Foto: dpa

Beim Vorgehen gegen illegales Biken im Wald ist Aufklärung übers dortige Leben der richtige Ansatz.

Bottwartal - Es ist ein einprägsames Erlebnis, mit einem Jäger nachts loszuziehen. Nicht irgendwo, sondern hier bei uns. Als ich für unsere Freitagsreportage einen Jagdpächter beim Wunnenstein begleitete, fühlte sich das an, als tauche ich in eine fremde Welt ein – gebettet in die gewohnte Umgebung. In dieser fremden Welt hat sich der Mensch zum Schlaf gelegt. Dafür geben die Tiere den Takt an. Ich habe addiert: Bei der zweieinhalbstündigen Tour sahen und hörten wir auf den wenigen Quadratkilometern 16 Rehe und Rehböcke, neun Wildschweine, zwei Füchse und einen Hasen. Den Dachs, der meinem Begleiter auf der Fahrt zum Treffpunkt fast vors Auto lief, können wir gerne mitzählen. All das waren nur die Tiere, die sich aus dem Wald bewegten. Oder wie der Jäger es ausdrückte: „Ein Bruchteil“ derer, die hier leben.

Andreas Hennings

Ein solches Erlebnis schärft – zumindest bei mir – ein Bewusstsein dafür, was in unserer Natur los ist. Klar, auch tagsüber rennen mal Rehe über Wiesen. Und man lernt auch, dass im Wald viele Tiere leben. Zu Gesicht bekommt man sie aber eben so gut wie nie. Zwar habe ich mal versehentlich eine nahe Wildschweinrotte aufgeschreckt, die dann zu meinem Glück nicht zu mir rannte, sondern flüchtete. Aber das war im entfernten Florida. Der nächtliche Streifzug jetzt verdeutlichte mir noch mal mehr, wie wichtig auch hier der Wald als Lebensraum und Rückzugsgebiet ist. Was man bei Tageslicht ahnt, vielleicht aber doch abtut.

Was freilich ein besonderes Licht auf die Diskussion ums illegale Radfahren in den Wäldern unserer Gegend wirft. Auf legale Trails, auf denen viel los ist, können sich die Tiere einstellen, sie meiden. Entstehen zusätzlich immer wieder illegale Pfade, sieht das anders aus. Auch am Wunnenstein und Köchersberg existiert eine Strecke. Dort, wo laut dem Jäger im Wald allein 60 Wildschweine leben.

Es wirkt also wie der richtige Ansatz, wenn die Großbottwarer Jagdpächter jetzt versuchen möchten, aufzuklären und ein Bewusstsein zu schaffen. Zu welchen Lösungen das führt, wird sich zeigen. Die legalen Trails bei Beilstein und Oberstenfeld zeigen, dass auch unter Zustimmung von Naturschützern im Wald gefahren werden kann. Dann sollte das Hobby aber auch dort ausgeübt werden. Zumal es für Mountainbiker schwierig sein dürfte, andernorts weitere legale Strecken zu bekommen, wenn dort manche von ihnen die Verwaltung und die Bürger bereits verärgert haben. Statt möglicherweise weitere abgestimmte Strecken zu gewinnen, lässt das illegale Fahren den Ruf nach Verboten und Strafen lautwerden. Oder um es in der Tiersprache auszudrücken: Biker auf illegalen Pfaden erweisen den vielen anderen, die sich an die Regeln halten, einen Bärendienst. Das Veranschaulichen vom Leben im Wald würde sicherlich so manchen zum Umdenken animieren.

Die Freitagsreportage zum Thema finden Sie hier.