Im Marbacher Rathaus gibt es auch intern Baustellen. Foto: Archiv (KS-Images.de)

Ralf Lobert wechselt nach 28 Jahren zur Stadt Waiblingen. Der 55-Jährige kritisiert die Arbeitsbedingungen und Abläufe im Marbacher Rathaus.

Es ist ein Paukenschlag. Ralf Lobert, der stellvertretende Leiter des städtischen Bauamtes, hat seine Kündigung eingereicht. Unter anderem fühlt er sich von der Verwaltungsspitze nicht genügend unterstützt und kritisiert zudem die Arbeitsbedingungen und Arbeitsabläufe sowie einen fehlenden Informationsfluss.  Am 23. Oktober wird er morgens  zum letzten Mal die Haustüre in Marbach-Süd schließen, um sich in Richtung Rathaus aufzumachen. Nach 28 Jahren endet die Liebesbeziehung. Denn der Verwaltungsprofi ist mit der Stadt verheiratet, wie er es selbst ausdrückt. Entsprechend schwer fiel ihm die Entscheidung. „Es war die schwerste in meinem Leben“, sagt der 55-Jährige.

Völlig unerwartet kann sie nicht gekommen sein. Zumindest nicht für Bürgermeister Jan Trost. Denn bereits im November habe er  diesem  angekündigt, dass er gehen werde, wenn sich nichts ändere, betont Lobert und ist davon überzeugt,  nicht  ernst genommen worden zu sein. „Man war sich meiner sicher, aber ich sitze ein Problem nie aus.“

Grundproblem wurde nicht gelöst
Zwar habe er mit Elena Schubert eine tolle neue Kollegin an die Seite bekommen, das Grundproblem sei dadurch aber nicht gelöst, wenn immer neue Projekte dazukommen und die Strukturen nicht verändert würden. „Und es gab auch keine Prognosen, dass sich was ändert.“ In den Osterferien habe er sich deshalb entschieden, zu gehen. „Ich musste die Entscheidung so treffen, wenn ich gesund bleiben will, und ich will mich nicht länger zerreißen, weil die Unterstützung fehlt“, sagt Lobert.  Erst danach habe er die Ausschreibung der Stelle im Waiblinger Rathaus wahrgenommen und sich dann auch beworben. „Am Dienstag nach Pfingsten habe ich  morgens in Waiblingen unterschrieben und mittags gekündigt.“ Die Reaktion des Stadtchefs beschreibt Lobert als „emotionslos“. Trost selbst sagt, er sei völlig überrascht gewesen. Die Kündigung sei unerwartet gekommen. Doch für den scheidenden Stadtplaner, der in Marbach viel bewegt habe, sei es  „der nächste Karriereschritt“, erklärt er auf  Anfrage unserer Zeitung. Schließlich werde Lobert Leiter des Waiblinger Bauamtes.

Lobert rückt diese Darstellung zurecht. Er werde in Waiblingen Abteilungsleiter für den Bereich Planung und Sanierung. Zehn Personen sind ihm unterstellt. „Über mir ist noch der Fachbereichsleiter und noch mal drüber der Baubürgermeister. Es ist also kein Karrieresprung, denn hier in Marbach haben wir zwölf Mitarbeiter und 28 Mitarbeiter im Bauhof.“

Unterstützung und Informationen fehlen
Warum verlässt er also die Stadt, in der er nicht nur gerne lebt, sondern in der er auch 28 Jahre lang gearbeitet hat? Lobert  verweist auf die vielen Projekte, die in Angriff genommen werden. Genauer gesagt, auf die aus seiner Sicht zu vielen Projekte. „Es war schon immer viel zu tun und ich bin es gewohnt, mit viel Arbeit umzugehen“, so Lobert. „In  enger Kooperation mit Gerhard Heim haben wir die Projekte priorisiert, effektiv gearbeitet und erfolgreich abgeschlossen.“ Nachdem der langjährige Erste Beigeordnete Heim  in den Ruhestand gegangen war und alle Fäden beim Stadtchef zusammenliefen, habe es jedoch an Unterstützung und an notwendigen Informationen beziehungsweise am Einbeziehen in Entscheidungsprozesse gefehlt. „Man  kann nicht ständig von einer Baustelle zur nächsten rennen und immer mehr Projekte anfangen. Eine Priorisierung ist das A und O. Ein Koch stellt auch nicht gleichzeitig 20 Pfannen auf den Herd. Das kann nicht gut gehen und ist dann sehr demotivierend.“

Parkhaus wird zur Schlüsselsituation
Eine Schlüsselsituation sei das Projekt Parkhaus an der Grabenstraße gewesen. Wenn man mit dem Sanierungsgebiet Hauptstraße in Rielingshausen, der Netzstabilitätsanlage und dem Jetter-Areal drei zeitlich terminierte Projekte abzuwickeln habe, weil unter anderem auch Fördergelder dranhingen, dann könne es nicht sein, dass man auch noch Zeit und Kraft in Überlegungen zu Vorplanungen für ein Parkhaus stecken soll,  zumal alles noch nicht besprechungsreif sei. „Für meine Einwände hatte man damals jedoch kein Verständnis. Vielmehr wurde mir gesagt, dass das Thema auf der Agenda des Stadtmarketingvereins stehe und das jetzt eben so sei.“

Jan Trost räumt ein, dass es im Zusammenhang mit der Parkhausdiskussion Spannungen innerhalb der Führungsriege der Marbacher Stadtverwaltung gegeben habe – widerspricht Ralf Lobert aber in den anderen Punkten. Eine Abstimmung über die Prioritäten im Stadtbauamt sei regelmäßig erfolgt, jedoch sei eine Stadt immer etwas Dynamisches. „Es kommen neue Aufgaben dazu, die zeitkritisch sind, wie aktuell die Entwicklung des Hessel-Areals, des Volksbankgeländes am König-Wilhelm-Platz oder nun der städtebauliche Vertrag für den Gesundheitscampus“, führt der Verwaltungschef der Schillerstadt aus. Durch solche Entwicklungen würden  sich automatisch immer wieder die Prioritäten verschieben. „Aufgrund der zahlreichen Projekte haben Verwaltung und Gemeinderat reagiert und bereits 2017 eine zusätzliche Ganztagsstelle für den Bereich Grün- und Stadtplanung geschaffen und zuletzt vor knapp einem Jahr nochmals eine neue Ganztagsstelle für den Bereich Stadtplanung genehmigt und besetzt.“

Mehr zum Thema:

Die Reaktion der Stadträte:

https://www.marbacher-zeitung.de/inhalt.nach-kuendigung-des-marbacher-stadtplaners-stadtraete-sind-geschockt-und-ueben-selbstkritik.59a34d3e-b0d0-4085-bbfc-78edc4205ed9.html

Ein Blickwinkel zur unguten Stimmung auf dem Rathaus:

https://www.marbacher-zeitung.de/inhalt.ungute-stimmung-im-rathaus-von-marbach-es-knirscht.121dad78-44c8-4e34-8a7a-937db5c1ff5c.html