Das Glasfaserkabel kommt nach Beilstein, wenn genügend mitmachen. Foto: dpa/Sina Schuldt

Ein Vertreter der Firma Deutsche Giganetz hat im Beilsteiner Gemeinderat die Pläne zum Ausbau und zur Vermarktung von Glasfaserkabel vorgestellt.

Beilstein - Wir haben wohl alle im vergangenen Jahr während der Coronapandemie gesehen, wie wichtig schnelles Internet für uns alle ist“, lieferte Bürgermeisterin Barbara Schoenfeld im Gemeinderat eine Steilvorlage für Martin Herkommer, den Regionalleiter Region Süd der Deutschen Giganetz. Mit der Hamburger Firma hatte die Stadt Beilstein im Mai eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Welche Pläne die Deutsche Giganetz für die Langhansstadt hat und wie die Vermarktung aussieht, erläuterte Herkommer den Räten.

Der Diplom-Ingenieur wies darauf hin, dass Deutschland beim Glasfaserausbau zurückgefallen sei, da dies nur in ausgewählten lukrativen Bereichen geschehe, ansonsten aber häufig noch die alten Kupferkabel genützt würden. Herkommer versprach, der Glasfaserausbau erfolge eigenwirtschaftlich bis in jedes Stockwerk, ohne dass die Kommunalhaushalte belastet würden. Der Ort und die Immobilien würden dadurch deutlich aufgewertet. Beilstein sei eine der Pilotkommunen im Kreis Heilbronn.

35 Prozent müssen sich für den Ausbau entscheiden

Entscheidend für die Deutsche Giganetz sei, dass bis Ende Januar 35 Prozent der Anschlussinhaber sich für einen Glasfaserausbau entscheiden würden. „Wenn wir diese Quote erreichen, werden alle vorgemerkten Häuser kostenlos angeschlossen. Wer später dazu kommt, muss die Kosten für den Tiefbau selbst tragen“, sagte Herkommer. Von Ende September an werde in einem Glaspavillon im Ort und mithilfe von Mediaberatern über die Möglichkeiten informiert. Voraussichtlich im April 2022 werde man dann mit der Planung beginnen, die Bauphase werde im Juni und Juli 2022 stattfinden.

Ausbau pausiert bei zu wenig Resonanz

Oliver Muth (FWV) zeigte sich erfreut, dass angesichts „eines Armutszeugnisses für den Bildungsstandort Deutschland angesichts von nur 5,7 Prozent glasfaserbasierter Festnetzanschlüsse eine weitere Initiative nun Gas geben will“. Nur: was passiere, wenn die Quote von 35 Prozent nicht erreicht werde? Herkommer erklärte, wenn diese zwischen 20 und 35 Prozent liege, werde man mit der Kommune über weitere Werbeaktionen reden. Liege diese unter 20 Prozent, werde der Ausbau zurückgestellt und erst in zwei Jahren ein weiterer Anlauf unternommen.

Vermieter hat das letzte Wort

Stefan Kleinbach (FWV) wollte wissen, was passiere, wenn sich Vermieter und Mieter nicht über einen Ausbau einig seien. Dies sei eine ungünstige Konstellation, da die Rechtslage unklar sei, sagte Herkommer. Einerseits liege das Entscheidungsrecht beim Vermieter, laut dem neuen Telekommunikationsgesetz habe jedoch jeder Bürger Anspruch auf einen Glasfaseranschluss. Man suche auf jeden Fall das Gespräch mit dem Vermieter, wenn der Mieter sich melde. Wenn der Vermieter jedoch Nein sage, sei ein Ausbau nicht möglich, da ein Vertrag zwischen Mieter und Unternehmen nichtig sei. Andersrum könne jedoch ein Vermieter stets auf eigene Kosten ohne Zustimmung des Mieters Glasfaser in sein Haus legen lassen.