Außen ist bereits alles fertig: Die neue mobile Sanitätswache (links) und der neue Einsatzleitwagen des DRK Großbottwar. Foto: Werner Kuhnle

Mitglieder des DRK-Ortsvereins Großbottwar haben einen Sprinter zum Einsatzleitwagen umgebaut. Als nächstes Projekt verwandeln sie einen Bus in eine mobile Sanitätswache.

Großbottwar - Mit 25 Mitgliedern zählt der DRK-Ortsverein Großbottwar zu den kleinsten im Kreisverband. Das hindert ihn aber nicht daran, Großes auf die Beine zu stellen. Das zeigen die umfangreichen Corona-Testaktionen in der Harzberghalle, die in der Region mit die ersten ihrer Art waren. Und das zeigen zwei besondere Projekte, die quasi nebenher laufen: Denn ein aus sechs Helfern bestehendes Team ist seit zwei Jahren damit beschäftigt, Großfahrzeuge für den Verein und im Sinne der Gesundheitsversorgung umzubauen.

Über 1000 Stunden Arbeit – alles ehrenamtlich

Einen Einsatzleitwagen (ELW) mit modernster Technik haben die Freiwilligen nach anderthalb Jahren und rund 1500 Stunden nun fast fertiggestellt. Und mit einem früheren Linienbus, der zu einer mobilen Sanitätswache umgebaut wird, ist das nächste Projekt schon in vollem Gange. Hier stehen die Helfer davor, die Marke von 1000 Stunden zu knacken. Allesamt ehrenamtlich. Abends und am Wochenende, neben Familie und Beruf. Geschraubt und getüftelt wird auf dem Werzalit-Gelände in Oberstenfeld.

Der bisherige Container hat bald ausgedient

„Jeder Ortsverein hat seinen eigenen Stil, etwas anzubieten. Wir haben uns eben auf die mobile Sanitätswache spezialisiert. Und der Umbau solcher Fahrzeuge ist unsere Passion“, sagt der Ortsvereins-Vorsitzende Bertold Schneider. Der bald ausgediente Container kam beim Skispringen in Hinterzarten oder auch bei Motocross-Läufen in Rudersberg zum Einsatz, seit Corona nutzt ihn die Arztpraxis Dr. Frenzel in Oberstenfeld. „Der Aufbau des Containers ist sehr beschwerlich, jede der vier Stützen wiegt 80 Kilogramm. Insgesamt bringt er fünf Tonnen auf die Waage“, sagt Schneider. Daher überlegte man sich eine praktischere Lösung – und ist mit dem Bus fündig geworden.

Die mobile Sanitätswache
650 000 Kilometer bringt der 13,5 Meter lange und 2008 gebaute Bus auf den Tacho. Klingt viel, ist es aber nicht. „Die Million schafft so ein Bus problemlos“, sagt der DRKler Stefan Koch, der den Umbau geplant hat. Zum Einsatz kam das Fahrzeug bei Überlandfahrten in der Nähe von Bamberg. Der Ortsverein kaufte es mit finanzieller Unterstützung von Privatpersonen und Firmen und hofft darauf, dass sich die Investition durch späteres Vermieten refinanziert. Rund 60 000 Euro fallen für Kauf und Umbau an. „Fahrzeuge in dieser Art gibt es nicht viele. Ein Großraumrettungswagen steht in Stuttgart, das war’s aber in der Region. Den Bus kann man dann abstellen und direkt mit der Arbeit beginnen“, erläutert Bertold Schneider zwei Besonderheiten. Hauptziel ist es, dass der Bus in einem Katastrophenfall wie im Ahrtal schnell zur Verfügung stehen kann und sonst eben bei Großevents wie Festivals zum Einsatz kommt.

Drei Tragen für Verletzte finden Platz. Die Konstruktion hat gängige Maße, weshalb ein Patient nicht umgebettet werden müsste, wenn er von einem Rettungswagen geholt wird. Vorne bleiben vier Sitzplätze erhalten, ins Heck kommt ein Materiallager – alles TÜV-konform. Zwischendrin werden Trennwände eingebaut. „Aufgrund der Materialknappheit sind die Lieferzeiten sehr lang. Vieles passiert gerade häppchenweise“, sagt Stefan Koch. Der Ausbau hatte vor zwei Monaten begonnen, fertig wird er wohl 2022.

Der Einsatzleitwagen
Der fast fertiggestellte ELW wird seine Premiere beim Bottwartal-Marathon feiern. Der Sprinter war vorher ein 19-Sitzer und diente bei Hamburg als Schulbus. Inzwischen wurde die Ladefläche zum Büro umfunktioniert, das im Versteckten mit kilometerlangen Kabeln versorgt wird. Die DRKler haben den Umbau komplett alleine ausgeführt, einzig ein Brett musste ein Schreiner zuschneiden.

Der Clou: Per Touchscreen können zehn verbundene Funkgeräte ein- und ausgeschaltet werden. „Bisher haben wir für jedes Funkgerät einen Telefonhörer benötigt“, erklärt Bertold Schneider den Unterschied. Im Zuge der Umstellung auf Tetra-Digitalfunk in Baden-Württemberg ist man also auf dem Laufenden. Während die Feuerwehr diese Technik immer häufiger nutzt, ist der Großbottwarer Wagen, der zur „oberen Preiskategorie gehört“, fast der einzige seiner Art.

Selbst an zwei Handykarten wurde gedacht, damit eine Telefon-Verbindung besteht, falls man über einen Anbieter mal keinen Empfang hat. Es gibt Internet und einen Drucker, die Innenbeleuchtung lässt sich mit Helligkeit und Farbe auf die Tages- und Nachtzeit anpassen, die Scheiben werden auf Knopfdruck zu Milchglas. Hinzu kommt auch hier ein Materiallager im Heck, samt Notstromaggregat. „Der Wagen ist bei jeder Schadenslage einsetzbar. Mit ihm kann eine stationäre Leitstelle unterstützt werden“, sagt Schneider, dessen Dank den emsigen Helfern, den unterstützenden Firmen und der Stadtverwaltung gilt, mit der die Zusammenarbeit „wahnsinnig gut“ funktioniere.