Auf Luftfilter will man in Ausnahmefällen nun auch in Marbach setzen. Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Für einzelne Räume in den Marbacher Schulen werden nun Luftfilter bestellt. Die Räte goutieren das, fragen aber auch, was nach Corona mit all den Geräten geschieht.

Marbach - Mit der Coronakrise kocht vor allem bei Eltern, Lehrern und Kommunen immer wieder die Frage hoch, ob nicht jedes Klassenzimmer sicherheitshalber mit einem Luftfilter ausgestattet werden solle. Die Verantwortlichen bei der Stadt Marbach hatten sich in dem Punkt stets zurückhaltend gezeigt und auf Studien verwiesen, wonach das klassische Lüften am besten gegen die Verbreitung von Viren wirke.

Und da sich die Fenster in jedem Unterrichtsraum öffnen lassen, sah man zunächst auch keinen Anlass, Zuschüsse zur Anschaffung von Luftfiltern zu beantragen. Diese Haltung hat sich inzwischen geändert. Die Kommune will jetzt doch den Fördertopf des Landes anzapfen – wenn auch nur für eine relativ überschaubare Anzahl an Geräten.

Bedarf nochmals erhoben

Wie die Erste Beigeordnete Franziska Wunschik nun im Marbacher Gemeinderat erläuterte, stünden die Voraussetzungen für die Beantragung der finanziellen Hilfe mittlerweile fest und man habe auf der Basis den Bedarf nochmals erhoben.

Demnach sei vonseiten der Schulen für einzelne Räume der Wunsch angemeldet worden, Luftfilter aufzustellen. Die Geräte seien zum einen für Zimmer gedacht, in denen die Fenster beim Öffnen den Kindern direkt ins Gesicht ragen würden. Das sei zum Beispiel bei den Modulen der Fall, die dem Bildungszentrum während der Sanierung als Interimsklassenzimmer dienen, erläutert Bürgermeister Jan Trost.

Zum anderen würden die Geräte an der Uhlandschule für jene Zimmer benötigt, die zur Straßenseite hin gelüftet werden müssen. „Das hätte eine Lärmbelastung und eine unkonzentrierte Arbeitsweise zur Folge“, erklärte Wunschik im Gemeinderat.

In Kindergärten springen Melder auf Rot

Alles in allem sollen 25 mobile Luftfilter für zwölf Zimmer im Friedrich-Schiller-Gymnasium, acht wegen der Modernisierung des Bildungszentrums ausgelagerte Klassen der Anne-Frank-Realschule und fünf Räume der Uhlandschule bestellt werden. Darüber hinaus sind bereits sämtliche Kitas mit CO2-Sensoren ausgestattet worden, für die man nun im Nachgang ebenfalls den Wunsch nach Fördermitteln anmeldet. „In den Kitas gibt es keine festen Pausenzeiten, die an das Lüften erinnern“, erklärte die Erste Beigeordnete. Deshalb schlagen in den Kindergärten die Melder an, wenn es Zeit wäre, die Fenster aufzumachen.

Keine Lieferengpässe erwartet

Hendrik Lüdke von Puls hatte gegen dieses Vorgehen wie seine Ratskollegen nichts einzuwenden, fragte sich allerdings, ob die Geräte überhaupt in der Stückzahl produziert werden können, wie sie nun wohl von den Kommunen bestellt würden. Franziska Wunschik machte daraufhin klar, dass man keine Lieferengpässe befürchten müsse. „Ich gehe davon aus, dass sich der Markt darauf sehr schnell eingestellt hat“, sagte sie. „Bei uns gehen eigentlich täglich zwei Angebote für Luftfilter ein“, ergänzte der Rathauschef.

Rüdiger Breh von den Freien Wählern dachte allerdings auch an die Zeit, wenn Corona nicht mehr das ganz große Thema und die Pandemie beendet ist. Er erkundigte sich bei der Verwaltung, was dann mit den „abertausenden Luftfiltern“ geschehe, die gerade von den Schulen im Land geordert werden. „Verschwinden die in irgendwelchen Kellern in den Schulen und gammeln vor sich hin?“, fragte er mit sarkastischem Unterton und gab zudem zu bedenken, dass die Luftfilter auch Strom verbrauchen.

Der Bürgermeister deutete mit seiner Antwort an, dass man sich mit solchen Überlegungen durchaus beschäftigen könne. „Ich glaube, wenn es kein Corona geben würde, käme wohl niemand in dieser Runde auf die Idee, mobile Luftfilter für die Klassenzimmer anzuschaffen. Das wird sicher eine spannende Frage sein, wenn Corona in absehbarer Zeit überwunden ist, was dann mit diesen Geräten passiert“, sagte Trost.

Land verweist auf Abwägungsprozess

Es ist aber offenbar auch nicht so, dass die mobilen Geräte einzig und allein in der Corona-Krise einen positiven Effekt haben können. „Ihre Filterwirkung entfalten solche Geräte mit Filtertechnik auch bezogen auf andere virushaltige Partikel oder zum Beispiel Pollen“, betont Fabian Schmidt, Pressesprecher im Kultusministerium.

„Allerdings ist grundsätzlich der Hinweis wichtig, dass mobile Raumluftfiltergeräte das regelmäßige Lüften nicht ersetzen können, da sie weder CO2 noch feuchte oder verbrauchte Luft nach außen abführen können. Sie sind als Schutzmaßnahme in der Corona-Pandemie somit lediglich eine ergänzende, durchaus wirksame Maßnahme“, erklärt er.

Die Landesregierung habe sich alles in allem nach „einem intensiven Abwägungsprozess für die Auflage ihres Förderprogramms entschieden“, über das zunächst auch nur Geld für Filter floss, die in eingeschränkt lüftbaren Räumen platziert werden. Außerdem weist Schmidt im Zusammenhang mit dem Thema Nachhaltigkeit darauf hin, dass die Geräte auch gemietet werden können.

Umwelt und mobile Luftfilter

Vorgaben
Das Förderprogramm des Landes für Luftfilter ist nicht an spezielle Anforderungen in Sachen Umweltstandards bei den Geräten gekoppelt. „Das heißt aber nicht, dass für die geförderten Geräte keine Umweltstandards gelten. Denn unabhängig von besonderen Vorgaben in der Förderrichtlinie müssen die Raumluftfiltergeräte die geltenden umweltrechtlichen Vorschriften erfüllen und den gesetzlichen Anforderungen an die Beschaffenheit von Produkten, wie sie unter anderem in der Elektro- und Elektronikgeräte-Stoff-Verordnung geregelt sind, entsprechen“, hebt Mareike Schiffko, Pressesprecherin im Umweltministerium, hervor.