Ein Bild der Verwüstung hat sich dem Erdmannhäuser Thomas Deckert geboten, als er am Sonntag zu seinem Bienenstand kam. Foto: privat

Unbekannte haben in der Nacht zum Sonntag in Erdmannhausen mehrere Bienenstöcke umgeworfen. Die Kisten wurden dadurch beschädigt, Waben zerdrückt, zwölf Völker sind dahin, drei können vermutlich noch gerettet werden.

Erdmannhausen - Das in Worte zu fassen, was Thomas Deckert am Sonntag durch den Kopf ging, würde wohl den Rahmen sprengen. Der Imker aus Erdmannhausen hatte „aus einem Bauchgefühl heraus“ bei seinem Bienenstand nahe dem Alten Berg vorbeigeschaut – und ein Bild der Verwüstung vorgefunden. Die meisten seiner 15 Bienenkisten waren umgestürzt und recht weit auf der Wiese verteilt worden. „Eine Mutprobe? Vandalismus? Absicht?“, fragt Thomas Deckert und fügt an: „Der Wind war es jedenfalls nicht.“

Noch tags zuvor war der Erdmannhäuser vor Ort, da war alles in Ordnung, berichtet er. Vermutlich sei das Ganze also in der Nacht auf Sonntag passiert. An einen Zufall oder Unfall glaubt er nicht. „Das muss vorsätzlich passiert sein.“ Deckert ist „sehr wütend und entsetzt“. Von seinen 15 Wirtschaftsvölkern plus einigen Ablegern „sind zwölf definitiv dahin“, so der Imker. Die Bienen seien weggeflogen oder tot, die Waben zerdrückt.

Nachdem er den Schaden entdeckt hatte, hat er zunächst einmal in voller Imkermontur – die Bienen waren ja aufgebracht und aggressiv – die verstreuten Teile sortiert und die Bienenstöcke von Grund auf wieder aufgebaut. Bei drei Völkern hat er noch Hoffnung. „Ich bin zuversichtlich, dass da noch eine Königin drin ist und sich das Wirtschaftsvolk zeitnah erholt.“

Von Grund auf wieder aufgebaut

Ob das der Fall ist, wird sich in den kommenden zwei Wochen zeigen. In dieser Zeit will Thomas Deckert auch versuchen, kleine Ableger aus den Völkern zu bilden. Diese bekommen dann jeweils neue Königinnen, die er bereits aus einer Zucht bestellt hat. Sie werden in einem kleinen so genannten Königinnenkäfig per Versand gebracht und haben etwas Futter und drei bis vier Pflegebienen dabei. Wenn dann alles klappt, sollen starke Wintervölker heranwachsen. Das Ziel ist, die Völker zu stabilisieren, mit neuen Königinnen zu versorgen und gut in die Winterruhe zu bringen. „Insofern kann man froh sein, dass der Schaden nicht im August passiert ist, da wäre es dann zu spät gewesen“, bleibt Deckert optimistisch.

Für den Imker existenziell

Er sei auch froh, dass auf dem Stückle gerade nicht mehr Bienenkisten standen und seine Tiere inzwischen auf mehreren Standorten verteilt sind. Sonst könne das für einen Imker schnell existenziell werden. Zumal das aktuelle Bienenjahr ohnehin schon sehr schwierig sei nach einer langen kalten und nassen Phase, kaum Nektarangebot und somit sehr wenig Honigertrag und einer hohe Milbenbelastung. „Auf alle Fälle werden die übrig gebliebenen Völker keinerlei Honigertrag mehr einbringen“, zieht Deckert Bilanz.

Ob er Anzeige bei der Polizei erstattet, will sich der Erdmannhäuser noch überlegen. „Am Ende des Tages muss man gucken, dass man wieder auf die Beine kommt.“ Dass ein Schuldiger gefunden wird, hält er für eher unwahrscheinlich. „Die Erfolgsaussicht ist leider nicht besonders hoch“, bestätigt der Ludwigsburger Polizei-Pressesprecher Peter Widenhorn. Die Kisten stünden ja in der Regel nicht in allzu exponierter Lage, sodass man schwer Zeugen zu den Vorfällen finden könnte. Etwas einfacher sei das beim Diebstahl von Bienenvölkern. Da melde sich schon ab und an jemand, der merke, dass jemand plötzlich neue Bienenkisten aufgestellt habe, berichtet Widenhorn. Dass Völker geklaut werden, komme im übrigen häufiger vor, als eine Zerstörung wie die aktuell in Erdmannhausen. Schnappe man den Dieb, müsse er mit einer Anzeige wegen Sachbeschädigung rechnen. Die zieht eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren nach sich.

Wie häufig Bienenstände blinder Zerstörungswut zum Opfer fallen, kann man auch beim Landesverband Württembergischer Imker nicht sagen. „Das kommt vor, aber nicht hundertfach“, so Sonja Pertosa von der Geschäftsstelle des Verbandes. Über diesen laufen auch die Fälle bei der Imkerversicherung Gaede und Glauerdt in Hamburg ein. Doch auch hier gibt es auf die Schnelle keine aktuellen Schadenszahlen. Versichert sind alle Imker automatisch über ihren jeweiligen Ortsverband. Zum einen geht es dabei um Sachschaden – wie Diebstahl, Brand oder Sturm, zum anderen auch um das Haftpflicht-Risiko.