Viele Veranstaltungsstätten wie Kinos müssen nun wieder schließen – obwohl sie zumindest im Landkreis Ludwigsburg nicht als Corona-Treiber ausgemacht wurden. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

In den meisten Fällen lässt sich gar nicht nachvollziehen, wo und wie sich jemand mit Corona angesteckt hat. Das Landratsamt Ludwigsburg hat aber durchaus gewisse Schwerpunkte ausgemacht, um die herum sich das Virus zuletzt ausgebreitet hat.

Marbach/Bottwartal - Die jüngsten Beschlüsse von Bund und Ländern, von Montag an einen zweiten, abgeschwächten Lockdown zu verhängen, hat unter anderem viele Gastronomen oder Betreiber von Fitnessstudios ins Mark getroffen. Sie seien keine Hotspots, hätten sich an die Hygienevorschriften gehalten und müssten dennoch bluten. Das Landratsamt Ludwigsburg will das aktuelle Vorgehen der Politik nicht bewerten. „In Zeiten wie den jetzigen benötigt man Entscheidungen, und es ist nicht an uns, diese Entscheidungen der Bundes- und Landesregierungen zu kommentieren“, erklärt Pressesprecher Andreas Fritz. Allerdings sind Mitarbeiter der Behörde auch nicht zur Erkenntnis gelangt, dass in ihrem Zuständigkeitsbereich Restaurants oder Fitnessstudios zu den Hotspots zählen.

Fritz macht jedoch auch klar, dass es äußerst diffizil ist, die exakten Ansteckungswege zu rekonstruieren. Laut Robert-Koch-Institut sei es in mehr als 75 Prozent aller Fälle unklar, wo und wie sich jemand das Virus eingefangen hat. „Hinsichtlich möglicher Infektionsschwerpunkte tun auch wir uns mit konkreten Angaben schwer, weil sich zum einen die von uns befragten Personen meist nicht mehr an alle Kontakte erinnern, und wir zum anderen zu wenig Zeit haben, uns vertieft mit der Ermittlung möglicher Infektionsketten zu beschäftigen“, konstatiert er. Gleichwohl habe man zumindest einen groben Überblick über Häufungen im Landkreis. Demnach sei es so, dass aktuell die Fälle in Schulen und Kitas tendenziell etwas abnehmen. Das könne aber auch an den Herbstferien liegen, sodass die Zahlen hier also durchaus wieder steigen könnten. „In den Schulen und Kitas waren die Auswirkungen besonders dramatisch, da dort einzelne Erkrankte viele Kontaktpersonen generierten“, erklärt Andreas Fritz.

Während die Kurve in Schulen und Kindergärten zuletzt abflaute, gehe es derzeit in anderen Bereichen mit den Zahlen aufwärts. Der Pressesprecher nennt dabei explizit das „Geschehen in Sportvereinen, Gemeinschaftsunterkünften, zum Beispiel für Asylbewerber, und weiterhin in Alten- und Pflegeheimen sowie vereinzelt in Firmen“. Sehr häufig scheine es auch so zu sein, „dass sich Einzelne nach Feierabend treffen und dann nicht nur Freundlich- und Geselligkeiten, sondern auch Coronaviren austauschen“. Letztendlich sehe man also „alle Maßnahmen, die direkte Kontakte unterbinden“, als positiv an.

Was die von Fritz genannten Unterkünfte für Asylbewerber angeht, bereitet sich auch die Stadt Marbach auf einen Ausbruch vor. Im Grunde sei es nur eine Frage der Zeit, bis sich ein Bewohner anstecke, sagt Bürgermeister Jan Trost und verweist darauf, dass die Menschen dort relativ dicht beieinander leben. Für das Virus also ein idealer Nährboden, sich zu verbreiten. Genau deshalb habe man auch längst Vorkehrungen getroffen, um für den Tag X gewappnet zu sein, betont Trost. „Wir haben Zimmer freigehalten und umgestaltet, um infizierte Personen herausholen und isolieren zu können“, erklärt er. Gott sei Dank habe man aber bislang nicht reagieren müssen, da in den Flüchtlingsheimen noch niemand positiv getestet worden sei. Auch was die Zahl von momentan um die 30 Infizierten in der Schillerstadt angeht, kann der Rathauschef wenigstens in einer Hinsicht Entwarnung geben: einen Hotspot gebe es nicht in Marbach. „Das verteilt sich über das ganze Stadtgebiet“, sagt er. Anlass zum Zurücklehnen sieht er aber nicht. „Man muss sehr, sehr vorsichtig sein“, betont er.

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