftlichkeit und gesunder Menschenverstand statt Bürokratiedenken regieren. Freibäder sind für Gesundheit und Lebensqualität bedeutend – als Außeneinrichtungen sollten sie anders bewertet werden als Restaurants, Friseurläden und andere Einrichtungen mit Publikum in Innenräumen. Hat nicht die Gesellschaft für Aerosolforschung vor einigen Wochen klargestellt, dass das Ansteckungsrisiko in Außenbereichen gering ist? Man wünscht sich einen Freibad-Zweckverband, der sich mit einer Klage gegen unsinnige Vorgaben wehrt: für die Steuerzahler, die das Bad nutzen wollen, das sie finanzieren.

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