Fenja Sommer arbeitet seit 1. Dezember im Marbacher Stadtarchiv. Foto: Werner Kuhnle

Die frühere Mitarbeiterin der Marbacher Zeitung, Fenja Sommer, ist nun die erste feste Kraft im Stadtarchiv der Schillerstadt. Stadtarchivar Albrecht Gühring freut sich sehr über die Unterstützung durch die promovierte Historikerin.

Marbach - Manchmal braucht es Situationen, in denen ein Mensch seinen Kummer mitteilen kann und ihm ein anderer aufmerksam zuhört, um anschließend folgerichtig zu kombinieren. Im Fall von Albrecht Gühring war dies der Marbacher-Zeitungs-Redakteur Oliver von Schaewen. Der nämlich hatte im persönlichen Gespräch nicht nur den dringlichen Personalbedarf beim Archivar der Schillerstadt erkannt, sondern auch einen Lösungsweg parat. Und diesen hätte sich Albrecht Gühring vermutlich so nicht erträumt. Dass er nämlich seit dem 1. Dezember mit Fenja Sommer, einer promovierten Historikerin, zusammenarbeitet, ist für Gühring schlichtweg ein Glücksfall und dem Impuls des Redakteurs zu verdanken, der Sommer noch als Kollegin kennt.

Aber auch für Albrecht Gühring ist Fenja Sommer keine Unbekannte: Die heutige Mutter von zwei Kindern hat bereits in den Jahren 2005 und 2006, damals Anfang 20, ein Praktikum im hiesigen Stadtarchiv absolviert. Diese Erfahrungen schienen offensichtlich prägende Eindrücke hinterlassen zu haben: Die junge Frau entschied sich für ein Geschichtsstudium, das sie zum Abschluss ihres Studiums sogar in Marbach forschen ließ. Sommer verfasste ihre Masterarbeit über den Marbacher Nationalsozialismus. Im Zuge dessen lernte sie auch Hermann Breitenbücher kennen und über ihn die Regisseurin Sabine Willmann. Ein Kontakt, der sie schließlich auch Kai Keller, dem Geschäftsführer der Marbacher Zeitung, gegenüberstehen ließ, der sie später zur MZ brachte. Damit aber waren ihre Stationen in der Schillerstadt noch längst nicht beendet: Einmal die Nase tief hineingesteckt in die Thematik, erkannte Fenja Sommer weiteres Potenzial und wählte für ihre Promotion, die sie in den Jahren 2010 bis 2014 nach Marbach führte, ein Thema, dem sie erneut nachging: In ihrer Doktorarbeit untersuchte sie den „Feierkult um Schiller“ und widmete sich wissenschaftlich den Schillerfeiern im Dritten Reich.

Vermutlich dürften sich noch viele Leser an die Beiträge Fenja Sommers in dieser Zeitung erinnern. Denn sie arbeitete als freie Mitarbeiterin für die MZ und absolvierte hier auch ihr Volontariat. Ihre Liebe zum Journalismus ist nicht verblasst. Auch in ihrer aktuellen Elternzeit schreibt sie für diverse Nachrichtenblätter, kommt aber zu der Erkenntnis, dass es sehr schwierig ist: „Denn viele Termine sind nun mal abends“, erklärt Sommer, deren Kinder nun beide in der Kita sind.

Muße für eine Teilzeittätigkeit hat sie dagegen am Vormittag und streckte deshalb die Fühler aus, um eine „Mama-kompatible Aufgabe“ zu finden. Mit dem Stadtarchiv Marbach hat sie diese nun in der Aufgabe der Fachangestellten für Medien und Informationsdienste gefunden. Dort bringt sich Fenja Sommer ein, um den umfangreichen Archivbestand zu bearbeiten, der Schritt für Schritt den spezifischen Findbüchern zugeordnet werden soll. Eine echte Win-Win-Situation, die nun den Stadtarchivar beglückt. „Ich war hier lange Zeit ein Einzelkämpfer“, erklärt Gühring die Situation, die ihn über die Jahre hinweg händeringend um Personalzuwachs bitten ließ. „Schließlich haben sich unsere Archiv-Bestände stetig ausgeweitet. Man kann sagen, dass sie sich sogar versiebenfacht haben“. Optimale Voraussetzungen also für Fenja Sommer.