Das ehemalige Werzalit-Gelände soll als Gebiet Bottwarwiesen attraktiv gestaltet werden. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Eine Riesenchance für neuen Wohnraum bietet das Areal Bottwarwiesen in Oberstenfeld. Der Gemeinderat hat jetzt mit einem Rahmenplan die Weichen für eine Bebauung gestellt.

Oberstenfeld - Mitten in Oberstenfeld entsteht auf der alten Werzalit-Industriebrache ein riesiges Wohngebiet, in dem auch Gewerbe angesiedelt wird. Das Gebiet wird mit rund 1300 Bewohnern fast so viele Personen aufnehmen, wie im Teilort Gronau mit rund 1600 Einwohnern leben. Aber wie soll das Projekt der Backnanger Levkas GmbH auf dem 12,2  Hektar großen Areal Bottwarwiesen konkret aussehen? Der Gemeinderat hat am Donnerstag einstimmig den Rahmenplan für den städtebaulichen Wettbewerb mit vier Büros genehmigt.

Wie sieht die Bebauung aus?
Das steht im Detail noch nicht fest, das Gebiet wird in mehreren Abschnitten bebaut. Klar ist aber, dass kein Neubaugebiet alter Schule mit überwiegend Einfamilienhäusern entsteht. Das Ziel ist eher eine Mischung aus Wohnen und Arbeiten – die Bauweise soll daher flächensparend und energieoptimiert sein. Der Anteil der Bewohner im Geschosswohnungsbau soll 87 Prozent betragen. Insgesamt sollen 1275 Menschen in dem Areal wohnen. Sie verteilten sich auf 30  Einfamilien- und Doppelhäuser, 30  Reihenhäuser und 30 Mehrfamilienhäuser mit durchschnittlich jeweils zehn Wohnungen. Der Anteil von barrierefreien Wohnungen am Geschossbau soll 20 Prozent betragen. Vorgesehen ist auch ein Seniorenheim mit 40 Pflegeplätzen. Eine Kindertagesstätte mit insgesamt acht Gruppen wird ebenfalls entstehen.

Wird es verbilligten Wohnraum geben?
Ja. Der Bedarf an Bedarf sei da, stellt die Gemeinde fest – insbesondere für Personen mit einem Wohnberechtigungsschein. Im Baugebiet soll deshalb für 150 Personen verbilligter Wohnraum entstehen. Ausgegangen wird von durchschnittlich 2,5 Personen pro Wohneinheit.

Welche Art von Gewerbe wird angesiedelt?
Das ist im Detail noch nicht klar. Industrie wird aber auf keinen Fall zugelassen. Der Anteil des Gewerbes verteilt sich auf 25  Prozent der Fläche sowie auf weitere 25   Prozent in einem Mischgebiet. Gespräche mit Lebensmittel- und Drogerieketten zur Nahversorgung werden laut Bürgermeister Markus Kleemann geführt. Ziel sei aber auch die Geschäfte an der Großbottwarer Straße in der lebendigen Ortsmitte nicht zu schwächen. Deshalb soll eine Konkurrenz vermieden werden.

Wie wird das neue Gebiet in puncto Verkehr angebunden?
Der Verkehr bietet den meisten Diskussionsstoff – das hat auch die Ratssitzung am Donnerstag gezeigt. Im Blickpunkt stand besonders der Knotenpunkt der Gronauer Straße zur L  1100. Dort sollen die Fußgänger zwischen Bottwarwiesen und Ortsmitte mit Hilfe einer neuen Mittelinsel sicher über die Teilortsumfahrung geführt werden. Ober- oder Unterführungen scheiden laut Verkehrsplaner Rolf Karajan vom gleichnamigen Stuttgarter Büro aus. Sie seien nur bei höheren Geschwindigkeiten als den 60 Stundenkilometern und eher an Ortsrändern üblich und bei Fußgängern nicht beliebt.

Könnte ein Kreisverkehr etwas bringen?
Nein, sagt der Gutachter Rolf Karajan. Er räumte ein, dass es zu mehr Rückstaus auf der L 1100 kommen werde, weil mehr Fußgänger die Druckampel bedienen, doch drohe dann ein Systemkollaps, weil die andere Kreuzung der L 1100 an der Lichtenberger Straße betroffen sei. Es sei dann auch schwierig, die Bottwartalbahn unterzubringen, weil für sie auch noch Platz freigehalten werden müsse. Eine Haltestelle im Bereich des Plangebiets sei durch den vorgesehenen Radius der Bahntrasse nicht möglich.

Wie wird der ÖPNV organisiert und was erwartet die Radfahrer?
Der Radverkehr soll gefördert werden. Durch das neue Areal gelangen zudem östlich wohnende Oberstenfelder besser mit dem Rad in die Ortsmitte. Knackpunkt ist aber auch dabei die problematische Kreuzung der L 1100 mit der Gronauer Straße. Deshalb regten einige Räte an, den Radverkehr durch die Bottwarwiesen zu einer anderen Stelle der Teilortsumfahrung in der Nähe der Feuerwehr zu führen. Für den ÖPNV ist der Freihaltekorridor der Bottwartalbahn vorgesehen. Außerdem sollen Bushaltestellen wie die bereits vorhandene an der Lichtenberger Straße genutzt werden können.

Wie läuft die Bürgerbeteiligung?
Eigentlich hatte Bürgermeister Markus Kleemann eine dreiteilige Beteiligung vorgesehen. Er wollte den Bürgern das Areal an zwei Info-Abenden mit Workshops und einer Besichtigung vorstellen – und das bevor der Rahmenplan erstellt wurde. Doch die Corona-Pandemie verhinderte dies bisher mehrfach. „Wir konnten es nicht länger vor uns her schieben“, bedauerte Kleemann im Gemeinderat. Er habe alle rechtlichen Möglichkeiten geprüft, aber es gehe nicht anders als über eine Befragung. Jetzt können die Bürger ihre Anregungen in einer Online-Runde vorbringen, die noch bis zum 30. Mai auf der Webseite der Gemeinde stattfindet.