Bei einer Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Der Marbacher Grünen-Rat Jürgen Waser fordert einen schärfere Überwachung des Verkehrs in der Schillerstadt, weil zu viel gerast werde.

Marbach - Die Corona-Krise hat auch den Grünen-Rat Jürgen Waser längere Zeit ins Homeoffice gezwungen. Dabei hatte er häufiger Gelegenheit als sonst, das Verhalten des Autofahrer in Marbach zu beobachten. Dabei ist ihm aufgefallen, „dass sich relativ wenig Leute an die Vorgaben halten“, wie er nun im Ausschuss für Umwelt und Technik sagte. Durch die Schwabstraße oder die Schillerstraße rauschten einzelne Wagen gefühlt mit 80 Sachen durch. Dabei sei dort maximal Tempo 30 erlaubt. Vor dem Hintergrund schlug Waser vor, weitere Messgeräte anzuschaffen. „Wir haben nämlich relativ wenig Überwachung“, meinte er. Und genau daran hapere es wahrscheinlich. In Ludwigsburg am Brückenhaus vorbei und hoch zum Krankenhaus oder an der Ortsdurchfahrt in Pleidelsheim hielten sich die Verkehrsteilnehmer an die Vorschriften, weil dort permanent die Geschwindigkeit überprüft oder angezeigt werde.

Der Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling zeigte sich im Grundsatz einig mit Jürgen Waser, was das Ordern zusätzlicher Tempo-Anzeigen anbelangt. Im Haushalt seien sogar Mittel dafür reserviert, betonte er. „Und ich würde sie auch sofort bestellen“, fügte er hinzu. Allerdings ergebe das nur Sinn, wenn man die Geräte dann auch einsetzen kann. Doch dazu brauche man jemand, der sie bedient. An Personal mangele es aber seit Jahren im Vollzugsdienst. Lediglich eine Kraft arbeite derzeit auf einer 100-Prozent-Stelle im Haus. Damit und mit den Kollegen, die als geringfügig Beschäftigte für die Stadt im Einsatz sind, lasse sich unmöglich die gesamte Gemarkung überwachen. Seiberling hofft aber, dass sich die Lage bald verbessert. Im Oktober stoße voraussichtlich eine weitere Vollzeitkraft hinzu, womit das Team komplett wäre. Der Ordnungsamtsleiter versucht, bis dahin ein oder zwei weitere Geschwindigkeitsanzeigen zu bestellen. Gut eine Handvoll der Displays besitze man bereits. „Die zeigen nur das Tempo an“, erklärt Seiberling auf Nachfrage. Wolle man eine scharfe Messung initiieren, könne man aber eine entsprechende Anlage aus einem Pool anfordern, den ein Gemeindeverbund vorrätig hält.

Seiberling hatte zudem in der Sitzung schon hervorgehoben, dass auch der Landkreis mit technischen Hilfsmitteln ein Auge auf den Verkehr werfe. „Die messen relativ häufig“, berichtete er. Und ganz selten ließen sich daraus besondere Auffälligkeiten herauslesen. „Auch die eigenen Auswertungen mit den Displays sind in der Regel so, dass sich keine besorgniserregenden Werte ermitteln lassen“, betonte er. Andernfalls würde man das Problem angehen, versicherte er. Sprich: Technisch lässt sich nicht wirklich belegen, dass in Marbach übermäßig ausgiebig gerast wird.

Aktuelle Messungen durch das Landratsamt Ludwigsburg erhärten die Einschätzung von Seiberling im Wesentlichen. Bei Kontrollen in der Erdmannhäuser Straße und in der Poppenweiler Straße wurden am Morgen des 22. Juni etwas mehr als 400 Fahrzeuge erfasst. Kein einziges davon hatte mehr als die erlaubten 50 Kilometer pro Stunde auf dem Tacho. Etwas anders das Bild in der Schillerstraße, wo am selben Tag zwischen 7.30 und 12.30 Uhr geblitzt wurde. Von 1938 Autos, Lastwagen und Co. waren 107 zu schnell unterwegs, also ganz grob überschlagen jedes 20. Fahrzeug. Der unrühmliche Spitzenreiter brachte es auf Tempo 54 – was aber immer noch weit entfernt ist von den 80 Sachen, die Jürgen Waser dort gefühlt wahrgenommen hat.

Schwer mit Zahlen untermauern lässt sich auch, ob in der Niklastorstraße im Herzen der Altstadt tatsächlich oft der Fuß zu tief auf dem Gaspedal steht, wie vom einen oder anderen Beobachter immer wieder bemängelt. Denn vernünftige Ergebnisse lassen sich dort kaum bekommen, erklärte Andreas Seiberling. Man habe es zwar unlängst probiert und ein Messgerät an einer Stange montiert. „In der Realität haben wir aber zu viele Fehl- und Falschmessungen bekommen“, erklärte er. Das liege an der schwierigen Topografie und den eng aneinander geparkten Autos an der Straße, die das Licht stark reflektierten – sodass man die Erhebungen am Ende gar nicht verwenden könne.