Am Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium sind die Aufnahmekapazitäten restlos erschöpft. Foto: Werner Kuhnle

Im Bottwartal gibt es Bedarf für ein weiteres Gymnasium. Die Kommunen suchen nun nach Lösungsmöglichkeiten. Zur Debatte stehen zwei unterschiedliche Ansätze.

Marbach/Bottwartal - Der Marbacher Bürgermeister Jan Trost hat beim jüngsten Ausspracheabend in Rielingshausen mehr als deutlich gemacht, dass in der hiesigen Schullandschaft der Schuh drückt. Das Marbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium sei mit inzwischen mehr als 2600  Kindern und Jugendlichen absolut am Anschlag, sagte der Schultes. „Es ist klar, dass es so nicht mehr weitergehen kann“, betonte er. Man habe sogar schon Schüler aus Benningen abweisen müssen. Ein Szenario, das ihm ganz und gar nicht schmeckt, da man mit der Nachbargemeinde auf verschiedenen Feldern wie der Bewerbung für die Gartenschau eng zusammenarbeite, wie er auf Nachfrage hervorhebt.

Das Land habe also dringenden Handlungsbedarf, in der Sache etwas zu unternehmen, meinte der Rathauschef in Rielingshausen – und verwies auf ein Gutachten, über das der Bedarf für ein neues, dreizügiges Gymnasium im Bottwartal nachgewiesen worden sei. Trost machte mit seinem Appell ein Thema öffentlich, über das hinter den Kulissen schon eifrig diskutiert wird: Im Rahmen einer Arbeitsgruppe sucht das Regierungspräsidium (RP) mit allen Bottwartalkommunen nach einem Weg, wie weitere Kapazitäten für Gymnasiasten geschaffen werden könnten, wie Jan Trost berichtet.

Das bestätigt die Behörde. Das Regierungspräsidium Stuttgart habe hierzu Anfang Oktober 2020 in einer Auftaktveranstaltung, an der Vertreter aus Marbach, Murr, Steinheim, Großbottwar, Oberstenfeld und Beilstein teilgenommen haben, „erstmals das Thema und entsprechende Lösungsmöglichkeiten erläutert“, erklärt Pressereferentin Lisa Schlager. Anlass für das Treffen in der Winzerhäuser Kelter sei gewesen, dass die Prognosen zu den gymnasialen Schülerzahlen tatsächlich „auf einen weiteren dauerhaften Bedarf von zwei bis drei zusätzlichen Zügen in dieser Region“ hindeuteten. In einem nächsten Schritt seien nun Gespräche mit den beiden Gymnasien in Marbach und Beilstein „sowie mit den Bürgermeistern der berührten Kommunen bis Ende des Jahres vorgesehen. Der genaue Zeitplan wird derzeit erarbeitet.“

Lisa Schlager erklärt, dass frische Kapazitäten üblicherweise dadurch geschaffen werden, dass an bestehenden Standorten erweitert wird. Was das Bottwartal anbelangt, sei aber auch der Gedanke ins Spiel gebracht worden, ob nicht vielleicht auch ein zusätzlicher neuer gymnasialer Standort aus der Taufe gehoben werden könnte. Aus der Sicht von Jan Trost würde das auf jeden Fall Sinn ergeben. „Die Lösung des Problems kann nur ein weiteres dreizügiges Gymnasium bringen“, betont er. In Marbach gebe es keinen Spielraum für eine Erweiterung. Der Gemeinderat habe sein Nein zu einem weiteren Anbau schon vor Jahren in einem Grundsatzbeschluss festgezurrt. Das habe man in den Gesprächen der Arbeitsgruppe den Vertretern des RP auch so kommuniziert.

Offener für einen Anbau zeigt sich hingegen sein Kollege Patrick Holl aus Beilstein, wo mit dem Herzog-Christoph-Gymnasium eine Schule steht, die ebenfalls einen enorm hohen Zulauf verzeichnet. Er selbst habe auch den Impuls dafür gegeben, eine Erweiterung des HCG ins Kalkül zu ziehen, sagt Holl. Das würde mehrere Vorteile bieten, findet er. Zum einen sei die ganze Infrastruktur von den Sportplätzen bis zur Schwimmhalle schon vorhanden, erklärt er. Zum anderen könnten bereits bestehende Fachräume genutzt werden. Darüber hinaus herrsche an einer größeren Schule eine breiteres Portfolio an Profilen, zwischen denen sich die Schüler entscheiden könnten. Und letztlich gehe es doch darum, was für die Kinder am besten ist, hebt der Beilsteiner Rathauschef hervor, der hervorstreicht, dass es sich dabei um seine persönliche Meinung handele. Seine Position sei noch nicht mit dem Gemeinderat abgestimmt.

Entsprechende Flächen für eine Ausdehnung ließen sich finden, sagt Holl. Aber ja: Der Aufwand wäre hoch. Der Rathauschef der Langhansstadt macht zudem klar, dass es sich dabei nur um einen Gedankenanstoß handele. „Die Frage nach dem Standort ist völlig offen“, sagt er. Diese Aussage kann Lisa Schlager nur unterstreichen. „Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es keine konkrete Festlegung auf einen Standort“, sagt die RP-Sprecherin. Sie macht auch keinen Hehl daraus, dass weitere Klassenzimmer für Gymnasiasten nicht von heute auf morgen entstehen können. Bei einem Projekt dieser Größe müsse man davon ausgehen, dass von der Bauplanung über die Klärung der Finanzierung bis zur Umsetzung mehrere Jahre ins Land gehen dürften.

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