Das Luftbild zeigt die Autobahn und die Lage des möglichen neuen Gewerbegebiets westlich davon. Foto: Werner Kuhnle

Noch ist das geplante Gewerbegebiet auf Mundelsheimer Gemarkung an der Autobahn einige Schritte von einer möglichen Verwirklichung entfernt. Doch schon jetzt zeigt sich, dass nicht jeder darüber glücklich ist.

Mundelsheim - Geht es nach dem Willen der Gemeinde Mundelsheim, dem Zweckverband Industriegebiet Besigheim und dem Verband Region Stuttgart, soll in wenigen Jahren das Gewerbegebiet auf der Ottmarsheimer Höhe erweitert werden. Auch der Name des künftigen, etwa 20 Hektar großen Gewerbegebiets steht schon fest: Benzäcker.

Allerdings „kollidieren die Planungen derzeit mit einem im Regionalplan ausgewiesenen Grünzug, und der ist zwingend zu beachten“, sagt Thomas Kiwitt, Leitender Technischer Direktor im Verband Region Stuttgart. Deshalb hätten die Freien Wähler vor einiger Zeit den Antrag gestellt, den Regionalplan zu ändern. Voraussichtlich im Juli werde sich die Regionalversammlung mit dem Thema auseinandersetzen. Im Fall einer Änderung des Regionalplans müsste dann noch der Flächennutzungsplan und schließlich der Bebauungsplan geändert werden, woraus ersichtlich ist, dass das Verfahren noch einige Zeit in Anspruch nehmen kann.

Gegner wollen vorbereitet sein

Unabhängig davon formiert sich aber jetzt schon Widerstand gegen die Pläne: „Wir wollen uns rechtzeitig vorbereiten“, sagt Sabine Kumbar von der Attac-Regionalgruppe Besigheim-Ludwigsburg. Denn: „Man redet immer davon, dass sei doch ‚nur’ intensiv genutzte Landwirtschaft, aber dort sind auch Fußgänger auf der Suche nach Naherholung unterwegs, außerdem gibt es dort auch schöne Ausblicke.“ Und ihr Mitstreiter Gerhard Juttner ergänzt: „Wir brauchen auch noch Grünzüge bei uns; die Region hat das ja nicht umsonst so ausgewiesen.“

Christa Broissl, ebenfalls in der Attac-Gruppe engagiert, argumentiert: „Wir leben sowieso schon in einem sehr verdichteten Raum, wenn man den noch mehr verdichtet, leidet die Lebensqualität. Es wäre sinnvoller, weiteres Gewerbe eher in strukturschwachen Gebieten anzusiedeln.“

Große Flächen im Landkreis fehlen

Genau das möchte jedoch Kiwitt verhindern: „Wir leben in der Region von der Industrie und wollen als Standort vorne mit dabei bleiben. Und die Unternehmen entscheiden jetzt, wo künftig Batterien oder Brennstoffzellen gebaut werden.“ An großen Flächen gebe es jedoch gerade im Landkreis Ludwigsburg kein Angebot.

Die Idee, zwischen Pleidelsheim und Murr ein interkommunales Industriegebiet einzurichten, scheiterte am Widerstand der Kommunen. Aus dem von Mundelsheim gemeinsam mit Großbottwar angedachten Gewerbegebiet östlich der Autobahn wurde ebenfalls nichts. Das Gewerbegebiet Benzäcker läge zwar auf Mundelsheimer Gemarkung, würde jedoch auch den anderen Gemeinden im Zweckverband Industriegebiet (ZViG) Besigheim zur Verfügung stehen, also auch Besigheim, Gemmrigheim, Hessigheim, Neckarwestheim und Walheim.

Kein Landschaftsschutzgebiet

Für Benzäcker liegt dem Landratsamt Ludwigsburg nach Aussage von dessen Sprecher Andreas Fritz „bisher lediglich eine Machbarkeitsstudie zur geplanten Bebauung vor. Von konkreten Unterlagen (Umweltbericht, Artenschutzuntersuchungen), die im Rahmen der Bauleitplanung erforderlich werden, haben wir bislang keine Kenntnis.“ Mundelsheims Bürgermeister Boris Seitz, der auch zweiter Vorsitzender des ZViG ist, sieht die Vorteile des Gebiets darin, dass es außerhalb von Ortschaften und direkt an der Autobahn gelegen ist – und zudem kein Landschaftsschutzgebiet. Sein Fazit daher: „Es steht kaum Naturschutz im Weg, und ich würde es begrüßen, wenn dort möglichst schnell Gewerbe angesiedelt werden könnte.

Man will ins Gespräch kommen

Die Attac-Regionalgruppe indes möchte nicht nur Widerstand leisten, sondern auch mit den Befürwortern in Dialog kommen, betont Sabine Kumbar: „Man muss auch akzeptieren, warum manche Menschen das unbedingt wollen.“ Um ins Gespräch zu kommen und einen Austausch möglich zu machen, aber auch, um das Geländer erst einmal richtig wahrzunehmen, lädt die Gruppe zusammen mit der Zukunftswerkstatt Besigheim am kommenden Samstag unter dem Motto „Kultur, Natur und Landschaft zwischen Ottmarsheim und Mundelsheim“zu einem Spaziergang ein. Gestartet wird um 16.30 Uhr an der Bushaltestelle Carl-Benz-Straße in Ottmarsheim. Ziel der Wanderung, die um das geplante Gewerbegebiet herum führt, ist Mundelsheim.

Zudem will die Attac-Regionalgruppe mit BUND, Nabu und ähnlichen Organisationen Kontakt aufnehmen, um vielleicht ein Aktionsbündnis zu schmieden. Denn: „Mit unserer kleinen Gruppe allein schaffen wir das nicht, und es sind ja auch mehrere Gemeinden betroffen“, sagt Sabine Kumbar. Der BUND Kreisverband hatte bereits im letzten Jahr Kritik an den Plänen geäußert. Dessen Vorsitzender Stefan Flaig bezeichnete sie als „Armutszeugnis für die Verkehrspolitik des Landes“.