Andrea Kopp Foto: Polizei

Die Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Reutlingen, Andrea Kopp, blickt auf die langwierigen Ermittlungen zurück.

Marbach - Seit das menschliche Skelett, das 1999 in einem Wald bei Pfullingen auf der Schwäbischen Alb gefunden worden war, im Jahr 2014 zweifelsfrei Patrick P. zugeordnet werden konnte, suchte eine zehnköpfige Ermittlungsgruppe in der Kriminalpolizeidirektion Esslingen nach dem Mörder des Marbachers.

Zum Text "Patricks Mörder sind endlich gefunden"

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17 Jahre dauerte es, bis die Täter ermittelt werden konnten. Was war für die Ermittler die größte Schwierigkeit in diesem Fall?
Das war die Tatsache, dass das Opfer erst im Jahr 2014 als Patrick identifiziert werden konnte. Bis dahin ging es in den 15 Jahren eigentlich nur um die Fragen: Warum fällt niemandem auf, dass da jemand fehlt? Und wer ist das Opfer? Wir sind 2000 Spuren nachgegangen, haben DNA-Vergleiche angestellt, selbst im Kosovo in einer Fernsehsendung öffentlich gefahndet. Es wurde in Erwägung gezogen, dass das Opfer aus Südosteuropa stammen könnte. Und in den Wirren des Balkankriegs hätte es sein können, dass das Verschwinden eines Menschen gar nicht so sehr auffällt. Es wurden viele Programme gefahren, zum Beispiel wurde nach plötzlich verschwundenen Asylbewerbern, Angehörigen von Drückerkolonnen oder auch Personen aus der Stricherszene gesucht, doch wo wir auch suchten, darunter war unser Opfer nicht. Und ohne zu wissen, wer das Opfer ist, ist es kaum möglich, nach dem Täter zu suchen. Täterorientierte Ermittlungen konnte es zunächst also kaum geben.
Inwieweit haben sich die Ermittlungen mit der Identifizierung Patricks verändert?
Von da an ging es natürlich um die Frage: Wer war dieser junge Mann? Mit wem hat er sich umgeben? Was könnte ein Tätermotiv sein? Wir haben im Umfeld des Opfers zahlreiche Befragungen durchgeführt. Das hat aber zunächst nicht zur Ermittlung eines Verdächtigen geführt.
Inwieweit haben Sie nach all den Jahren noch mit einem Fahndungserfolg gerechnet?
Wir sehen immer wieder, dass sich die Ausdauer lohnt. Das zeigt sich auch diesmal. Wir sagen: Mord verjährt nicht. Wir waren uns sicher, die Tat aufklären zu können, das zeichnet die Ermittler auch aus. Dennoch: Die 1999 eingerichtete Sonderkommission „Schönberg“ hatte die meisten Hinweise abgearbeitet, für ihren permanenten Fortbestand gab es keine Rechtfertigung mehr. Die Akten wanderten in den Dezernatsschrank. Weitere einzelne Überprüfungen wurden dann im Rahmen des normalen, täglichen Dienstes durchgeführt. Mit der Identifizierung Patricks änderte sich das wieder, und es wurde eine zehnköpfige Ermittlungsgruppe eingerichtet.
Wie Sie beschrieben haben zunächst erfolglos. Erst 2015 kam nach der Sendung „Aktenzeichen XY“ der entscheidende Hinweis.
Ja, dieser erste Hinweis ging schriftlich ein. Sie können sich ja vorstellen: Das hat die Arbeit der Ermittler auf 100 hochgefahren, sie konnten erneut Vollgas geben. Es waren zuvor zwar immer wieder Hinweise eingegangen, auch zur ersten XY-Sendung 2001, doch ohne Erfolg.
Äußerte der Hinweisgeber einen Verdacht oder war er sich sicher, die Täter zu kennen?
Es konnten konkrete Verdächtige genannt werden. Dies galt es dann zu überprüfen und zu verifizieren. Relativ schnell hat sich herausgestellt, dass die drei Tatverdächtigen nicht mehr leben. Das war für die Ermittlung natürlich eine weitere Schwierigkeit. Wir haben uns aber intensiv im Umfeld der Tatverdächtigen umgehört. Und es ist den Ermittlern gelungen, Zeugen zu finden, die weitere wichtige Hinweise geben konnten. So stellte sich auch heraus, dass einer der Täter eine Verbindung in den Raum Reutlingen hatte, wo ja das Skelett bei Pfullingen gefunden worden ist.
Der Durchbruch gelang dann durch einen Abgleich von Gegenständen, die am Fundort des Skeletts gefunden worden waren. Um welche Gegenstände handelte es sich?
Als Beispiel kann ich Ihnen eine Sonnenbrille nennen. Diese konnten Zeugen eindeutig einem der drei Tatverdächtigen zuordnen.
Wie ist der Fall aus Ermittlungssicht nun zuende gegangen?
Die weitgehende Klärung der Tat ist ein Riesenerfolg. Die Ermittler haben das Beste rausgeholt, sind so nah wie irgend möglich an das Tatgeschehen rangekommen und konnten einiges verifizieren. Ein paar Fragen werden jedoch offen bleiben, weil es wohl keine direkten Tatzeugen gibt. So sind beispielsweise der genaue Tatort und der genaue Tathergang noch offen. Nach den Befunden wurde das Opfer mit einem grünlackierten Werkzeug erschlagen, das nicht aufgefunden wurde. Die Rekonstruktion des Tatgeschehens wird voraussichtlich in diesem Bereich lückenhaft bleiben. Die Akten wurden der Staatsanwaltschaft vorgelegt. Da die Täter aber tot sind, wird es kein justizielles Verfahren geben.