Fabian Friedl und Hannes Mühleisen (von links) stehen am Plattenteller. Foto: avanti

Mit einer außergewöhnlichen Musikmischung erfreuten Hannes Mühleisen und Fabian Friedl die Gäste bei der zweiten Auflage von Wein & Vinyl.

Marbach - Das erste Mal kurz vor dem Lockdown, das zweite Mal danach: Wein & Vinyl hatte bislang Glück. Die geplanten Veranstaltungen konnten um die jeweiligen Pandemiebeschränkungen herum jedes Mal durchgeführt werden. Was das Orga-Duo, die Weingärtner Marbach und der Kulturverein Südlich vom Ochsen aber komplett verblüfft hat, das war die schnelle Reaktion der Gäste: nach zehn Tagen waren alle 70 Karten weg.

Das Wetter spielt glücklicherweise mit

Eines der Merkmale und wohl auch der Reiz an der Veranstaltung ist dabei der recht eigenwillige Musikmix. Der nämlich ist dem Geschmack des Publikums geschuldet. Das bringt eigene Platten mit – inklusive einer stichpunktartig mitgelieferten Intention bei der Auswahl ihrer Lieder. Die Veranstalter macht die Resonanz glücklich. Und auch das Wetter spielt glücklicherweise mit, es ist zwar recht kühl aber dafür bleibt es den Abend über beständig. Den vielen lebhaften Gesprächen – parallel zum Musikkonsum – tun die niedrigen Temperaturen keinerlei Abbruch. Besucherin Iris Schneider findet es etwa „einfach nur schön, hier zu sein“.

Sie habe wegen Corona nun zwar keinen Einsamkeitskoller erlitten, aber sich doch manchmal etwas eingesperrt gefühlt: „Es ist etwas anderes, Freunde treffen zu können und miteinander zu essen und nicht vergleichbar damit, immer nur zu telefonieren!“

Im Stil der 30er-Jahre

Andreas Köpf freut sich ebenfalls, „dass man wieder raus kann“. Zudem sieht er die Gefahr der Ansteckung im Freien auch nur als gering an. Zwar hat sich der Besucher einen warmen Pulli übergezogen, doch steht entschieden für ihn fest: „Lieber Wind und draußen als heiß und drinnen.“ Sogar aus Stuttgart sind Gäste erschienen – zwei echte Hingucker und das offensichtlich schickste Paar des Abends, auch wenn es zu spät gekommen ist. „Wir sind mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gekommen. Da gab es ein paar Schwierigkeiten“, gesteht Anna Schwaiger, die gemeinsam mit Sebastian Scholz, dem 1930er-Jahre-Kleiderkult frönt. Als Hobbyschneiderin näht sie sich die Garderobe selbst und geht – ohne Hut allerdings –so auch ins Büro. „Vor Corona waren wir viel unterwegs. Jetzt ist es unser erster größerer Event“, erzählen die beiden, für die das Dabeisein-Können „wie eine Erlösung“ ist. Mitgebracht haben sie die Ray Collins „Hot Club“. Ihr Wunschtitel: „ Little House“

„Farbtupfer nach der sehr grauen Zeit“

Petra Clausecker vom Weingärtner-Team vermutet viele Wiederholungstäter: „Wegen der Veranstaltung an sich. Die beiden sind eine super Truppe, so unglaublich unterhaltsam.“ Für den Mann am Plattenspieler, Hannes Mühleisen, der fast zärtlich den Staub von den Platten streicht, ist Wein & Vinyl „ein schöner Farbtupfer nach der sehr grauen Zeit. Und ich freue mich, dass es so viele gibt, die mit Schallplatten was anfangen können.“ Für Moderator Fabian Friedl macht dieses Event nach der Pause dagegen emotional keinen großen Unterschied: „Ich freue mich immer, wenn ich arbeite“. Doch bedrückt es ihn, „dass es noch keinen superschlauen Plan für Herbst und Winter gibt. Immer schwingt das Wissen mit, dass es ein vergängliches Vergnügen sein könnte.“