Ein Teil des Gewerbegebiets auf der Ottmarsheimer Höhe soll wieder zum regionalen Grünzug werden. Foto: Werner Kuhnle

Bürgermeister Boris Seitz wirbt im Gemeinderat um Zustimmung für das interkommunale Projekt „Gewerbe- und Innovationspark Mundelsheim“. Die Voraussetzung dafür muss jedoch der Verband Region Stuttgart schaffen.

Mundelsheim - Wenn Boris Seitz nicht Bürgermeister von Mundelsheim geworden wäre, hätte er sicher auch in der Werbebranche eine gute Figur abgegeben. In der letzten Sitzung des Gemeinderats vor der Sommerpause stellte Seitz seinen Räten die Idee eines neuen Gewerbegebietes auf Mundelsheimer Gemarkung in den schönsten Farben dar. „Das Thema begleitet mich seit meinem ersten Tag als Bürgermeister“, erklärte Seitz und spielte damit auf das Jahr 2017 an, als das Gewann „Benzäcker“ schon einmal als mögliches Gewerbegebiet in Betracht gezogen wurde, bevor ein anderes auf Großbottwarer Seite der Autobahn favorisiert wurde, das dann aber letztlich an Landschaftsschutzgründen scheiterte.

Verkehrsgünstige Lage

Ein großer Vorteil des Areals sei die verkehrsgünstige Lage direkt an der Autobahn 81. Demnach sei damit zu rechnen, dass der überwiegende Verkehr auf der Autobahn stattfinde und die Umlandkommunen nur in geringem Umfang belastet würden. Hilfreich sei auch, dass die Landesstraße 1115 in Richtung Backnang zur Bundesstraße 328 hochgestuft werden solle und es dazu einen parallel verlaufenden Radweg gebe. Ein weiteres Plus sei, dass die Topografie mit einer Steigung von nur sechs Prozent überaus günstig sei und bereits wichtige Zuleitungen wie Glasfaserkabel und eine Bodenseewasserleitung am Gebiet lägen.

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Mögliche Umweltschutzeinwänden nahm Seitz den Wind aus den Segeln: Das Gewann „Benzäcker“ umfasse eine Fläche von 20 Hektar und bestehe nur aus Ackerland. Es liege in keinem Landschaftsschutzgebiet, Wein- oder Obstbau seien nicht betroffen. Da zudem im Bereich der Ottmarsheimer Höhe 13 Hektar gewerbsmäßiger Nutzung in einen regionalen Grünzug zurückgewandelt werden, würden in der Summe nur sieben Hektar Land neu versiegelt.

Der Bürgermeister versprach, sich für Firmen mit zukunftsträchtigen und qualifizierten Arbeitsplätzen stark zu machen. „Ein Warenzentrallager oder ein reines Logistikunternehmen wollen wir in Mundelsheim nicht“, betonte er. Die kleine Obstplantage solle erhalten und zur Ruhezone ausgebaut werden, damit Beschäftigte dort in der Natur ihre Mittagspause machen könnten. Finanziert werden soll das Projekt mit dem Namen „Gewerbe- und Innovationspark Mundelsheim“ über die LBBW Immobilien Kommunalentwicklung, die Dauer ist auf zehn Jahre angelegt. „Dadurch wird der kommunale Haushalt nicht belastet“, sagte Seitz.

„Wir brauchen Landebahnen für Investitionen“

Thomas Kiwitt, der leitende technische Direktor des Verbands Region Stuttgart (VRS), erklärte, die Region suche händeringend nach Gewerbeflächen, die mehr als drei Hektar groß seien. „Wir brauchen Landebahnen für Investitionen, um den Strukturwandel unserer Wirtschaft zu begleiten“, sagte Thomas Kiwitt. Vor allem die Automobilbranche stehe vor großen Veränderungen und baue Forschungsbereiche wie Künstliche Intelligenz, Wasserstoff- und Elektroantriebe massiv aus.

„Mundelsheim wird Hut aufhaben“

In der Sitzung am kommenden Mittwoch entscheide die Verbandsversammlung unter anderem darüber, ob das Gewann „Benzäcker“ aus dem bestehenden regionalen Grünzug herausgenommen werde. Falls ja, stehe die Ampel für ein Gewerbegebiet auf grün. Da der VRS Projekte solcher Größenordnung nur interkommunal betreiben will, hat sich Mundelsheim bereits mit den potenziellen Mitgliedern eines neuen Zweckverbandes (Besigheim, Hessigheim, Neckarwestheim, Walheim, Gemmrigheim) abgestimmt. „Da das Gebiet zu 100 Prozent auf Mundelsheimer Gemarkung liegt, wird Mundelsheim aber den Hut aufhaben“, betonte Seitz. Seine Räte konnte der Bürgermeister überzeugen: Andreas Link (FBW) erklärte, auch die kommenden Generationen sollten wohnortnah Arbeit und Brot haben, aus ihrem Verdienst speisten sich Steuern und Renten. Thomas Kizler (FWV) meinte, Mundelsheim solle die sich bietende Chance ergreifen. „Ich hoffe, dass die Bevölkerung hinter uns steht“, sagte er.