Marius Eisenmann und Vanessa Barbieri stellen Duftkerzen selbst her. Über einen Online-Shop werden die Produkte von Heona vertrieben. Foto: Werner Kuhnle

Marius Eisenmann aus Erdmannhausen hat die kleine Firma Heona gegründet. Im Online-Shop verkauft er handgemachte Kerzen mit naturreinen Düften.

Erdmannhausen - Man kennt das: In einem großen schwedischen Möbelhaus noch schnell ein paar Duftkerzen eingepackt. Die süße Vanille oder quietschige Erdbeere sind ja ganz lecker – aber irgendwann schwirrt einem doch der Kopf vom nicht ganz natürlichen Dufterlebnis. So – das war für Marius Eisenmann gleich klar, als er sich für das Kerzenmachen als Ausgleich zum Job entschied– so sollten seine Duftkerzen nicht riechen.

Der 24-Jährige ITler aus Erdmannhausen wollte etwas herstellen und zwar etwas Nachhaltiges. Daher fiel seine Wahl auf Sojawachs, Dochte aus Holz, wiederverwendbare Gläser und naturreine Düfte. Letztere ziehen ganz fein durch die Wohnung von Marius Eisenmann und seiner Freundin Vanessa Barbieri, während er sich am Herd zu schaffen macht.

Die Kerzen werden in der Küche hergestellt

Es ist die Küche des jungen Paares, wo die Duftkerzen entstehen. Marius Eisenmann wiegt die richtige Menge an Sojawachs-Flocken hab und erhitzt sie im Wasserbad eines ausrangierten Kochtopfs. Sobald das Wachs flüssig ist, kommt das große Dufterlebnis. Tropfen für Tropfen fallen die ätherischen Öle in den Topf. Wie viele genau bleibt ein Betriebsgeheimnis, aber an die genaue Mischung haben sich Marius Eisenmann und Vanessa Barbieri in vielen Versuchen herangetastet.

Zum Beispiel bei der Duftrichtung Waldbad. „Wir haben überlegt, was zu einem Spaziergang im Wald passt und was auch von den Düften her zusammenpasst“, sagt der 24-Jährige. Dazu wurden zunächst verschiedene naturreine Öle auf Duftstäbchen getropft, „so können wir grundriechen, was harmoniert“, erklärt er. In diesem Falle waren es Zirbelkiefer, Eukalyptus und Fichtennadel. Im weiteren Entwicklungsprozess wurde ausprobiert, welches Mischungsverhältnis passt und wie der Duft in Verbindung mit dem Wachs rauskommt.

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Denn: „Der Duft kann auf dem Stäbchen wunderbar riechen und im Wachs dann untergehen“, so Eisenmann. So wird also die eine oder andere Probekerze hergestellt, bis alles passt – von der Kombination bis hin zur Konzentration der Düfte.

Waldbad ist auch die Duftrichtung, die eben in der Küche entsteht. Die Dochte sind bereits mit einem Tropfen Wachs im Gläschen befestigt, dann kommt das flüssige Duftwachs langsam dazu. Und dann heißt es warten – aber nicht untätig sein. Die Gläschen bleiben unter Beobachtung, es könnte nämlich sein, dass sich kleine Blasen bilden oder der Bereich um den Docht herum etwas absackt. „Wir klopfen die Bläschen heraus und bearbeiten am Schluss auch nochmal die Oberfläche“, erklärt Vanessa Barbieri. „Einfach, damit es nachher auch schön ausschaut.“

Denn schön riechen tut es eh. Angefangen mit der ersten Kreation des Paares, die im vergangenen Dezember herauskam: „Winterlicht“ mit Orange und Zimt. Es folgte „Waldbad“ und nun „Kraft und Ruhe“, eine Duftkombination aus Grapefruit und Rosmarin. Familie und Freunde dienten jeweils als erste Tester. Ende Dezember gingen aber auch die ersten Bestellungen über den Online-Shop ein.

Gemeinsam wird an Verbesserungen getüftelt

Überrannt wird die kleine Firma allerdings noch nicht. „Interesse und Nachfrage sind da, aber die eine oder andere Bestellung lässt noch auf sich warten“, sagt Marius Eisenmann

Gemeinsam mit seiner Partnerin Vanessa Barbieri tüftelt er auch immer wieder an Verbesserungen. Denn der Holzdocht hat es durchaus in sich. „Das Brennverhalten ist ganz anders als bei einem Baumwolldocht. Das Holz hat durchaus Anlaufschwierigkeiten, aber wenn es mal brennt, glimmt es schön vor sich hin – und gibt so dem Duft Zeit, sich zu entwickeln. Und die Kerze brennt nicht so schnell ab.“

Etwa 24 bis 26 Stunden Brenndauer haben die Kerzen von Heona, was eine Abkürzung für „Hearts of Nature“ – Herzen der Natur – ist. „Es soll die Natürlichkeit widerspiegeln“, sagt Marius Eisenmann. Deswegen verwendet er mit dem Sojawachs auch ein natürliches Produkt und kein Paraffin, das auf Erdölbasis entsteht. Mittelfristig will der Erdmannhäuser auch Rapswachs ausprobieren, da das regionaler wäre.

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Die Gläschen der Duftkerzen sind übrigens zum Refill gedacht. „Die Kunden können sie wiederbefüllen lassen“, erklärt Marius Eisenmann. Oder sie geben sie zurück und erhalten eine Erstattung auf ihre nächste Bestellung. „Oder man verwendet sie einfach für etwas anderes. Als Gewürzgläschen zum Beispiel.“ Die Ideen für neue Duftkreationen gehen dem Erdmannhäuser Paar übrigens nicht aus, etwas sommerliches steht an: Vielleicht wird es etwas mit Rose. Oder Rosenholz und Ylang-Ylang. Oder doch Kokos?