Das Baugebiet Keltergrund soll auf einem Areal entstehen, das früher zu einer Gärtnerei gehört hat und das bereits von der Stadt gekauft worden ist. Durch den Paragraf 13 b Foto: Julia Spors

Die Stadt treibt die Planungen im Ortsteil voran.

Marbach-Rielingshausen - Die Gesichter waren lang bei den potentiellen Bauherren, Stücklesbesitzern und auch den Stadträten, als im Oktober die Reißleine gezogen wurde für das Baugebiet an der Affalterbacher Straße. Weil sich einige Wohnbauträger quasi schon „eingekauft“ hatten, drohten die Grundstückspreise für Normalverdiener und Familien ins Unerschwingliche zu schießen. Bürgermeister Jan Trost betonte schon damals, dass die weitere bauliche Entwicklung nur noch in Rielingshausen möglich sein wird. Nun will die Stadtverwaltung hier einen neuen Vorstoß wagen: Für das Gebiet zwischen Karlstraße und Forststraße wird eine Innenentwicklungsmaßnahme zur Schaffung zusätzlicher Wohnbaufläche durchgeführt. Das Gebäude soll demnächst abgerissen werden.

Auch für das Neubaugebiet „Keltergrund“ am nordwestlichen Ortsrand, für das eine frühere Gärtnerei erworben wurde, soll im kommenden Jahr ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Beides empfiehlt die Stadtverwaltung als Beschlussvorlage dem Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) in seiner jüngsten Sitzung am Donnerstag.

Im Stadtteil Rielingshausen sei zuletzt im Jahr 2004 ein Neubaugebiet für Wohnbebauung in Ortsrandlage ausgewiesen worden, so Trost. Gebaut werden konnte trotzdem: „In der Innenentwicklung konnten in der jüngeren Vergangenheit in nennenswertem Umfang zusätzliche Wohnbauflächen bereit gestellt werden.“ So wurden beispielsweise 2015 auf dem früheren landwirtschaftlichen Anwesen Hauptstraße  30 vier Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 32 Wohneinheiten und zehn Reihenhäuser gebaut. Das Pflegeheim an der Stelle der früheren neuapostolischen Kirche mit 30 Pflegeplätzen und zusätzlich zwölf Wohneinheiten sowie 14 Doppelhaushälften und vier Einzelhäusern sind weitere positive Beispiele für das Bauen in Rielingshausen.

Stand Ende September waren 2611 Einwohner gemeldet, mehr als je zuvor. Zu dem starken Bevölkerungszuwachs hat freilich auch die Flüchtlingsunterkunft in der Siemensstraße beigetragen. „Wohnraum ist auch bei uns in Rielingshausen knapp“, stellt Ortsvorsteher Eberhard Ruoff fest. So fanden viele Bürger keinen Bauplatz und haben Rielingshausen verlassen. Insbesondere die örtliche Feuerwehr habe den Wegzug aktiver Mitglieder beklagt. Um ausreichend Wohnraum für ortsansässige Familien anbieten zu können, empfiehlt die Verwaltung die Ausweisung eines Neubaugebietes. Doch das ist nicht so einfach: Das 2,5 Hektar große Gebiet westlich der Kirchberger Straße ist zwar im Flächennutzungsplan schon ausgewiesen. Weil aber die Eigentümer nicht alle mitmachen, liegt das Baugebiet auf Eis. „Das wird geschoben, weil wir nicht alle Grundstücke erwerben konnten“, so Ruoff.

Das am nordwestlichen Ortsrand von Rielingshausen gelegene etwa 2,2 Hektar große Areal einer früheren Gärtnerei hat die Stadt hingegen kaufen können. Auf dem Areal am nördlichen Ende der Kelterstraße könnte also zeitnah ein neues Wohnbaugebiet geplant und erschlossen werden. Die „wohnungsbaupolitischen Zielsetzungen“ können insofern erfüllt werden, dass die Flächen „zeitnah bebaut werden und nicht als Wertanlage genutzt oder als Baufläche für künftige Generationen über längere Zeit unbebaut vorgehalten werden“, heißt es in der Vorlage für den AUT.

Die Realisierung sei hier abschnittsweise geplant, schiebt Ruoff aber gleich einen Riegel gegen Spekulationen vor, dass das Baugebiet über die Schelmenäcker bis zur Triebstraße hin ausgedehnt wird. Nach Paragraf 13 b des Baugesetzbuches kann das Bebauungsplanverfahren beschleunigt werden, so dass eine „zeitnahe Überplanung und Realisierung“ des Neubaugebietes „Keltergrund“ möglich ist.