Am 22. September 1999 erschien diese kleine Notiz in unserer Zeitung. Damals ahnte noch niemand, dass es sich bei dem Toten um den damals 18-jährigen Marbacher Patrick P. handelte. Foto: MZ

Als im September 1999 eine kleine Notiz in unserer Zeitung erschien, ahnte niemand, dass es sich bei dem Opfer um den Marbacher Patrick P. handelt. Eine Chronik.

Marbach - Heute früh teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit, ein 17 Jahre zurückliegendes Verbrechen aufgeklärt zu haben. Es geht um den Mord an dem damals 18-jährigen Marbacher Patrick P. Eine Chronik.

Zum Text "Patricks Mörder sind endlich gefunden"

Zum Interview "Die Ausdauer hat sich gelohnt"

1998 Der Teenager Patrick P., der in Marbach aufgewachsen ist und wohnt, verlagert seinen Lebensmittelpunkt mehr und mehr nach Stuttgart.

31. Juli 1999 Die Spur von Patrick P. verliert sich am Marbacher Bahnhof. Der damals 18-Jährige ist mit seinen Freunden zum Schwimmen verabredet, kehrt aber nicht mehr nach Hause zurück. Vermutlich wird er bereits am Tag seines Verschwindens mit einem Werkzeug erschlagen.

Sommer 1999 Die Mutter von Patrick P., die sich mit ihrem Sohn zuletzt offenbar gestritten hatte, vermutet, dass ihr Sohn untergetaucht ist. Sie sucht ihn, gibt aber keine Vermisstenanzeige auf.

15. September 1999 Ein Förster findet in einem Wald im Naherholungsgebiet Schönberg zwischen Pfullingen und Unterhausen nahe der B 312 einen menschlichen Schädel. Die Polizeidirektion Reutlingen richtet die Sonderkommission Schönberg ein, die herauszufinden versucht, wer der Tote ist.

20. September 1999 Nach aufwendiger Suche mit Hundestaffeln wird 400 Meter vom Fundort des Schädels das zugehörige Skelett eines Menschen gefunden. Es gibt keine Fingerabdrücke, nur Knochen und Zähne. Die Polizei findet zudem ein Stück Stoff und eine Sonnenbrille.

Etwa 2000 Die Familie von Patrick P. sucht fieberhaft, befragt ehemalige Schulkameraden und verteilt Flugblätter. Auch hört sie sich in der Schwulenszene in Stuttgart um, wohin Patrick Kontakte hatte. Durch ein Fenster glauben sie Patrick zu sehen, können ihn im Haus aber nicht finden. Die Mutter bittet die Stuttgarter Polizei um Hilfe, wird jedoch an die Kollegen in Marbach verwiesen. Dort taucht sie nie auf. Die Familie bricht zudem auseinander, die Eltern von Patrick P. trennen sich.

2001 Die DNA des Toten ist endlich entschlüsselt. Die Datenbank mit Vermissten ergibt keinen Treffer.

2001 Die Polizei sucht über die ZDF-Fernsehsendung Aktenzeichen XY nach Hinweisen zu dem Toten. Noch immer ist unklar, wem das Skelett zuzuordnen ist.

2011 Die Polizei sucht mit einer sogenannten Weichteilkonstruktion nach neuen Hinweisen. Das FBI in den USA fertigte dabei ein Phantombild des Mordopfers an. Das Bild wird in der RTL II-Sendung „ungeklärte Morde“ und auch im Fernsehen im Kosovo. Die Ermittler vermuten eine Verbindung zum dortigen Bürgerkrieg.

Juni 2013 In der Sat.1-Sendung „Bitte melde dich“ suchen zwei jüngere Schwestern von Patrick P. nach ihrem älteren Bruder. Die Sendung bringt keine Hinweise, jedoch wird klar, dass der Gesuchte offiziell gar nicht als vermisst gemeldet wurde. Davon waren die Geschwister immer fest ausgegangen. Sie melden ihren Bruder also als vermisst. Mutter, Vater und Geschwister geben DNA-Proben ab.

November 2014 Dank der DNA-Proben seiner Familie stellt sich endlich heraus: Bei dem ermordeten Mann, dessen Skelett 15 Jahre zuvor im Wald gefunden wurde, handelt es sich um Patrick P.

November 2014 Bei der Kriminalpolizei Esslingen bildet sich eine zehnköpfige Ermittlungsgruppe, die sich der Suche nach dem Mörder von Patrick P. annimmt. Mehr als 100 Menschen werden vernommen. Nach der Veröffentlichung eines Fotos des Mordopfers gehen 15 Hinweise ein, die die Ermittler aber nicht weiterbringen.

20. Mai 2015 Der Mordfall Patrick P. wird mit den neuen Erkenntnissen ein zweites Mal Thema in der Fernsehsendung Aktenzeichen XY. Mehrere Tage nach der Sendung bekommt die Polizei ein Schreiben. Der Hinweisgeber bringt erstmals die drei mutmaßlichen Täter ins Gespräch. Die Polizei untersucht das Umfeld der Tatverdächtigen.

29. November 2016 Zeugenaussagen aus dem Umfeld der Tatverdächtigen bringen die Ermittler zu der Überzeugung, die Täter gefunden zu haben, die jedoch allesamt nicht mehr am Leben sind. Zunächst wird die Familie darüber informiert, dann geht die Polizei mit der Erfolgsmeldung an die Öffentlichkeit.