Im Eichgraben muss aus Gründen der Verkehrssicherheit in den Baumbestand eingegriffen werden. Foto: avanti

In dem Wald zwischen Hörnlesteg und Eichgraben krachen immer wieder kranke Eschen um. Die Stadt reagiert darauf, nachdem unlängst auch fast ein Unglück passiert wäre.

Marbach - Es kann gut sein, dass Spaziergänger und Radfahrer, die demnächst auf dem Weg zwischen dem Hörnlessteg und dem Eichgraben unterwegs sind, entgeistert in das Wäldchen zu ihrer Seite blicken werden. Denn dort wird es einen erheblichen Kahlschlag geben, den der Bürgermeister Jan Trost auch gar nicht kleinreden will. „Das wird man merken, das wird im ersten Jahr deutlich sichtbar sein“, sagt der Rathauschef, der allerdings am Donnerstag im Ausschuss für Umwelt und Technik wie Bauamtsleiter Dieter Wanner allen in der Runde vor Augen führte, dass man gar keine andere Wahl hat. Das Eschentriebsterben wüte dermaßen in dem Hain, dass die Sicherheit akut gefährdet sei, hob Trost hervor.

Ohne Sturm kracht Baum auf den Weg

Wanner unterstrich die Aussage anhand eines Fotos, das einen großen Baum zeigte, der im Oktober mitten auf den Fuß- und Radweg gekracht war. „Nur zwei Stunden vorher war der Bauhofleiter mit seinem Hund noch spazieren. Es gab nicht einmal einen Sturm, und dann lag der Baum plötzlich auf dem Weg. Man möchte sich nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn zu dem Zeitpunkt jemand hier unterwegs gewesen wäre“, erklärte der Chef des Bauamts. Wanner berichtete zudem, dass schon ein Blick in den Wald reiche, um die Situation einzuordnen. Denn dort lägen Gewächse wie Mikadostäbchen am Boden – ohne dass von menschlicher Seite nachgeholfen worden wäre.

Eine toxische Mischung

Verantwortlich für diese missliche Lage ist ein Pilz mit dem harmlos klingenden Namen Chalara fraxinea, der über einen Käfer verbreitet wird und verheerende Schäden verursacht, die unter einem allseits bekannten Begriff firmieren: Eschentriebsterben. Ausgerechnet jene Baumart, der der Pilz so zusetzt, ist im Eichgraben vorherrschend. Dazu kommt ein weiterer Punkt, der aus dem Ganzen eine toxische Mischung macht: „Der Untergrund ist felsig, das heißt, die Bäume können dort nicht richtig wurzeln“, erläuterte Wanner. Wenn die Gewächse dann eine gewisse Höhe erreicht hätten, drehe es sie aus dem Boden heraus – „und sie liegen kreuz und quer irgendwo drin“.

Was ein Sicherheitsrisiko darstellt, muss weichen

Vor dem Hintergrund sollen all jene Exemplare gefällt werden, die ein Sicherheitsrisiko für Fußgänger, Rad- oder Autofahrer darstellen könnten, erklärte Jan Trost. Das klingt allerdings einfacher, als es tatsächlich ist. Denn die Stadt kann nicht frei schalten und walten. Die Grundstücke befinden sich nämlich nur teilweise in kommunaler Hand. Insofern müssen also auch die privaten Eigentümer mitspielen. Der Bürgermeister zeigt sich aber zuversichtlich, dass die Besitzer der Parzellen alle ihr Okay für die Eingriffe geben. Die Fällungen sollen von der Stadt veranlasst und anschließend den Eigentümern in Rechnung gestellt werden, und zwar angelehnt an die Zahl der Eschen, die weichen müssen, erläuterte Fabio Ianzano aus der städtischen Finanzabteilung. Sollte sich je jemand strikt weigern, obwohl Handlungsbedarf auf seinem Gelände besteht, würde die Stadt als Ultima Ratio die Karte der so genannten Ersatzvornahme ausspielen, kündigte Trost an. Über diese rechtliche Schiene könnte die Stadt vereinfacht ausgedrückt das erledigen lassen, was unabdingbar ist – und dann auch einen unwilligen Eigentümer zur Kasse bitten.

Räte haben Sorge vor Rückkehr der Esche

Was die ökologische Seite anbelangt, so strebt die Stadt eine natürliche Wiederaufforstung des Geländes an. Vor allem Ahorn und Buche hätten in dem kleinen Forst noch Potenzial, würden bislang allerdings ausgebremst von der omnipräsenten Esche als Pionierart an diesem recht feuchten Standort, erläuterte Jürgen Kirn vom Bauamt. Die Hoffnung ist nun, dass sich andere Gewächse künftig besser entfalten können, wenn die Eschen geschlagen worden sind. Einige Räte trieb aber die Sorge um, dass dieses Vorgehen womöglich nicht nachhaltig ist und man in einigen Jahren wieder vor demselben Problem steht, falls junge Eschen in dem Gebiet erneut emporschießen.

Ahorn übernimmt das Ruder

Der für den kommunalen Marbacher Wald zuständige Förster Jürgen Weis geht jedoch nicht davon aus, dass das passiert. Beim Hörnlessteg seien vor einigen Jahren ebenfalls notgedrungen Eschen geschlagen worden. Dort habe vor allem der Ahorn das Ruder übernommen und das Areal sich seither gut gemacht. „Die Prognose ist, dass es sich am Unterhang genauso entwickelt“, sagt Weis. Denn der Esche setze weiter das Triebsterben zu, während die konkurrierenden Arten in dem Bereich wie der Ahorn oder die Buche den Freiraum bekommen, den sie brauchen, und dadurch gestärkt sind.