Praktizierter Naturschutz mitten im Wohngebiet Foto: Sandra Brock

Die Schillerstadt schafft mit dem Projekt „Natur nah dran“ Lebensräume für Wildbienen und Schmetterlinge mitten im Siedlungsraum.

Marbach - Klatschmohn, Kornblume, Wilde Möhre, Königskerze, Fingerhut oder Wegwarte – es ist ein buntes Potpourri aus Wildblumen, das an mehreren Stellen in Marbach angesät wurde, um Grünflächen in artenreiche Lebensräume für Wildbienen und Schmetterlinge umzuwandeln. Marbach ist damit Teil des landesweiten Projekts „Natur nah dran“. Dabei handelt es sich um eine Kooperation des Naturschutzbundes und des Landes Baden-Württemberg, um die biologische Vielfalt im Siedlungsbereich zu steigern. Man findet die Wildpflanzen im Bereich der Kreuzung an der L 1100, in der Ludwigsburger Straße, am L’Isle-Adam Platz, an mehreren Stellen auf der Schillerhöhe sowie in Rielingshausen entlang der Backnanger Straße. „Die Stadt hat sehr gerne an der Aktion Natur nah dran teilgenommen. Insbesondere, weil in den vergangenen Jahren das Insektensterben stetig zunahm, war es uns ein wichtiges Anliegen, den Artenreichtum zu erhalten und zu fördern“, sagt die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik.

Urkunde von Umweltministerin und Nabu

Das Engagement der Schiller-Stadt wurde jetzt auch belohnt. Stellvertretend für die Stadt erhielten Marbachs Grünplaner Roland Kübler und zwei Kollegen des Bauhofes eine Urkunde von Umweltministerin Thekla Walker und Nabu-Landesgeschäftsführer Uwe Prietzel bei der Abschlussfeier der ersten Projektrunde in Kornwestheim. Ausgezeichneter Naturschutz eben. Insgesamt hatten 61 Städte und Gemeinden zwischen 2016 und 2020 einen Teil ihrer Grünflächen in artenreiche Wildblumenwiesen und wertvolle Biotope umgewandelt. Kornwestheim hatte vor zwei Jahren angefangen, fünf insekten- und vogelfreundlich umzugestalten. Inzwischen ist ein artenreiches Kleinbiotop direkt neben dem Kultur- und Kongresszentrum entstanden, an dem es bunt blüht und laut summt und brummt. Hier blühen Purpur-Leinkraut, Rapunzel-Glockenblume und viele weitere Wildpflanzenarten. „Die Fläche in Kornwestheim zeigt beispielhaft, dass die Städte und Gemeinden einen wesentlichen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten können und wollen“, sagte Walker. Im Oktober werden in Kornwestheim noch zwei weitere Flächen umgestaltet.

Praxisnahe Schulungen

Für Nabu-Landesgeschäftsführer Uwe Prietzel waren die praxisnahen Schulungen der Schlüssel zum Erfolg. Rund 700 Teilnehmende der Kommunen haben das Angebot genutzt. Insgesamt wurden mehr als 200 000 Quadratmeter naturnah umgestaltet – die Hälfte davon zusätzlich zu den geförderten Flächen auf eigene Initiative hin. In der zweiten Projektrunde werden von 2022 bis 2027 jährlich 15 weitere Städte und Gemeinden gefördert.

Die im Projekt angelegten Biotope benötigen anfangs etwas Geduld und Pflege, um sich zu entwickeln. Ein früher Pflegeschnitt im ersten oder zweiten Jahr ist wichtig, damit die neu eingesäten und noch kleinen Wildblumen Licht und Platz zum Wachsen bekommen. Sonst werden sie von schnell wachsenden und weniger erwünschten Pflanzen wie Gänsefuß, Hühnerhirse, Weißklee oder Löwenzahn überwuchert.

Die Bürger haben die Entwicklung der Flächen in Marbach mit großem Interesse verfolgt. „Wir haben viele positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung erhalten“, sagt Wunschik. Die Flächen sollen weiter gepflegt und erhalten werden.