Das Freibad in Oberstenfeld wird noch nicht geöffnet. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Die Freibäder werden vorerst nicht geöffnet. Das Sozialministerium verweist auf die aktuelle Corona-Verordnung und auf den Entwurf zur Notbremse. Dort ist die 100er-Inzidenz die Grenzmarke.

Marbach/Bottwartal - Es wird nichts mit der Öffnung des Mineralfreibads Wellarium in Steinheim am 1. Mai. Das teilte der Zweckverband der beiden Betreiberkommunen Steinheim und Murr am Dienstag auf Anfrage unserer Zeitung mit. Auch die beiden anderen Freibäder im nordöstlichen Landkreis Ludwigsburg, in Oberstenfeld und in Mundelsheim, werden wegen der Corona-Pandemie voraussichtlich nicht wie erhofft im Mai geöffnet.

Die Corona-Verordnung des Landes sieht derzeit keine Öffnung von Schwimmbädern vor, so das Sozialministerium. Die Bäder dürften nur für dienstliche Zwecke oder für den Reha-Sport geöffnet werden. Auch Schulsport, der Studienbetrieb oder der Spitzen- und Profisport fallen unter diese Ausnahmen. Freizeitschwimmer bleiben also außen vor. Das muss aber laut Ministerium nicht so bleiben. Der Gesetzesentwurf zur bundeseinheitlichen Notbremse sehe als Grenzwert für eine Öffnung eine Sieben-Tages-Inzidenz von unter 100 vor.

Der Oberstenfelder Bürgermeister wirft dem Sozialministerium Untätigkeit vor

Die Freibad-Betreiber sehen sich allerdings vom Sozialministerium derzeit mit dem Problem eher allein gelassen. „Ich wünsche mir eine Regelung, wie wir im Falle einer Öffnung verfahren können“, sagt Markus Kleemann, als Oberstenfelder Bürgermeister, zugleich Vorsitzender des Zweckverbandes Mineralfreibad Oberes Bottwartal. Kleemann ist unzufrieden und wirft dem Sozialministerium Untätigkeit vor. „Das Ministerium weiß schon lange, dass eine Freibad-Saison normalerweise am 1. Mai beginnt.“ Während die Kommunen alles täten, um eine Saison zu gewährleisten, schweige das Ministerium bei der Frage, welche Kriterien gelten sollten. Dabei gehe es um konkrete Vorgaben, wie etwa der Raum pro Freibadbesucher bemessen sein sollte oder ob Schnelltests eine gestufte Öffnung ermöglichen könnten. Gleichwohl hält es Markus Kleemann für richtig, dass die Freibäder bei momentanen Inzidenz-Werten von um die 200  grundsätzlich geschlossen bleiben.

Die Kritik des Oberstenfelder Bürgermeisters lässt das Sozialministerium nicht auf sich sitzen. Die Notbremse und Einschränkungen stünden aktuell im Mittelpunkt, teilt die Sprecherin Claudia Krüger auf Nachfrage mit. Das Sozialministerium befasse sich gleichwohl jetzt schon mit Öffnungsszenarien, um entsprechend vorbereitet zu sein, wenn sinkende Inzidenzzahlen wieder Öffnungsschritte zulassen. „Selbstverständlich werden dabei auch in Gesprächen mit den kommunalen Landesverbänden der Sport und entsprechende Freizeitangebote thematisiert.“ Das Ministerium arbeite mit Blick auf eine höhere Durchimpfungsrate und besseren Teststrategien an Perspektiven. Minister Manfred Lucha sei in der Presse gerade dafür kritisiert worden, dass er in Zeiten steigender Inzidenz an einem Papier für Öffnungsszenarien arbeitete.

Den Freibad-Betreibern bleibt nichts anderes übrig, als flexibel zu sein

In der Sache eher nüchtern schildert der Murrer Bürgermeister Torsten Bartzsch als Steinheimer GVV-Vorsitzender die Lage: „Es gibt aktuell vom Land keine Signale zu Öffnungsszenarien.“ Angesichts der hohen Inzidenzwerte habe er deshalb die für den 1. Mai geplante Öffnung des Wellariums ausgesetzt. Dabei seien die Gemeinderäte der beiden Kommunen grundsätzlich für eine Öffnung, wenn der Betrieb mit vertretbaren Corona-Risiken verbunden ist.

Dass dies möglich ist, davon ist Torsten Bartzsch überzeugt: „Wir bekamen im Vorjahr von den Gesundheitsämtern keine Rückmeldungen, nach denen von Freibädern Infektionsketten ausgegangen sind.“ Außer den Schwimmbecken seien auch die Umkleidekabinen und Sanitäranlagen recht sicher, da sie geöffnet seien und Aerosole im Betrieb abziehen könnten.

Noch im Dunkeln tappt auch Boris Seitz, Bürgermeister von Mundelsheim, was eine mögliche Freibad-Öffnung angeht: „Wir warten ab und treffen alle Vorkehrungen, damit wir theoretisch wieder wie gewohnt Mitte Mai öffnen können.“ Ob es in Zeiten der Kontaktbeschränkungen damit klappt, bezweifelt der Mundelsheimer Rathauschef stark: „Angesichts von Schulschließungen riecht aktuell nichts nach Öffnung.“ Auf jeden Fall werde man die Verordnung konsequent umsetzen: „Wir öffnen das Freibad nicht eher, als Herr Kretschmann das will.“

Dass Kommunen ihre Freibäder im Laufe des Sommers öffnen können, davon geht Boris Seitz aus. „Wir bleiben flexibel und möchten die Lockerungen auf jeden Fall weitergeben, wenn es sie gibt.“