Auf dem Areal werden wohl frühestens in drei Jahren Häuser stehen. Foto: Werner Kuhnle

Die Corona-Gesetze blockieren auch die Entwicklung der Industriebrache Bottwarwiesen in Oberstenfeld. Dort sollte es zu einer Bürgerbeteiligung kommen, die sich aber verzögert.

Oberstenfeld - Die Bürger sollen ein gewichtiges Wort mitreden, wenn das elf Hektar große ehemalige Werzalit-Areal in Oberstenfeld städtebaulich entwickelt wird. Darin sind sich die Gemeinde Oberstenfeld und die Levkas GmbH als Eigentümerin einig. Wären die Corona-Gesetze nicht, fände in diesem Monat sogar schon eine Vor-Ort-Besichtigung mit den Bürgern statt. Doch damit wartet man jetzt lieber doch bis zum Frühjahr.

Geduld ist gefragt, doch in Hektik will Wolfgang Matt, Geschäftsführer von Levkas, nicht geraten. Man habe es zum jetzigen Zeitpunkt nicht eilig, zumal die Industriehallen als Lagerflächen ganz gut vermietet seien. So nutzt unter anderem die Tiertafel Ludwigsburg/Heilbronn das Gelände. „Das Hochwasser-Thema ist auch noch nicht abgeschlossen“, erklärt Matt und ist sicher, dass vor dem Bau der Rückhaltebecken im oberen Bottwartal „nichts passieren wird“.

Die Bürger zu beteiligen, ist Levkas und der Gemeinde gleichermaßen wichtig. „Wir sind durch die Pandemie etwas ins Schlingern geraten“, sagt Wolfgang Matt, für den eine kontaktlose Online-Präsentation einen Rundgang mit Versammlung und direkten Gesprächsmöglichkeiten nicht ersetzen können. Mit der Gemeinde habe er bei den bisherigen Verhandlungen eine Einwohner-Obergrenze festgesetzt – die Grundstückszuschnitte seien noch völlig offen, ebenso das Verhältnis von urbanen, gewerblichen und Wohnflächen.

Es gehe Levkas nicht darum, mit möglichst dichter Wohnbebauung ein Maximum an Rendite zu erzielen, versichert der Chef der Backnanger Volksbank-Tochter. „Wir als Genossenschaft haben den hohen Anspruch, etwas für die Bürger zu tun“, sagt Matt und schwärmt von „ganz reizvollen Ecken“, von denen aus man etwa die Burg Lichtenberg, die Peterskirche, die Dorfkirche und sogar die Gronauer Cyriakuskirche sehen könne.

In die Planung ist auch die Wüstenrot Städtebau als Beraterin eingebunden. Sie sitzt mit am Tisch, wenn die Gemeinde nun die nächsten Schritte einleitet. So hatte der Gemeinderat Ende 2020 beschlossen, vier Planungsbüros für einen Wettbewerb auszusuchen. „Noch sind wir aber nicht so weit, sie zu beauftragen“, informiert der Bürgermeister Markus Kleemann. Zunächst müsse der Rahmenplan stehen, mit dem die Levkas und die Gemeinde ins weitere Verfahren gehen. „Darin klären wir unter anderem, für wie viele Kinder eine Betreuung eingerichtet wird oder wie viel Naturflächen am Bach entstehen können.“ Der Gemeinderat werde ihn in einer der nächsten Sitzungen öffentlich beraten und beschließen. „Im Frühjahr wollen wir dann parallel auch die Bürgerbeteiligung starten, unter Beachtung der weiteren Pandemie-Beschlüsse der Regierung.“

Für die Ideen der Bürger ist laut Markus Kleemann innerhalb des Rahmenplans sehr viel möglich. „Wir freuen uns auf die Vorschläge – wir wollen die Industriebrache so entwickeln, dass sich die Bürger damit identifizieren.“ Wie die Beteiligung im Detail aussieht, müsse der Gemeinderat noch festlegen. Inwieweit die Bürgerbeteiligung digital stattfinden soll, hänge vom Verlauf der Pandemie ab. „Wir wollen bestimmte Bevölkerungsteile nicht ausklammern“, sagt der Bürgermeister mit Blick auf Bürger, denen der digitale Weg nicht zusagt. Die Mehrfachbeauftragung der Büros sehe verschiedene Schritte vor. Im Herbst sollen die Pläne für das Areal vorliegen.