Der Akademiehof ist ein beliebter Treffpunkt – und es fließt Alkohol. Foto: Archiv (Simon Granville)

Ein 26-Jähriger aus Murr soll auf dem Akademiehof in Ludwigsburg drei Mädchen sexuell belästigt haben. Einer Freundin, die den beiden helfen wollte, schlug er außerdem mit der Faust ins Gesicht.

Murr - Der Akademiehof in Ludwigsburg ist ein beliebter nächtlicher Treffpunkt für junge Menschen aus dem ganzen Landkreis. Allerdings ruft das Treiben dort auch immer wieder die Polizei auf den Plan. So auch im Falle eines 26-Jährigen aus Murr, der sich nun wegen Körperverletzung und sexueller Belästigung vor dem Amtsgericht verantworten musste.

Die Mädchen hatten den Mann mehrfach abgewiesen

Dem Angeklagte wurde vorgeworfen, am 10. September 2021 gegen 22 Uhr mit etwa 2,5 Promille Alkohol im Blut gegenüber drei Mädchen auf dem Akademiehof übergriffig geworden zu sein. Eine der Geschädigten war bis zum Zeitpunkt der Gerichtsverhandlung volljährig geworden, die andere erst 17 Jahre alt und eine Dritte wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Zeugenstand gehört. Die Anklage, beruhend auf den Angaben der Mädchen gegenüber der Polizei, ging davon aus, dass der Beschuldigte zuvor wiederholt Kontakt gesucht hatte, aber abgeblitzt ist.

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Als der 26-Jährige weiter nicht lockerließ, wehrten sich die Mädchen schließlich. Eines fasste den Angeklagten an den Schultern, drückte ihn gegen eine Wand und rief dabei deutlich: „Aufhören!“ Daraufhin habe ihr der Angeklagte über der Kleidung an die Brüste gefasst. Das sah eine Freundin des Mädchens und versuchte einzugreifen. Auch sie wurde vom Angeklagten gleich mehrfach unsittlich angefasst. Daraufhin eilte noch die dritte Freundin herbei – ihr verpasste der Angeklagte schließlich einen Faustschlag auf den Kiefer. Damit war der Punkt erreicht, an dem die Mädchen die Polizei alarmierten. Nach dem Abend, so schilderte eine Zeugin weiter, hätte es den 26-Jährigen nach wie vor auf dem „Aka“, wie der Akademiehof unter den Jugendlichen bezeichnet wird, gesehen und jedes Mal ein „ungutes Gefühl“ gehabt.

Der Murrer ist bereits bei der Polizei und vor Gericht bekannt

Der 26-jährige Murrer ist bei der Polizei kein Unbekannter. Sexualdelikte kannte das Gericht von ihm allerdings bislang nicht. Aus dem Vorstrafenregister ging hervor, dass der Angeklagte für mehrere Diebstähle vom Amtsgericht Marbach jeweils Geldstrafen erhalten hatte. Im März 2021 wurde er nach dem Diebstahl von Saft und Whisky in einem Markt in Steinheim und der Beschädigung eines Schaukastens in Murr zu vier Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Zur Tatzeit „habe ich täglich eine Flasche Whisky getrunken“, führte der Angeklagte gegenüber der Richterin Susanne Odeskog im Hinblick auf die neuen Vorwürfe aus. Er sei aus seiner Heimat aber keinen Alkohol gewohnt gewesen. Eines der Mädchen hatte angegeben, keinen Alkoholgeruch bemerkt zu haben. Einer der Polizisten berichtete im Anschluss über den weiteren Verlauf des Tatabends. Auch aus seiner Sicht hatte der Beschuldigte keine alkoholbedingten Ausfallerscheinungen gezeigt, als er die Treppe im Polizeirevier Ludwigsburg hinaufstieg. Ein Beamter der Schutzpolizei, der auf dem Akademiehof im Einsatz war, schilderte den Angeklagten als „ziemlich weggetreten“, was mit der Zeugenangaben der Mädchen übereinstimmte, der Mann sei ihnen eher „verpeilt“ vorgekommen.

Das Gericht gibt dem 26-Jährigen noch eine Chance

Das Ludwigsburger Strafgericht gab dem 26-Jährigen noch einmal eine Chance, als es eine weitere Haftstrafe von sechs Monaten auf drei Jahre zur Bewährung aussetzte. Die Beweisaufnahme über die Übergriffe am „Aka“ hatte ergeben, dass der Verurteilte selbst auch Schläge einstecken musste: Zwei junge Männern hatten den Mädchen helfen wollen, standen aber als Zeugen nicht zur Verfügung. Die Bewährungsauflagen für den Grapscher: 120 Stunden gemeinnützige Arbeit und eine enge Zusammenarbeit mit seinem Bewährungshelfer – besonders auch im Hinblick darauf, ob eine Alkoholtherapie sinnvoll wäre.