Wolfgang Grupp zieht über Betriebsräte her. Foto: imago images/VIADATA/Uwe-Jens Igel

Sein Frauenbild wirkt wie aus der Zeit gefallen und mit seiner Homeoffice-Schelte stößt er viele Beschäftige vor den Kopf. Nun provoziert Trigema-Chef Wolfgang Grupp erneut und knöpft sich die Betriebsräte vor.

Mit klaren Forderungen eines Familienunternehmers und impulsiven Auftritten in Talkshows ist Trigema-Chef Wolfgang Grupp bundesweit bekannt geworden. „100 Prozent made in Germany“, mit solchen Parolen hat er sein Textilunternehmen in Burladingen im Zollernalbkreis als Sinnbild für schwäbische Solidität zementiert. Der 81-Jährige wird von nicht wenigen bewundert. Als Unternehmer vom alten Schlag kommt er bis heute an seinem großen Schreibtisch ohne Computer aus.

Doch in jüngster Zeit wirkt der rüstige Mittelständler mit vielen Aussagen wie aus der Zeit gefallen: Die Männer seien zuständig für das Einkommen, und die Mütter seien verantwortlich für die Kinder, so die umstrittene Ansicht des Textilunternehmers. Erst jüngst stieß er Menschen vor den Kopf, die ihren Job im Homeoffice verrichten. Wer von zuhause aus arbeiten könne, sei nicht wichtig, so sein Urteil, das so pauschal wie provozierend ist.

Wolfgang Grupp wettert gegen Betriebsräte

Mit gewohnt markigen Worten knöpft sich Grupp nun Betriebsräte vor – und zelebriert dabei erneut einen fragwürdigen Firmenchef-Habitus alter Schule. Selbstverständlich gebe es auch bei Trigema einen Betriebsrat, berichtet Grupp jüngst in einem Vortrag bei der Volksbank Pirna in Sachsen. „Der muss mir Probleme vom Hals halten und rechtzeitig dafür sorgen, dass die gar nicht groß werden. Und er muss auch den Mitarbeitern Bescheid sagen, wenn sie Dinge machen, die nicht in Ordnung sind.“

Auf der Bühne erntet Grupp Beifall und Lacher für seine Haltung. In den Unternehmen des Landes dürfte es vielen nicht gefallen, dass die Betriebsräte, die in erster Line die Interessen der Beschäftigten vertreten, auf willige Instrumente der Bosse reduziert werden. Der Patriarch aus Burladingen legt aber noch nach: Er habe das Gefühl, dass oft die falschen Leute im Betriebsrat säßen. Bei Trigema wurde gerade der Betriebsrat eingeführt, als Grupp 1969 in dritter Generation die Geschäfte des Textilunternehmers übernommen hat. „Da gab es laufend Probleme, wo gar keine waren“, erinnert sich der 81-Jährige. „Dann habe ich gefragt: Wieso sind eigentlich die im Betriebsrat, die solche Probleme machen?“

Firmenboss sucht sich Betriebsräte selbst aus

Die Antwort gibt sich der streitbare Wirtschaftsboss selbst: „Die guten Leute wollen mit dem Scheiß gar nichts zu tun haben. Und die, die zu Hause nichts zu sagen haben, können jetzt endlich mal was sagen und lassen sich aufstellen.“ Grupp ist überzeugt: „Wenn sich nur die aufstellen lassen, die zu Hause nichts zu sagen haben, und die guten Leute sich nicht aufstellen lassen, dann gibt es halt einen Betriebsrat, der nicht so ganz okay ist.“

Damit wollte sich der Kaufmann damals nicht zufrieden gegeben und suchte sich die Betriebsräte fortan selbst aus. „Wir haben jetzt seit 20 Jahren den gleichen Betriebsrat“, prahlt der Unternehmer. „Wir haben alle zwei, drei Jahre eine Betriebsversammlung. Die geht sehr schnell, da gibt es keine Stühle. Da steht man. 20 Minuten lang wird die der Form halber abgehalten – und dann ist gut.“