Die Marbacher Stadträte schätzen Ralf Loberts Arbeit und sind entsetzt über den für sie überraschenden Weggang des Stadtplaners (das Foto stammt aus 2015 und zeigt nicht den aktuellen Gemeinderat). Foto: Werner Kuhnle

Die Bürgervertreter wollen helfen, die Spannungen im Rathaus von Marbach zu lösen. Man suche nach Lösungen, so der Tenor.

Der Schreck über die Kündigung sitzt den Räten noch in den Gliedern. Das ist in den Gesprächen mit den Fraktionsspitzen zu spüren. Dass der Stadtplaner Ralf Lobert nach 28 Jahren der Verwaltung den Rücken kehren würde, damit haben sie nicht gerechnet. Über den Weggang erfuhren sie aus der Zeitung: Vergangenen Samstag hatte die Stadt eine entsprechende Stellenanzeige geschaltet.

„Wir bedauern die Entscheidung extrem“, sagt CDU-Chefin Heike Breitenbücher. Mit Lobert gehe unheimlich viel Fachwissen, aber auch Menschlichkeit verloren. „Sein Herz hängt an Marbach. Er kennt hier jeden Pflasterstein.“ Breitenbücher gibt sich aber auch selbstkritisch. „Wir im Gemeinderat müssen Wünschenswertes und Visionäres etwas zurückstellen. Visionen sind gut und man sollte sich auch ab und an darüber unterhalten, aber wichtig ist die Planung dessen, was tatsächlich machbar ist.“ Dass es Spannungen auf dem Rathaus gibt, sei angekommen. „Wir müssen schauen, dass wir da Lösungen finden und aufpassen, dass wir die Mitarbeiter schützen.“

Auch Ernst Morlock ist tief betroffen. „Ralf Lobert zählt für mich persönlich zu den wichtigsten Mitarbeitern der Verwaltung. Er hat sich an allen Ecken ausgekannt. Es ist schwierig, wenn so eine Persönlichkeit die Stadt verlässt.“ Was die von Lobert geäußerte Kritik angeht, so würden bei ihm alle Alarmglocken schrillen, erklärt der SPD-Fraktionssprecher. „Aber die Projekte beschließt nicht allein der Bürgermeister, da sind wir auch mit im Boot.“ Natürlich bestehe eine Fürsorgepflicht eines Chefs für seine Mitarbeiter. „Das gilt für jeden Chef.“ Loberts Kritik sei angekommen, betont auch Morlock. „Wir werden nach Lösungen suchen.“

Dr. Michael Herzog, Vizesprecher der Freien Wähler und Vize-Bürgermeister, spricht von einem „Paukenschlag“. „Die Nachricht hat eingeschlagen wie eine Bombe. Wir schätzen Ralf Lobert sehr. Seine Arbeit und seine Kenntnis.“ Nach den Abschieden von Gerhard Heim, Thomas Storkenmaier und jetzt auch noch Ralf Lobert gehe viel Wissen verloren. Beide – Heim und Storkenmaier  – sind früher als viele in der Stadt dachten, in den Ruhestand gegangen.  Auch Herzog übt Selbstkritik. In der Stadt liefen in der Tat sehr viele Projekte – das Ratsgremium stehe da mit in der Verantwortung. „Und es gibt nicht immer nur sinnvolle und notwendige Aufträge an die Verwaltung. Das haben wir bereits öffentlich kritisiert.“ In einer Krisensitzung Anfang Januar habe man beschlossen, die Sitzungskultur zu verbessern. Die Haushaltssitzung mit den vielen Anträgen habe aber gezeigt, dass es nichts gebracht habe. „Aber wir werden das Thema angehen. Unser Ziel ist es, dass in der Verwaltung die Räder rundlaufen. Und wenn Sand im Getriebe ist, dann werden wir schauen, dass wir ihn herausbekommen.“

Betroffen ist auch Barbara Eßlinger. Lobert sei ein sehr guter Mitarbeiter der Stadt. Seine Kritik wertet die Fraktionschefin der Grünen als „hartes Brot“. „Die Kritik muss aufgearbeitet werden und wir müssen die Sachlage im Detail klarstellen.“ Nicht schön sei es, dass die Räte aus der Zeitung erfahren mussten, dass Lobert aufhört. Und was das Thema Priorisierung angeht, so sei sie beispielsweise ein Fan der Vision eines Parkhauses in der Grabenstraße gewesen. „Es ist eine wunderbare Idee, aber es ist die Aufgabe eines Chefs zu sagen: Super Idee, aber in den nächsten eineinhalb zwei Jahren können wir sie nicht weiterverfolgen. Der Chef muss eine Priorisierung zum Schutz seiner Mitarbeiter treffen und dann Klartext reden – gegenüber den Räten und gegenüber dem Stadtmarketingverein.“ 


Schockiert ist auch Hendrik Lüdke von  Puls. Lobert habe eine klasse Arbeit gemacht und sich außerordentlich für die Stadt eingebracht. „Da hat oft spät noch das Licht im Büro gebrannt.“ Im Verwaltungsausschuss hatte Lüdke am Donnerstag eine Liste der noch offenen Projekte gefordert, um dann auch Prioritäten zu setzen. „Wenn ein Projekt nicht zu Ende gebracht und nach Jahren wieder aufgegriffen wird, dann beginnt die Arbeit in vielen Punkten doch wieder von  Neuem.“ Ganz so selbstkritisch wie die anderen Fraktionen ist er hingegen nicht. Puls stelle zwar die meisten Anträge, die seien in der Regel jedoch nicht zeitintensiv für die Verwaltung. Was die Spannungen  im Rathaus angeht, stellt Lüdke klar: „Innerhalb der Verwaltung – also wer was bearbeitet, wie die Infos fließen und wie miteinander umgegangen wird –   hat das Gremium nichts zu sagen. Da ist der Bürgermeister der Chef. Wir können zwar mahnen und Wünsche äußern, mehr aber auch nicht.“

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