Der Bundestagsabgeordnete Fabian Gramling (von links), der Vorstandsvorsitzende der Bottwartaler Winzer Immanuel Gröninger und sein Geschäftsführer Uwe Ziegler sind begeistert von der Idee, die Julian Fähnle ihnen präsentiert hat. Foto: avanti

Die Bottwartaler Winzer steigen in den Auslands-Markt ein. Auf die Idee hat sie der 23-jährige Student Julian Fähnle gebracht, der Mitglied der Kellerei ist. Im Rahmen einer Forschungsarbeit an der Universität Stuttgart hat er sich mit neuen Absatzmärkten beschäftigt.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache, erklärt Julian Fähnle beim Blick auf eine seiner Folien. Sie spiegelt den Pro-Kopf-Verbrauch von Wein im Jahr 2019 wider. Ein Durchschnitts-Deutscher gönnte sich demnach 28,3 Liter Wein, ein Portugiese kamen gar auf 56,4 Liter des Rebensaftes, ein Franzose auf 49,5 Liter. In China lag dieser Pro-Kopf-Verbrauch dafür bei gerade einmal 1,5 Litern. „Das zeigt, was für ein enormes Wachstumspotenzial noch in diesem Land steckt“, sagt der 23-Jährige und fügt an: „Vor allem, wenn man bedenkt, wie viele Einwohner China hat und man nur mal damit rechnet, dass dieser Verbrauch um 0,5 Liter pro Person steigen würde – dann kann man sich ausmalen, wie viel Wein dann mehr verkauft werden kann.“ Im Rahmen einer Forschungsarbeit an der Universität Stuttgart hat er sich mit diesem Thema beschäftigt – und nun die Bottwartaler Winzer dazu motiviert, nach China zu exportieren. Ende des zweiten, Anfang des dritten Quartals werden die ersten Riesling-, und Lemberger-Flaschen auf die weite Reise geschickt und „dann hoffentlich Abnehmer finden“, wie Genossenschafts-Geschäftsführer Uwe Ziegler sagt.

Haupt-Augenmerk von Julian Fähnle lag auf dem Weinmarkt

Julian Fähnle ist Masterstudent der Technisch Orientierten Betriebswirtschaftslehre. Theoriebasiert und dennoch praxisnah hat er zusammen mit einem Kommilitonen ein Konzept erstellt, wie kleine und mittlere Unternehmen durch die Erschließung neuer Absatzmärkte nachhaltig und organisch wachsen können. Sein Haupt-Augenmerk lag dabei auf dem Weinmarkt. Eine Sparte, die ihm besonders am Herzen liegt. Denn der Großbottwarer stammt aus einer Wengerterfamilie. Opa, Onkel, Vater – sie alle sind im Weinbau tätig. So auch er selbst. Am Wunnenstein bewirtschaftet er seit 2017 zwei kleine „Weinbergchen“, wie er selbst sagt. Geerbt von der Oma. Die Trauben gibt er wie der Rest seiner Familie bei den Bottwartaler Winzern ab, ist dort Mitglied. „Ich kenne und sehe die Probleme also und ich wollte etwas tun. Das ist jetzt mein Beitrag“, erklärt der 23-Jährige seine Motivation.

Die Bottwartaler Winzer waren sofort Feuer und Flamme

Bei Geschäftsführer Uwe Ziegler rannte der Student mit seinem Konzept zu neuen Absatzmärkten sofort offene Türen ein. Denn seit Corona sei vieles schwierig. „Gastronomie und Feste – fast alles ist weggefallen und keiner weiß, wann sich das wieder normalisiert. Deshalb können wir nicht nur kurzfristig denken. Wir probieren alles aus. Und Julian Fähnle hat uns mit seinem Rundum-Paket voll überzeugt“, so Ziegler. Die einzige Gefahr, die bei diesem Versuch bestünde sei, „dass uns niemand den Wein abkauft und er dann da drüben steht“. Ein weiteres Risiko hätte man aber nicht.

In Deutschland stagniert der Wein-Markt

In Deutschland brauche man derzeit nicht auf große Wachstums-Schübe hoffen. Auch hier sprechen die Zahlen von Julian Fähnle ein klares Bild. „Der Markt stagniert oder ist zum Teil sogar leicht rückläufig in den vergangenen Jahren“, erklärt der Fachmann. In China stünde die Weinkultur dafür noch am Anfang. Zudem herrsche dort eine attraktive Geschenkkultur. „Da wird gerne mal viel Geld für eine gute Flasche Wein ausgegeben“, erklärt Fähnle. Des Weiteren sei die Regierung aktuell bestrebt, fruchtbasierte alkoholische Getränke zu etablieren und wegzukommen von den getreidebasierten alkoholischen Getränken. „Das alles spielt uns in die Karten. Auch, dass ‚Made in Germany’ dort etwas bedeutet und wir ein kleiner, exklusiver Anbieter sind.“

In China wird der Wein dann online bestellbar sein

Wie viele Flaschen zu Beginn nach China geschickt werden, ist aktuell noch in Abstimmung. Klar ist jedoch, dass der Wein der Bottwartaler Winzer in China teurer sein wird und online verkauft wird. Verantwortlich ist dafür der Distributor, mit dem man ins Geschäft gekommen ist. Die Kontakte nach China kamen im Übrigen auch über den CDU-Bundestagsabgeordneten Fabian Gramling zustande, der Julian Fähnle bereits in der Frühphase mit allem unterstützte, was er benötigte. Vor allem mit Kontakten. „Es landet ja im Alltag so allerhand auf meinem Schreibtisch, aber das war mal eine ganz erfrischende Anfrage“, sagt Gramling beim Treffen in Großbottwar schmunzelnd. Der bekennende Weinfreund weiß, dass unkonventionelle Wege gefragt sind. „Und ich finde es toll, wenn sich junge Leute so einbringen, wie er es jetzt getan hat“, so der Bundestagsabgeordnete.

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