Schon vorher hat ein Weidenzaun das Grundstück umgeben. Foto: privat

Gerechtigkeit ja, Prinzipienreiterei nein. Die Vorwürfe gegen die SSM-Vorsitzende sind unfair.

Marbach - Der Zaun ist ein Hingucker – ohne Frage. Das Weidengeflecht, das Stefanie Grams und ihr Mann in mühevoller Handarbeit, aufgebaut haben, fällt auf. Und weil Schönheit bekanntlich im Auge des Betrachters liegt, ist es legitim, dass der Zaun nicht jedermanns Geschmack trifft. Muss er auch nicht. Unfair ist jedoch, zu suggerieren, die kommissarische Stadtmarketingvorsitzende nutze oder erhalte durch ihr Ehrenamt einen Freifahrschein für illegales Handeln. Oder aber der Stadtverwaltung, sie messe in diesem Punkt mit zweierlei Maß und teile die Bürger in Otto Normalverbraucher und in eine Elite ein.

Vielleicht hätte Hendrik Lüdke seine Vorwürfe so nicht formuliert, wenn er sich nicht nur mit den Beschwerden einer Anwohnerin beschäftigt hätte, sondern auch auf Stefanie Grams und ihren Mann zugegangen wäre. Gehört hätte es sich allemal, denn eine Geschichte hat immer mehrere Seiten und wer am meisten Staub aufwirbelt hat nicht immer Recht.

Dennoch legen Lüdke und FW-Rat Martin Mistele ihre Finger mit der Kritik in einem Punkt in die richtige Wunde: Das nachträgliche Durchwinken von Maßnahmen, die durch Bebauungspläne nicht abgedeckt sind, ist fragwürdig und macht in der Tat unglaubwürdig. Die Sinnhaftigkeit von Festsetzungen und von kommunaler Gremienarbeit wird ab adsurdum geführt. Insofern ist es richtig, wenn in neuen Bebauungsplänen beispielsweise auf Vorgaben zur Zaunhöhe verzichtet wird, wie Stadtplaner Ralf Lobert erklärt. Denn Vorgaben, wenn es sie denn gibt, müssen auch überprüft werden. Aber mal ehrlich. Kommunen und deren Mitarbeiter haben doch drängendere Aufgaben und Themen als das Nachmessen und ständige Kontrollieren von privatem Sichtschutz.

Und zu guter Letzt sollte nicht vergessen werden: Stefanie Grams und ihr Mann haben den Zaun nicht einfach aufgebaut, sondern waren in steter Kommunikation über das Projekt. Darüber hinaus fällt die Weidenwand, was ihre Höhe angeht, mit Blick auf die Umgebung nicht vollkommen aus dem Raster – zumal sie ja mit rankenden Pflanzen noch begrünt wird, wie Grams versichert. Die Ausschussmitglieder haben gut daran getan, Hendrik Lüdke und Martin Mistele nicht zu folgen. Gerechtigkeit ja, Prinzipienreiterei nein.

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