Patrick P. ist im Sommer 1999 Opfer eines Verbrechens geworden. Foto: Polizei

Der damals 18-Jährige aus Marbach wurde 1999 erschlagen. Dank der TV-Sendung Aktenzeichen XY sind jetzt drei Tatverdächtige ermittelt worden - die nicht mehr leben.

Marbach - Die Zeit der Ungewissheit hat ein Ende. 15 Jahre lang hatten die Angehörigen von Patrick P. aus Marbach gehofft, ihren Sohn und Bruder nach dessen Verschwinden am 31. Juli 1999 doch noch lebend zu finden. Erst nach einem DNA-Abgleich im November 2014 war klar: Ein verscharrtes Skelett von einem unbekleideten Menschen, das im September 1999 im bewaldeten Lippental bei Pfullingen auf der Schwäbischen Alb gefunden wurde, war dem damals 18-Jährigen aus der Schillerstadt zuzuordnen..

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Zum Interview "Die Ausdauer der Ermittler hat sich gelohnt"

Den Angehörigen brachte dies die traurige Gewissheit von Patricks Tod. Und auch die Frage, wer für diesen Mord verantwortlich ist, kann nach 17 langen Jahren endlich beantwortet werden. Gestern teilten die Staatsanwaltschaft Tübingen und das Polizeipräsidium Reutlingen mit, dass im Zuge der kriminalpolizeilichen Ermittlungen drei mutmaßliche Tatbeteiligte ermittelt werden konnten, von denen einer Patrick P. vermutlich mit einem grün lackierten Werkzeug erschlagen hat. Zur Rechenschaft können die drei Männer nicht mehr gezogen werden. Sie sind nicht mehr am Leben.

Wie die Polizei gestern weiter ausführte, stammten die Männer aus dem Rems-Murr-Kreis und waren zur Tatzeit 26, 33 und 36 Jahre alt. Zwei von ihnen waren deutsche Staatsangehörige, der dritte Grieche. Und: Sie waren abhängig von harten Drogen. Um diese Sucht zu finanzieren, raubten sie Ende der 90er-Jahre Personen aus, die sich in der Homosexuellen-Szene aufhielten. Hier dürfte nach Angaben der Polizei das Motiv für den Mord an Patrick P. liegen, der Kontakte in die Stuttgarter Szene hatte.

Die beiden älteren Verdächtigen waren im September 1999, also wenige Wochen nach der Tat, nach Spanien ausgewandert. Während der zur Tatzeit 33-Jährige in Spanien blieb, kehrte der 36-Jährige 2000 nach Deutschland zurück. Die Tatverdächtigen starben 2001, 2002 und 2009 an den Folgen ihrer Drogensucht. Damit finden die langjährigen Ermittlungen ihren Abschluss. Denn aufgrund des Todes der mutmaßlichen Täter wird es kein gerichtliches Verfahren geben.

Der ersehnte Durchbruch ist dem zehnköpfigen Ermittlungsteam der Kriminalpolizeidirektion Esslingen dank der ZDF-Sendung  „Aktenzeichen XY“ geglückt, in der der Mordfall am 20. Mai des vergangenen Jahres thematisiert wurde. Mehrere Tage später meldete sich bei der Polizei ein Hinweisgeber, der die Polizei auf die Spur der drei mutmaßlichen Täter aus der Stuttgarter Drogenszene brachte. Die Hinweise verdichteten sich trotz des Tods der Männer schnell: Wie sich herausstellen sollte, führte die Spur des damals 26-Jährigen auch in den Raum Reutlingen, wo Patricks Skelett gefunden wurde.  Auch konnten mehrere am Fundort des Opfers gefundene Gegenstände diesem Mann zugeordnet werden. Unter anderem eine Sonnenbrille, wie Andrea Kopp, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Reutlingen, erläutert.

Mit dem Mordfall endet nicht nur eine lange Zeit des Wartens für die Angehörigen des Mordopfers. Auch die langjährige Ermittlungsarbeit findet ein Ende, die sich aufgrund eines Details schwierig gestaltet hatte. Denn offiziell wurde Patrick P. erst im Sommer 2013 als vermisst gemeldet – 14 Jahre nach dessen Tod. Der Grund: Während die Geschwister von Patrick immer fest davon ausgegangen waren, dass ihre Mutter Patrick vermisst gemeldet hat, hatte die dies tatsächlich nie getan. Zwar hatte sie die Polizei in Stuttgart um Mithilfe gebeten, sie war aber nicht – wie offenbar besprochen –, zur Polizei in Marbach gegangen. Erst als sich im Zuge der Sat.1-Serie „Bitte melde dich“ herausstellte, dass es gar keine Akte über Patrick P. gibt, gaben dessen Eltern und Geschwister ihre DNA-Proben ab. Dieser Abgleich ermöglichte 2014 die Verbindung zwischen dem vermissten Patrick P. und dem gefundenen Skelett bei Pfullingen – 15 Jahre nach der Tat.

Zuvor hatte sich die Arbeit der Sonderkommission „Schönberg“ darauf beschränkt,  um wen es sich bei dem im Wald gefundenen Toten handelt. Auch die Ausstrahlungen in den Fernsehsendungen „Aktenzeichen XY“ 2001 und „Ungeklärte Morde“ 2011 brachten keine Erkenntnisse.

Nun, nach 17 Jahren, hat Patricks Familie, die nicht mehr in Marbach wohnt, eine Antwort. Was bleibt, ist die  Trauer um ihren Sohn und Bruder, der als umgänglich, sympathisch und relativ zurückhaltend beschrieben wird, und der Wert auf sein Äußeres legte. Das äußert auch Patricks Schwester Vanessa, die sich gestern auf unserer Facebook-Seite zu Wort meldete. Dort meint sie, dass ihnen eine frühere Vermisstenmeldung  „viele Jahre Ungewissheit erspart“ hätte. Dieses Thema bringe ihr den Bruder aber „nicht mehr zurück. Heute tut es einfach besonders weh.“