Laura Schlucke (im Humedica-Shirt) bei einer Übung zur Behandlung von Covid-19-Patienten in Namibia. Foto: Humedica

Die gebürtige Kleinbottwarerin Laura Schlucke ist mit der Hilfsorganisation Humedica nach Montenegro zu einem Auslandseinsatz im Kampf gegen Covid-19 geflogen. Es ist bereits der zweite der 26-jährigen Kinderintensivpflegerin.

Steinheim-Kleinbottwar - Bereits seit Pfingstsonntag hält sich Laura Schlucke in Montenegro auf. Die 26-jährige gebürtige Kleinbottwarerin hilft nämlich dabei, die Ärzte in der Corona-gebeutelten Republik, für die Deutschland immer noch eine Reisewarnung ausgesprochen hat, intensivmedizinisch zu unterstützen. Konkret bedeutet das: Als Teil einer gemeinsamen Covid-19-Mission unter Federführung des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist Laura Schlucke zusammen mit Experten des RKI, der Berliner Charité und der Hilfsorganisation Humedica an die südöstliche Adriaküste gereist, um sich vor Ort bei der Intensivpflege von Covid-19-Patienten zu engagieren. Das macht die Kinderintensivpflegerin, die in Tübingen auf der Intensivstation arbeitet, mittlerweile zum zweiten Mal.

Ihr erster Auslandseinsatz im November des vergangenen Jahres führte sie für zwei Wochen nach Namibia. Als Mitglied der als Emergency Medical Team zertifizierten Organisation Humedica wird sie über Mail-Verteiler für solche Einsätze angefragt. Begeistert sagt die Intensivpflegerin zu, wenn es in ihren Zeitplan passt. Dazu braucht es Kollegen, die in der Tübinger Klinik bereit sind, ihre Schicht zu übernehmen. Das aber gelingt nur, weil Laura Schlucke mittlerweile Internationale Not- und Katastrophenhilfe studiert und deshalb „ohnehin schon reduziert angestellt ist“.

Auslandseinsätze sind bereichernd

Für die junge Frau ist der Einsatz in Montenegro, bei dem ihr Part die allgemeinmedizinische Intensivpflege ist, eine weitere Möglichkeit, „Neues zu lernen und spannende Erfahrungen zu machen“. Denn „dort haben sie mit anderen Dingen zu kämpfen als wir in Deutschland“, ist sich Schlucke bewusst. „Es gibt mehr Probleme mit nicht-invasiver Beatmung, also ohne Einführung eines Beatmungsschlauches in die Luftröhre“, weiß sie und erörtert die spezifischen Probleme von Masken- und High-Flow-Beatmung, „Methoden, die bei uns im Wechsel erfolgen, um die Lunge optimal belüften zu können“. Dabei gelte es, das Risiko von Lagerungsschäden am Körper zu minimieren, erläutert die Pflegerin: „Gewöhnlich wird der Patient alle vier Stunden umgelagert; bei schweren Verläufen muss manch einer aber auch mal 16 Stunden auf dem Bauch verbringen. Dabei werden dann sogenannte Mikrolagerungen, also kleinste Änderungen der Bauchlage, erforderlich“.

Der interpersonelle Austausch ist für Laura Schlucke besonders interessant; Einblicke in andere Kliniken zu erhalten, zu sehen, wie Probleme dort behandelt werden, das alles sind Gründe, die sie mitreisen lassen. Und natürlich die unterschiedlichen Kulturen. Obwohl „der Zeitplan sehr voll und alles eng getaktet ist, sind Auslandseinsätze für mich sehr, sehr bereichernd. Es gibt immer etwas, das man für sich mitnehmen kann“, betont sie – nicht zuletzt von Land und Leuten.

„Gewisses psychologisches Feingefühl“ ist gefragt

Und sollte es insgesamt wieder passen, steht für die Pflegerin schon heute einem dritten Einsatz nichts im Wege. Dass es zudem persönlicher Eigenschaften bedarf, die man braucht, um bei derartigen Einsätzen erfolgreich zu sein, das weiß die Tübinger Kinderintensivpflegerin nur zu gut. Offenheit und Flexibilität etwa nennt sie als wichtige Voraussetzungen, wenn es gilt, gemeinsam mit fremden Kollegen vor Ort zielorientiert und rasch zu arbeiten. Dass sie zudem über ein „gewisses psychologisches Feingefühl“ verfügt, dürfte Laura Schlucke die Sache erleichtern. Eigenschaften, die bei der Jüngsten von zwölf Geschwistern in der Familie bis zur Alltagstauglichkeit vermutlich ganz automatisch trainiert wurden. Doch entbindet das aus Sicht der selbstbewussten Frau das jeweilige Gegenüber keineswegs von der Pflicht, ihr gleichermaßen offen entgegenzutreten. „Wenn es gut klappt, liegt es immer auch am Gegenüber“, hat Laura Schlucke oft genug erfahren.

Beruflich daran gewöhnt, „dass kein Tag wie der andere verläuft“, liebt sie die spontane Herausforderung. Die Gewissheit, „dass wir alles Menschenmögliche tun“, entlastet sie wiederum emotional in den Fällen, in denen es für einen erkrankten Menschen keine Rettung mehr gibt.