Ein Luftmessgerät zeigt mit einem roten Licht an, wenn der Kohlendioxid-Anteil im Raum so hoch ist, dass gelüftet werden muss. Foto: Stefanie Schlecht)

Großbottwar stattet sämtliche Kitas und Schulräume mit Luftmessgeräten aus – und spart viel Geld, da mobile Luftfilter viel teurer wären.

Großbottwar - Eine Zeit lang waren Luftfilter im Gespräch, um Corona-Viren in Klassenzimmern den Garaus zu machen. Doch um die Geräte ist es still geworden. Auch Marco Mangold, Lehrer am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium, war anfangs angetan von der Idee, den naturwissenschaftlichen Fachraum mit seinen Schülern durch eine selbst gebaute Luftaustauschanlage aufzupeppen. „Die Pläne stammten von Vätern, die beim Max-Planck-Institut arbeiten“, erzählt der Pädagoge, und seine Schüler aus einem 12er-Kurs halfen begeistert mit, die Absauganlage zu bauen. Inzwischen hängt sie auch und bläst die verbrauchte Luft samt Aerosolen durch ein gekipptes Oberlicht hinaus.

Das Modell Marke Eigenbau hat trotz der günstigen Kosten von 160 Euro jedoch einen entscheidenden Haken: Es ist nicht vergleichbar mit mobilen Luftfiltergeräten, bei denen die Luft im Raum verbleibt. Deren Plus: Im Winter muss niemand im Schulraum frieren. Sie kosten aber mehrere tausend Euro. Viele Kommunen schrecken deshalb vor Luftfiltern zurück. Zum Beispiel die 8000-Einwohner-Stadt Großbottwar.
„Diese Geräte bringen nicht wirklich etwas: Ein Filter sorgt nicht für frischen Sauerstoff“, sagt der Bürgermeister Ralf Zimmermann, der zu dem Schluss kommt: „Egal, ob wir einen Filter haben oder nicht, es hilft nur das Lüften.“

Der Bürgermeister findet: „Lüften muss man so oder so.“

Der Großbottwarer Bürgermeister kaufte Luftmessgeräte für 30 Klassenzimmer und die Kitas der Storchenstadt – zum schlappen Stückpreis von 200 Euro. Insgesamt gab er mit der Montage dafür 15 000 Euro aus. Luftfilter in all den Räumen hätten ihn wohl das Zehnfache gekostet. „Die Filter hätten wir regelmäßig tauschen müssen, auch haben die Geräte einen relativ hohen Energiebedarf“, erklärt der Rathauschef, der sich auf Berichte des Umweltbundesamtes beruft, wonach das Öffnen der Fenster der beste Weg sei. „Lüften muss man so oder so: Ein Gehirn muss denken können.“ Die Ampeln zeigten an, wenn die Luftqualität zu schlecht werde. Mit der verbrauchten Luft entschwänden auch Aerosole.

Ist es draußen warm, ist das alleinige Lüften als Maßnahme unbestritten. Maskenpflicht und Abstand halten zudem das Ansteckungsrisiko im Unterricht gering. An Grenzen stößt das Konzept jedoch im Winter. Deshalb hatten sich vor allem Elternverbände im vorigen Jahr für Luftfilter an Schulen ausgesprochen. Sie sollen insbesondere in Räumen besser vor Viren schützen, die schlecht lüftbar sind.

Bietigheim-Bissingen geht einen ähnlichen Weg

Den Großbottwarer Weg beschreitet auch die Stadt Bietigheim-Bissingen:
„Wir haben teilweise bereits Luftmessgeräte, sogenannte CO2-Ampeln, installiert, weitere folgen für alle Schulräume“, teilt die Pressesprecherin der Stadt, Anette Hochmuth, mit. Luftfilterungsgeräte sollen hingegen nicht installiert werden. „Die Schulräume in unseren Schulen verfügen allesamt über Fenster, die geöffnet werden können und eine gute Lüftung erlauben.“

Grundsätzlich offen für weitere Verbesserungen am Marbacher Gymnasium ist dessen Schulleiter Volker Müller, der froh ist, in vielen der unlängst sanierten Räumen schon über Luftfiltersysteme zu verfügen. „Wir denken aber über zusätzliche Systeme nach, die vor allem im Hinblick auf die kältere Jahreszeit und auf die Wiederaufnahme eines Vollbetriebs relevant werden.“

Die Stadt Ludwigsburg prüft den Einsatz von Luftfiltern

Finanzieren müssten die Filter der Schulträger im Falle des FSG die Stadt Marbach.
Deren Bürgermeister Jan Trost will den Einbau von stationären Luftfiltern auch bei der Sanierung der anderen Schulen vorantreiben. „Diese sehr leistungsfähigen Lüftungsanlagen lösen auch das Thema CO2“, sagt Trost. Das regelmäßige Lüften biete in der warmen Jahreszeit den besten Schutz. Für den Winter wolle man die Expertenmeinung bei den mobilen Luftfiltern im Blick behalten für den Fall, dass das Impfen nicht den erhofften Erfolg hat.

Das Thema Luftfilter an Schulen beschäftigt offenbar auch die Verwaltung der Stadt Ludwigsburg. Sie soll nach einem aktuellen Beschluss des Ausschusses für Bildung, Sport und Soziales den Einsatz von Luftfiltern prüfen. Darüber soll nach den Pfingstferien weiterberaten werden.

Die Gemeinde Murr verzichtet sogar auf Luftmessgeräte

Ganz ohne Filter und Messgeräte kommt die Gemeinde Murr
aus. „Bei uns lässt sich in der Schule und den Kindertageseinrichtungen jeder Raum ganz klassisch lüften“, erklärt der Bürgermeister Torsten Bartzsch. Das sei aus seiner Sicht immer noch die beste Möglichkeit, CO2, Aerosole, Essensgeruch und Ausdünstungen durch Frischluft zu ersetzen. Man plane keine Maßnahmen.

Das Landratsamt Ludwigsburg
hat für alle beruflichen Schulen 150 CO2-Messgeräte angeschafft. „Unsere Schulräume sind entweder mit Fenstern oder funktionierenden Lüftungsanlagen ausgestattet, sodass der Luftaustausch gewährleistet ist“, berichtet der Sprecher Markus Klohr. In den wenigen Räumen ohne einen Nachweis für den notwendigen Luftaustausch seien Luftfilter installiert worden.