Schubert-Geschäftsführer Florian Padotzke und Vater Wilfried Padotzke (von links) verzichten bei ihrem Filter auf viel „Chichi“ . Foto: Werner Kuhnle

Schwäbischer Erfindergeist macht selbst vor Coronaviren nicht Halt – oder wird er durch diese sogar erst angestachelt? Der Affalterbacher Unternehmer Wilfried Padotzke hat es sich jedenfalls zum Ziel gesetzt, einen preiswerten Luftfilter mit erstaunlich hohem Wirkungsgrad auf den Markt zu bringen.

Affalterbach - Es kann ja nicht sein, dass wir hier im Schwabenland solche Filter aus China brauchen“, empört sich der Tüftler Wilfried Padotzke. Der Gründer der Firma Schubert aus Affalterbach beschäftigt sich nämlich bereits seit 1994 hauptberuflich mit der Frage, wie Luft möglichst effektiv und sauber von Schadstoffen gereinigt werden kann. Seine Idee ist so einfach wie brillant: Padotzke schaltet zwei gängige HEPA-Filter der Kategorien 14 und M5-Vorfilter einfach in Reihe hintereinander . . .

Gängige Technik für ein neues System

Das Kürzel HEPA steht für „High-Efficiency Particulate Air“, was wohl am einfachsten als Luftfilter mit hoher Wirksamkeit gegen Teilchen übersetzt werden kann. Anstatt auf teuere und recht aufwendig herzustellende Gehäuse aus Kunststoffspritzguss zu setzen, nutzt Padotzke Edelstahl: „Das ist unsere gängige Technik, wenn wir mit Maschinen gesundheitsbedenkliche Stoffe aus der Luft filtern müssen.“ Unten am Gehäuse befinden sich Rollen, damit der Filter einerseits einfach den Standort wechseln kann. „Zum anderen können wir ihn schnell fertigen.“ Ein Manko vieler Luftfilter seien die lauten Geräusche, wenn die angesaugte Luft umgewälzt wird. „Daher haben wir die Strömung noch extra optimiert“, führt der erfindungsreiche Luftfilterspezialist aus.

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Seine jetzt serienreifen Filter sind für 800  Kubikmeter Raumgröße ausreichend. Da nach neuesten Studien die Raumluft fünfmal pro Stunde umgewälzt werden soll, entspricht dies in etwa 60 Quadratmeter Raumgröße. Damit dürften etwa die meisten Klassenzimmer in Schulen abgedeckt sein.

Pollen, Staub und Viren werden eliminiert

Der Wirkungsgrad der Luftfilter, auch als Abscheidegrad bekannt, liege unterdessen bei unvorstellbaren 99,999999 Prozent. „Das sind sechs Neunen hinter dem Komma“, fasst es Padotzke zusammen. Und er legt nach: „Ein Luftfilter mit HEPA 14 und 99,995  Prozent Wirkungsgrad würde eine Milliarde Corona-Viren ansaugen und dann schlüpfen immer noch 50 000 Viren durch.“ Bei dem VPS-Luftfilter der Firma Schuster, die heute sein Sohn Florian leitet, hingegen blieben „gerade einmal zweieinhalb Viren frei in der gereinigten Luft übrig“. VPS steht übrigens für „Viren, Pollen, Staub“ – denn der bereits seit Jahrzehnten bewährten HEPA-Filtertechnik sei es ganz gleichgültig, ob sie nun ein Pollenkorn, ein Staubkorn oder eben Coronaviren aus der angesaugten Luft eliminieren. Die Filter wiederum lassen sich übrigens auch einfach austauschen.

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Ein Preis von weniger als 2000 Euro wird angestrebt

Viel „Chichi“ bräuchte es aus Sicht von Wilfried Padotzke gar nicht, er wolle sich auf das Wesentliche konzentrieren. Der Filter bestünde im Grunde nur aus Filterelementen, Lüfter und Gehäuse, die bei Bedarf mit desinfizierenden UV-C-Lampen erweitert werden könnten. Wichtig sei ihm, dass auf Wunsch eine Art CO2-Ampel ergänzend signalisiert, wann wieder die Fenster geöffnet werden sollten. So liesse sich wertvolle Heizenergie einsparen. Was bleibt, ist der Energiebedarf der Luftfilter selbst. Bei halber Leistung sind das rund 100  Watt, unter Volllast rund 180  Watt Stromverbrauch.

Die finalen Preise für den Marktstart der Luftfilter aus Affalterbach stehen noch nicht endgültig fest, „dürften jedoch deutlich unter 2000 Euro liegen“, so die Schätzung von Tüftler und Unternehmer Padotzke aus Erfahrung. Seine neuen „Virenkiller“ werden zunächst in kleinerer Serie produziert – und vielleicht in Zukunft je nach Nachfrage auch in mittelgroßer Serie. „Natürlich ist uns auch bewusst, dass wir uns damit gegen die ganz großen Wettbewerber positionieren,“ stellt Wilfried Padotzke klar. Doch er sei durchaus zuversichtlich, dass er hier eine Nische am Markt gefunden habe.