Das vorgesehene 20,1 Hektar große Areal liegt direkt an der A81 und wird derzeit als Ackerland genutzt. Foto: Werner Kuhnle

Der Gemeinderat von Mundelsheim gibt in seiner Sitzung einstimmig grünes Licht für einen Bürgerentscheid am 29. Mai dieses Jahres. Zuvor soll es mehrere Infoveranstaltungen und ein Forum mit zufällig ausgewählten Bürgern geben.

Mundelsheim - Schon lange nicht mehr ist eine Sitzung des Mundelsheimer Gemeinderates auf so großes Interesse gestoßen wie am Donnerstagabend, als sich rund 30 Besucher in der Käsberghalle versammelten. Und auch Bürgermeister Boris Seitz sprach von einem „Tag mit historischer Bedeutung“, wobei er die Hoffnung damit verband, dass das Thema und der damit verbundene Bürgerentscheid Mundelsheim nicht spalte, wie dies anderen Gemeinden leider schon passiert sei.

Gegenstand des überdurchschnittlichen Interesses war der geplante regionale Gewerbeschwerpunkt Benzäcker, für den sich der Gemeinderat bereits im Juli 2021 stark gemacht hatte. Auf einer Fläche von 20,1  Hektar auf Mundelsheimer Gemarkung direkt an der Autobahn 81 wollen die sechs Kommunen Mundelsheim, Besigheim, Gemmrigheim, Walheim, Hessigheim und Neckarwestheim, die zu diesem Zweck den Verband „Gewerbe- und Innovationspark Mundelsheim“ gründen wollen, Firmen ansiedeln, die an Zukunftstechnologien wie Halbleiterbau, E-Mobilität oder Wasserstoff arbeiten. Reine Logistikfirmen wie etwa Speditionen sind durch diese Planung also schon ausgeschlossen.

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60 Prozent der Gewerbesteuereinnahmen gingen an Mundelsheim

Seitz betonte, die Gemeinde werde nicht nur von den Gewerbesteuereinnahmen – 60  Prozent davon fließen an Mundelsheim – profitieren, sondern auch die Chance auf eine verbesserte Infrastruktur mit Ärzten, Gastronomie und Geschäften haben. Auch für das Vereinsleben könnten sich Vorteile ergeben, anstehende Sanierungen würden einfacher. Ein Mehr an Verkehr wollte Seitz nicht abstreiten, dieser finde jedoch laut Voruntersuchungen zu 80 Prozent auf der Autobahn statt. Zudem sei die Topografie sehr günstig, essenzielle Zuleitungen wie Glasfaserkabel und eine Bodenseewasserleitung lägen bereits am Gebiet.

Streuobstwiese soll erhalten bleiben

Der Bürgermeister stellte zudem heraus, dass der Eingriff in die Natur so klein wie möglich gehalten werde, da nur Ackerland versiegelt werde und der Wein- und Obstbau auf dieser Fläche nicht betroffen sei. Die vorhandene kleine Streuobstwiese solle erhalten bleiben und eventuell sogar durch einen Bachlauf ergänzt werden, damit Mitarbeiter ihre Mittagspause vor Ort in schöner Natur verbringen könnten. Finanziert werden solle das Projekt über die LBBW Immobilien Kommunalentwicklung über einen Zeitraum von zehn Jahren. Da das Gebiet komplett auf Mundelsheimer Gemarkung liege, werde Mundelsheim bei dem Projekt auch „den Hut aufhaben“.

„Das ist eine Entscheidung die Generationen betrifft“

Seitz erklärte, man wolle die Bürger in die Entscheidung einbinden. Und dafür machte der Rat am Donnerstagabend schließlich mit einem einstimmigen Votum für einen Bürgerentscheid am 29. Mai den Weg frei. „Das ist eine Entscheidung, die Generationen von Mundelsheimern betrifft“, erklärte Gemeinderätin Beate Fähnle (FVW) dazu. Gemeinderat Andreas Link (FBW) hofft dabei auf einen anständigen Umgang miteinander, und „dass wir uns alle auch noch im Juni grüßen werden“. Thomas Kizler (FVW) betonte außerdem, ein Bürgerentscheid sorge für Planungssicherheit und verhindere zudem hoffentlich, dass das Thema „zu emotional geladen“ werde.

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Bürgerforum und Formate für Erstwähler

Bis zum Bürgerentscheid Ende Mai will die Gemeinde ihre Bewohner laut einer Pressemitteilung umfassend informieren. Los geht es mit einem Bürgerforum: Dafür sollen Bürger aus dem Melderegister ausgewählt werden, mit denen sich ein Abbild der Gesamtbevölkerung erstellen lässt. So soll es beispielsweise eine repräsentative Quote für Frauen und Ausländer geben. Darüber hinaus soll es verschiedene Info-Formate vor Ort und in den umliegenden Gemeinden geben. Eine spezielle Aktion richtet sich an junge Menschen und Erstwähler. Am 6. Mai sollen in einer Einwohnerversammlung die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung nochmals dargestellt und diskutiert werden.